Was hat sich die «Kritische Theorie» nicht die Finger wundgeschrieben, wenn es darum ging, den tendenziösen Gebrauch von Wörtern zu kritisieren! – Das «Framing» ist entscheidend. Unbestritten.
Dann schauen wir uns doch einmal einige im Moment besonders häufig verwendete Wörter genauer an! Der «Pieks» als Kurzwort für eine mRNA-Injektion – allgegenwärtig. Das ist offensichtlich infantilisierte Sprache. Um dem Eingriff in den Körper den Schrecken zu nehmen? Oder um deutlich zu machen, worum es bei den aktuellen Impfkampagnen geht: um die Behandlung der (noch) Umgeimpften als störrische Suppenkasper: «Nein, meine Impfdosis will ich nicht …!»
Und wenn zwei «Piekse» nicht genügen, dann muss halt ein dritter her. Der heißt freilich nicht «PiPiPieks», sondern «Booster» – ein Wort mit langer Vergangenheit. Zum Beispiel für einen Verstärkerantrieb bei Dampflokomotiven, einen Hilfsantrieb bei Raketen, ein Amplitudentransformationsstück in Ultraschall-Schweißsystemen oder einen Druckverstärker für Fluide. Die Botschaft könnte deutlicher nicht sein: der Mensch als Maschine, deren Innendruck verstärkt werden muss.
Welcher Außendruck ist nicht aufgebaut worden, damit möglichst viele Menschen solche Injektionen über sich ergehen lassen! Bewegungsfreiheiten werden nicht eingeschränkt, um Übertragungswege zu minimieren, sondern allein, um zögernde Subjekte zu drängen. Wie heißt das bei Politikern und Medienschaffenden? Jetzt werde es für «Ungeimpfte» richtig «ungemütlich»! – Eine Vokabel aus dem Wörterbuch von Gangsterbanden. Überdeutlich, dass es dem vorherrschenden Diskurs längst nicht mehr um Argumente geht, sondern um Nötigung und Erpressung.
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Anselm Gerhard ist Musikhistoriker und Opernforscher. Beruflich und privat hat er sich immer für die Geschichte der Mentalitäten interessiert.