In der Schweiz füllt ein kontroverses Thema das Sommerloch: die Einführung der «Suizidkapsel» namens «Sarco», abgeleitet von Sarkophag. Diese futuristische Apparatur, die vom australischen Arzt Philip Nitschke entwickelt wurde, soll es Menschen ermöglichen, ihrem Leben auf eine ästhetisch ansprechende und scheinbar friedliche Weise ein Ende zu setzen.
Die Debatte darüber wird jedoch weniger von der ethischen und moralischen Dimension des Freitods bestimmt als von der Eleganz und dem Design des Geräts, schreibt der Journalist Stefan Millius auf der Plattform Corrigenda. Das scheint sich jetzt zu ändern.
Es handelt sich um eine Hightechkapsel, die nach Angaben der Entwickler eine schnelle, schmerzlose und selbstbestimmte Methode des Suizids bieten soll. Der Benutzer legt sich in die Kapsel und kann den Vorgang durch Knopfdruck oder Sprachbefehl selbst auslösen.
Innerhalb von wenigen Minuten wird Stickstoff freigesetzt, der den Sauerstoff verdrängt und so zum Tod führt. Der gesamte Prozess soll ruhig und friedlich verlaufen, ohne das Gefühl von Erstickung.
Kritiker bezeichnen die Kapsel bereits als «Tesla des Todes» und werfen den Machern vor, den Freitod zu glamourisieren.
Die Einführung der «Suizidkapsel» in der Schweiz hat eine hitzige Debatte entfacht. Befürworter argumentieren, dass «Sarco» den Menschen eine humane und würdevolle Möglichkeit bietet, ihr Leben zu beenden, insbesondere für diejenigen, die unter unerträglichen Leiden oder unheilbaren Krankheiten leiden. Sie betonen, dass Selbstbestimmung und Autonomie wichtige Werte sind und respektiert werden sollten.
Gegner hingegen kritisieren die Kapsel als gefährlich und unverantwortlich. Sie befürchten, dass das elegante Design und die einfache Handhabung des Geräts Menschen ermutigen könnten, voreilige Entscheidungen zu treffen. Es wird auch argumentiert, dass die Kapsel das Sterben zu sehr ästhetisiert und damit die Schwere und Tragik des Freitods verharmlost.
Nitschke hatte angenommen, dass er von den in der Schweiz relativ liberalen Sterbehilfegesetzen profitieren könnte (wir haben hier, hier und hier berichtet). Zwei Kantone, Schaffhausen und das Wallis, haben ihm nun einen Strich durch die Rechnung gemacht und den geplanten Einsatz der Kapsel verboten. Die Organisation CitizenGo lancierte eine entsprechende Petition mit dem Ziel, ein gesamtschweizerisches ausdrückliches Verbot der Kapsel zu erwirken.
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2023 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare