In den Berichten über den Gaza-Krieg ignorieren die Systemmedien konsequent die Rolle Israels und der USA bei der Gründung und der Finanzierung der Hamas. Dabei hatte zum Beispiel der US-Politiker Ron Paul in einer Kongressanhörung im Jahre 2009 erklärt: «Die Hamas wurde von Israel und den Vereinigten Staaten ermutigt und tatsächlich gegründet, um Jassir Arafat entgegenzuwirken». Der US-Finanzanalyst Martin Armstrong geht in einem aktuellen Beitrag diesem Aspekt nach.
Zu Beginn macht er darauf aufmerksam, dass Jassir Arafat, langjähriger Vorsitzender der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO und Präsident Palästinas, die Fatah als säkulare, nationalistische Bewegung gründete, die sich von anderen arabischen Staaten unabhängig hielt. Im Gegensatz dazu sei die islamistische Hamas 1987 während der ersten Intifada entstanden und habe Arafats Zweistaaten-Ansatz sowie das Existenzrecht Israels abgelehnt. Die Hamas habe Arafat als Kollaborateur betrachtet und einen religiös motivierten Kampf gegen Israel verfolgt.
Als Ägypten nach dem Arabisch-Israelischen Krieg von 1967 den Gazastreifen an Israel verlor, sei die Muslimbruderschaft nach Gaza gezogen, so Armstrong weiter. Sayyid Qutb, ein Führer der Bruderschaft, sei hingerichtet worden, und der an den Rollstuhl gefesselte Scheich Ahmed Yassin sei einer der führenden Köpfe der Organisation geworden. Der Finanzanalyst weist auf ein Interview des Wall Street Journal von 2009 mit einem hochrangigen Beamten aus dem Gazastreifen hin. Dieser hatte erklärt:
«Die israelische Militärverwaltung im Gazastreifen betrachtete den querschnittsgelähmten Geistlichen wohlwollend, der ein breites Netz von Schulen, Kliniken, einer Bibliothek und Kindergärten aufbaute. Scheich Yassin gründete die islamistische Gruppe Mujama al-Islamiya, die von Israel offiziell als Wohltätigkeitsorganisation und 1979 dann als Verein anerkannt wurde. Israel unterstützte auch die Gründung der Islamischen Universität von Gaza, die es heute als eine Brutstätte der Militanz betrachtet. Die Universität war eines der ersten Ziele, die von israelischen Kampfflugzeugen in der [2008-9 Operation Cast Lead] getroffen wurden.»
Jassins Koalition wurde schließlich zur Hamas, die die Washington Post als «Israels Taliban: eine islamistische Gruppe, deren Vorläufer vom Westen im Kampf gegen einen linksgerichteten Feind niedergeschlagen wurden» bezeichnete. Israel inhaftierte Yasser für zwölf Jahre, aber die Finanzierung seiner Organisation ging laut Armstrong weiter.
Die israelischen Behörden hätten in den 1970er und 1980er Jahren unter der Führung der US-Regierung die Gründung der Muslimbruderschaft unterstützt, aus der später die Hamas hervorgegangen sei. Die Bruderschaft habe ein großes Netz von Nichtregierungsorganisationen, Moscheen, Wohltätigkeitsorganisationen und anderen sozialen Einrichtungen aufgebaut, um Einfluss auf Palästina zu nehmen und Geld in ihre Organisation zu leiten. Armstrong weiter:
«Brigadegeneral Yitzhak Segev, der in den frühen 1980er Jahren israelischer Militärgouverneur in Gaza war, sagte der New York Times, dass er die palästinensische islamistische Bewegung als ‹Gegengewicht› zur PLO, die an Popularität und internationaler Anerkennung gewonnen hatte, mitfinanzierte. ‹Die israelische Regierung gab mir ein Budget›, gestand der pensionierte Brigadegeneral, ‹und die Militärregierung gibt den Moscheen›.»
Der Finanzanalyst erinnert daran, dass sich der damalige US-Präsident Bill Clinton in den 1990er Jahren mit den Osloer Verträgen und später mit den sogenannten «Clinton-Parametern» um eine Zweistaatenlösung zwischen Israel und Palästina bemühte. Sein Vorschlag von 2000 sah Gebietsabtretungen, Landtausch und eine Entschädigung für Flüchtlinge vor, scheiterte jedoch kurz vor Ende seiner Amtszeit. Danach übernahm George W. Bush und schlug einen neuen Friedensfahrplan vor, während er zugleich andere Interessen im Nahen Osten verfolgte und Palästina zu Wahlen ermutigte. «Es ist schwierig, eine Nation auf nationaler Ebene zu überholen, wenn sie sich an die Regeln hält», kommentiert Armstrong.
Bei den Wahlen am 25. Januar 2006 erhielt die Hamas die Mehrheit der Stimmen. Die Vereinigten Staaten und Europa hatten die Hamas zu diesem Zeitpunkt bereits als terroristische Organisation eingestuft, und die Wahl markierte einen wichtigen Wendepunkt in den Beziehungen zu Palästina. Hillary Clinton erklärte 2006 nach der Wahl:
«Ich glaube nicht, dass wir auf eine Wahl in den palästinensischen Gebieten hätten drängen sollen. Ich denke, das war ein großer Fehler. Und wenn wir eine Wahl erzwingen wollten, dann hätten wir sicherstellen müssen, dass wir etwas tun, um zu bestimmen, wer gewinnen würde.»
«Wer kann sagen, dass sich die USA und Israel nicht eingemischt haben?», fragt Armstrong. Hillary Clinton habe gesagt, sie hätte sich im ersten Monat ihrer Amtszeit mit Netanjahu getroffen, wenn sie zur Präsidentin gewählt worden wäre. Bernie Sanders habe während der US-Präsidentschaftsdebatten 2016 wiederholt Clintons Wunsch nach einem Krieg mit Palästina geäußert. Das Time Magazine hat Hillarys Rede vor der pro-israelischen Lobbyorganisation AIPAC veröffentlicht, die dem Finanzanalysten zufolge bei 95 Prozent der US-Politiker erfolgreich Lobbyarbeit betrieben hat. Er erläutert:
«Klar ist, dass sowohl Israel als auch die USA die Hamas weiterhin finanzieren. Die USA, Israel, die UN und Katar vereinbarten nach dem Gaza-Krieg 2014, jeden Monat 30 Millionen Dollar in den Gazastreifen zu schicken. Etwa 10 Millionen Dollar sollten für den Kauf von Öl von Israel verwendet werden, weitere 10 Millionen Dollar für die Bezahlung von Regierungsangestellten und die restlichen 30 Millionen Dollar sollten in Form von 100-Dollar-Stipendien an 100.000 arme Familien im Gazastreifen verteilt werden. In der Presse hieß es damals, dass die Hamas von Habgier getrieben sei und sich von der Kriegsführung zurückziehen würde, wenn sie bezahlt würde. Die Hamas ist jedoch in der religiösen Ideologie des Dschihad verwurzelt – es ging ihr nie um Geld.»
Dr. Udi Levi, der bis 2016 als Beamter des israelischen Auslandgeheimdienstes Mossad für die Bekämpfung der Terrorfinanzierung zuständig war, hatte laut dem israelischen Nachrichtenportal Ynetnews erklärt:
«Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) sagte, sie würde die Hamas nicht mehr finanzieren, und anstatt die Terrorgruppe zusammenbrechen zu lassen, entschied sich Israel für einen alternativen Weg der Finanzierung. Das war Teil der israelischen Politik, sich Ruhe zu erkaufen. Die Hamas verlangte, dass die 30 Millionen Dollar pro Monat direkt an die herrschende Fraktion geliefert werden sollten. Es war naiv zu glauben, dass die Hamas das Geld der Bevölkerung in Gaza zur Verfügung stellen würde.»
Premierminister Benjamin Netanjahu schrieb 2018 gemäß Ynetnews einen Brief an Katar, in dem er dessen Führung bat, die Hamas weiterhin zu finanzieren. Die Finanzierung der Hamas sei noch lange nach den Wahlen von 2006 sowohl von den Vereinigten Staaten als auch von Israel fortgesetzt worden, stellt Armstrong fest.
Er weist zudem auf eine aktuelle Untersuchung des von Elon Musk geleiteten Department of Government Efficiency (DOGE) hin. Diese zeige, dass die United States Agency for International Development (USAID) ein größeres Budget als die CIA und das US-Außenministerium hatte und Millionenbeträge an Organisationen mit Verbindungen zu extremistischen Gruppen wie der Hamas, der Muslimbruderschaft und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) vergab. Dazu würden Gruppen wie die Islamic Relief Agency, Unlimited Friends Associated, Mercy-USA und ANERA gehören, die teilweise bekannte Terroristen unterstützt oder Einrichtungen wie die Hamas-nahe Islamische Universität von Gaza gefördert hätten.
Laut Western Islamism, einer Publikation des Middle East Forum (MEF), flossen insgesamt 164 Millionen Dollar an islamistische Gruppen, davon 122 Millionen an direkt oder indirekt mit Terrorismus verbundene Organisationen.
Gemäß Sam Westrop, Direktor von Islamist Watch, zeichnet diese Untersuchung ein klares Bild: USAID mache sich mitschuldig an der Finanzierung des Dschihad. Er fordert «eine öffentliche Überprüfung der Zuschüsse der US-Regierung, um alle Organisationen auszuschließen, die auch nur indirekt mit einer extremistischen Bewegung in Verbindung stehen». Armstrong resümiert:
«Es ist kein Geheimnis, dass die US-Geheimdienste den Terrorismus finanziert haben, um den Nahen Osten zu destabilisieren. Der tiefe Staat wusste, dass 9/11 stattfinden würde, wie auch, dass es der Hamas gelingen würde, den Iron Dome zu durchdringen und Israel anzugreifen.
Die Hamas war als Gegengewicht zu Jassir Arafat gedacht und sollte Palästina als einen von Terroristen geführten Staat darstellen. Es gibt einen Grund dafür, dass Milliarden in die Unterstützung der Hamas geflossen sind. Palästina wird vollständig von einer terroristischen Organisation kontrolliert, was Israel und den USA ein Druckmittel für eine Invasion gibt. Der Zweistaatenvorschlag war eine vorübergehende Lösung für ein größeres Ziel.»
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