J.D. Vance sei zwar selbst nicht unumstritten, doch seine enge Verbindung zu dem Milliardär Peter Thiel, der in einer neuen Trump-Regierung einen noch nie dagewesenen Einfluss haben würde, sollte jeden US-Bürger, dem Freiheit, Privatsphäre und die Eindämmung des Überwachungsstaats am Herzen liegen, zutiefst beunruhigen.
So beginnt die Journalistin Whitney Webb einen Artikel auf Unlimited Hangout über die Hintergründe der Ernennung des potenziellen Vizepräsidenten. Eine komplette deutsche Übersetzung hat Causalis erstellt und veröffentlicht. Da der Artikel sehr ausführlich ist, bieten wir hier eine kurze Zusammenfassung als Einstieg. Die Lektüre des gesamten Textes lohnt sich aber in jedem Fall.
Die Autorin beschreibt darin, wie Vance als einer von mehreren prominenten Schützlingen des Milliardärs Peter Thiel umfangreich gefördert, finanziert und positioniert wurde. Thiel war bereits im Jahr 2016 ein wichtiger Geldgeber für Trumps Präsidentschaftswahlkampf und er gehörte zu dessen Beraterstab.
Zu den anderen Schützlingen des PayPal-Mitbegründers, Facebook-Aufsichtsrats und Gründers des Datenschnüfflers Palantir gehören Sam Altman von OpenAI und Palmer Luckey von Anduril. Als weitere Investoren und Unterstützer der politischen und unternehmerischen Karriere von Vance werden Jeff Bezos von Amazon und der ehemalige Google-Chef Eric Schmidt genannt.
Webb geht auf die engen Verbindungen zum US-Militär und zu den Geheimdiensten ein, die sowohl Thiel als auch Schmidt haben. Dabei sei Schmidt als wichtiger Förderer der Demokraten auch die «führende Hand hinter der Wissenschafts- und Technologiepolitik» der Biden-Administration. Ein Netzwerk von Thiel-finanzierten Rüstungsunternehmen spiele eine wichtige Rolle bei Militäroperationen nicht nur in der Ukraine.
Schmidt wie Thiel seien außerdem wichtige Mitglieder des Lenkungsausschusses der globalistischen Bilderberg-Konferenz, die hinter verschlossenen Türen stattfindet. Newsweek habe Schmidt und Thiel sogar als die beiden einflussreichsten Persönlichkeiten bei Bilderberg bezeichnet.
Während diese Verbindungen an sich schon bedenklich seien, sollte der potenzielle Einfluss Thiels auf die kommende Trump-Administration jeden US-Amerikaner beunruhigen – unabhängig davon, wo er im politischen Spektrum stehe –, lautet Webbs Zwischenfazit. Denn Thiels Bemühungen um die Rehabilitierung und Neugestaltung einiger der Orwellschen und verfassungswidrigen Bemühungen der Geheimdienste, auf inländische Andersdenkende abzuzielen, gäben dazu Anlass.
Peter Thiel habe sich zwar lange als Liberaler dargestellt, so die Autorin, aber seine Erfolgsbilanz seit PayPal habe ihn eher als Architekten des modernen Überwachungsstaates entlarvt, dessen Motor Palantir sei. Kurz nach der Bekanntgabe von Vance als Trumps designiertem Vizepräsidenten wurde von großzügiger finanzieller Unterstützung aus dem Palantier-Umfeld berichtet. Auch Elon Musk gehört demnach zu den Großspendern.
Im weiteren geht Whitney Webb ausführlich auf Überwachungsprogramme der US-Regierung ein, die später praktisch durch private Firmen übernommen wurden: Total Information Awareness (TIA) und Palantir sowie LifeLog und Facebook. Diese Entwicklung habe ihren Ursprung in der Terrorismusbekämpfung nach den Ereignissen des 11. September 2001.
Während der Trump-Administration habe Palantir einen noch privilegierteren Status genossen als unter den vorherigen Regierungen. Auch die Bemühungen um die Schaffung eines KI-gestützten Überwachungssystems, das Verbrechen im Vorfeld verhindere, habe in Trumps erster Amtszeit erheblichen Auftrieb erhalten.
Auch der Rolle von Palantir bei der Reaktion der Trump-Regierung auf Corona und bei der Einführung der Covid-Impfung sollten sich Trump-Anhänger bewusst sein, schreibt die Journalistin. Palantir sei außerdem Mitglied der Covid-19 Health Coalition gewesen, zu deren weiteren Mitgliedern In-Q-Tel der CIA, der erste Geldgeber von Palantir, sowie Amazon, Microsoft und Google zählten. Eine langjährige Beraterin von Palantir, Avril Haines, sei derweil eine Schlüsselfigur bei der berüchtigten Pandemie-«Simulation» Event 201 Ende 2019 gewesen.
Letztendlich sei Palantir – wie viele der anderen Militär- und Geheimdienstunternehmen mit engen Verbindungen zu Peter Thiel – ein Werkzeug des nationalen Sicherheitsstaates, der seinen «Krieg gegen den inländischen Terror» ausweite. Dieser ziele im Grunde auf jeden ab, der sich gegen die Übergriffe und die Kriminalität der Regierung stelle oder auch nur dagegen ausspreche.
Da Thiel, Palantir und Palantir-Mitbegründer Joe Lonsdale nach der kürzlichen Bekanntgabe des Vizepräsidenten nun Millionen in die Trump-Vance-Kampagne pumpten, erscheine es fast als unvermeidlich, dass Palantir und die anderen mit Thiel verbundenen Militärfirmen in einer zweiten Trump-Regierung noch mehr Einfluss haben würden als während seiner ersten Amtszeit, konstatiert Whitney Webb.
Die Befürchung einer solchen massiven Ausweitung des Überwachungsstaates durch die künftige US-Regierung und die Einschätzung der Benennung von J.D. Vance teilt übrigens auch Ernst Wolff. Dies erklärte der Wirtschaftsjournalist kürzlich in einem Interview zum Trump-Attentat.
Wir empfehlen die Lektüre des kompletten Artikels in der deutschen Übersetzung oder im englischen Original.
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2023 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare