Die USA und neun ihrer Verbündeten, darunter das Vereinigte Königreich, Kanada, Frankreich, Italien, Spanien, Norwegen und die Niederlande, stehen vor einer potenziellen Auseinandersetzung im Nahen Osten. Sie versuchen, den Jemen daran zu hindern, Schiffe auf dem Weg nach Israel zu bedrohen. Larry C. Johnson, Veteran der CIA und des Büros für Terrorismusbekämpfung des US-Aussenministeriums geht in einem Beitrag auf die Anfälligkeiten der US-Marine ein.
Auf seinem Blog A Son of The New American Revolution stellt Johnson fest, dass die USA derzeit eine «Forward-Based Navy» im Gegensatz zu einer «Expeditionary Navy» hätten. Diese Unterscheidung sei entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit gegen moderne Bedrohungen und die Ausrichtung der Kräftegestaltung.
Bei einer vorwärtsbasierenden Marine sind die Streitkräfte dauerhaft in ausländischen Gewässern stationiert. Eine Expeditionsmarine ist hingegen darauf ausgerichtet, flexibel und mobil auf Bedrohungen oder Krisen zu reagieren, indem sie schnell Truppen und Ressourcen in entfernte Regionen verlegen kann.
Mit Bezug auf einen Beitrag von Anthony Cowden, weist Johnson darauf hin, dass die US-Marine in der Vergangenheit eine expeditionäre Rolle spielte, was es ihr ermöglichte, Macht zu projizieren und logistisch selbständiger zu agieren. Allerdings habe die Marine im Laufe der Zeit diese expeditionäre Fähigkeit verringert und sich stärker auf verbündete und freundliche Basen verlassen.
Ein zentraler Aspekt bezüglich den gegenwärtigen Herausforderungen sieht Johnson in der Bewaffnung der US-Zerstörer, die hauptsächlich die US-Flotte im Konflikt mit dem Jemen bilden. Diese Zerstörer würden geschätzt 90 Raketen tragen. Ihre primäre Mission bestehe darin, den US-Flugzeugträger zu verteidigen. Doch es gebe eine entscheidende Schwäche: Das Fehlen von Schiffstendern, die es ermöglichen würden, die Zerstörer mit neuen Raketen nachzuladen. Ohne diese Möglichkeit müssten die Zerstörer in einen freundlichen Hafen zurückkehren, um sich neu zu bewaffnen.
Johnson betont auch die finanzielle Seite dieser Herausforderung: Jede Aegis-Rakete werde mit mindestens 500’000 Dollar bewertet, möglicherweise sogar mit zwei Millionen Dollar. Wenn der Jemen auf den Einsatz von Drohnenschwärmen setze, um die US-Flotte zu überwältigen, könne dies zu einem enormen finanziellen Verlust führen, da teure Raketen gegen vergleichsweise kostengünstige Drohnen eingesetzt werden müssten.
Der CIA-Veteran warnt deswegen davor, dass die USA möglicherweise gezwungen sein könnten, sich zurückzuziehen, ohne die Bedrohung durch Drohnen und Raketen des Jemen vollständig zu eliminieren. Er betrachtet dies als potenzielle Blamage für die USA und ihre Seemacht, die Zweifel an deren Fähigkeit und Entschlossenheit in solchen Konflikten aufkommen lassen könnte. Johnson resümiert:
«Die US-Flottille und ihre Verbündeten können dem Jemen einigen Schaden zufügen, aber einen entscheidenden Sieg werden sie wohl nicht erringen. Der Jemen seinerseits kann einigen Schiffen ernsthaften Schaden zufügen - vielleicht sogar ein oder zwei Schiffe versenken - und damit einen moralischen Sieg erringen, der Zweifel an den Fähigkeiten und dem Durchhaltevermögen der amerikanischen Marine schüren wird. Vielleicht erklärt dies, warum die USA so zögerlich auf die Angriffe des Jemen reagiert haben.»