Die Sklaven von heute
werden nicht mit Peitschen,
sondern mit Terminkalendern angetrieben.
John Steinbeck
Liebe Leserinnen und Leser
Was ist und wie entsteht eigentlich Wissen? Das ist eine philosophische Frage. Machen wir es also bodenständiger: Landläufig würde man davon ausgehen, dass Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Form von Wissen darstellen. Aber wie entstehen eigentlich Forschungsergebnisse?
Im Idealfall entstehen sie – zumindest in einer Demokratie – durch freie, ohne Eigeninteresse getrübte Forschung. Wer allerdings einmal eine Universität von innen gesehen und gar selbst in der Forschung tätig war, wird wissen: Dieses Idealbild entspricht mitnichten der Realität. Gerade Universitäten sind heutzutage durchdrungen und geprägt von Ideologien, Voreingenommenheit, Karrierismus, finanziellen Abhängigkeiten – und nicht zuletzt enormem Zeitdruck.
Aktuell berichten einige Schweizer Medien über einen «massiven Anstieg der gesponserten Lehrstühle» an Schweizer Universitäten. Ja, sie haben richtig gelesen: «Gesponserte Lehrstühle», das heißt Professuren, die nicht von der Universität (also von Steuergeldern und damit von der Gemeinschaft) bezahlt werden und auch nicht von der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) oder dem SNF (Schweizerischer Nationalfonds), sondern von privaten, finanzstarken Firmen oder anderen mächtigen Akteuren. Das ist nicht wirklich etwas Neues, in diesem Ausmaß aber dennoch alarmierend. Zumal so etwas noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen wäre.
Bemerkenswert ist vor allem, wie lapidar darüber berichtet wird: «Forscher sind sich nicht einig beim Umgang mit dem Geld aus der Wirtschaft», heißt es da zum Beispiel. Und in der Solothurner Zeitung heißt es in einem Meinungsbeitrag zum Thema gar:
«Es sollte deshalb mehr solcher klar deklarierten Stiftungsprofessuren geben, sofern die akademische Freiheit und Unabhängigkeit garantiert ist. Zusätzliches Geld für Forschung ist nämlich eine gute Entwicklung – auch wenn das Geld von Privaten kommt.»
Aha, «mehr Geld» ist also «immer gut», egal woher es kommt. Und der eklatante Widerspruch zwischen einer Stiftungsprofessur und der Wahrung der «akademischen Freiheit und Unabhängigkeit» scheint dem Schreiber nicht einmal aufzufallen. Denn der einzige Sinn und Zweck einer Stiftungsprofessur besteht darin, den Interessen des Stifters zu dienen. Das ist das Gegenteil von akademischer Freiheit und Unabhängigkeit.
An dem Thema wird zudem noch etwas anderes deutlich: Der vornehmlich von Libertären oder Liberalen notorisch als Feind identifizierte Staat ist hier keineswegs der Hauptakteur, sondern vielmehr ein willfähriger, korrumpierter Handlanger genau jener Akteure, die auch gerne mal als Heilsbringer dargestellt werden: Private Firmen oder sehr wohlhabende Einzelpersonen, sogenannte «Philanthropen» jeglicher Couleur.
Insofern haben wir es ganz offensichtlich nicht mit einer Rückkehr des «Sozialismus» zu tun, wie immer wieder einmal in den neuen Medien zu hören ist, sondern mit einer Rückkehr des Feudalismus.
Herzliche Grüße
Susanne Schmieden
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