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Dokumentationen über die Corona-Krise gibt es mittlerweile zuhauf. Viele Filmemacher haben sich dieses Gegenstands angenommen, um die Ereignisse jener Zeit aus unterschiedlicher Perspektive zu beleuchten. Doch niemand investierte mehr Arbeit als Robert Cibis. Der Filmemacher aus Berlin sammelte so viel Material, dass eine ganze Dokumentarreihe entstanden ist. Ihr Titel: «CORONA.film».
Der enorme Aufwand liegt in dem Erkenntnisinteresse begründet: Was steckt dahinter? Worum ging es wirklich in der Corona-Krise? Das sind die Fragen, die Cibis in seiner noch nicht vollends abgeschlossenen Reihe stellt. Wer jedoch die Webseite seiner Firma OVALmedia besucht, findet neben dem Prolog nur die Folgen 5 und 6.
Die ersten vier Teile fehlen. Dafür gibt es einen Grund, der direkt zum Kern des heutigen Kriegs um Informationen führt. Im Grunde liefern die Ereignisse rund um die Entstehung der Doku-Reihe Stoff für einen eigenen Film. Und würde man ihn realisieren, wäre es ein Thriller.
Persönliche Veränderungen
Die Geschichte beginnt im Sommer 2020. Wie viele Maßnahmenkritiker sucht Robert Cibis nach Wegen, wie sich die unmenschliche Corona-Politik samt ihrer Freiheitsbeschränkungen stoppen ließe. Er wirft das in die Schale, was er kann – die Arbeit hinter der Kamera. Als Filmemacher blickt Cibis auf eine durchaus erfolgreiche Karriere zurück. Nach einem Studium der Filmwissenschaft in Rom und Paris drehte er mehrere Dokumentationen, unter anderem für den Sender Arte. Seine Werke wurden gelobt und ausgezeichnet.
In jenem Sommer 2020 stellt sich für ihn die ganze Welt plötzlich auf den Kopf. In seiner Branche ist Cibis einer der ganz wenigen, die die Corona-Maßnahmen kritisieren und ablehnen. Dementsprechend hoch fällt der Druck aus. Mitarbeiter kündigen, die TV-Sender beenden die Zusammenarbeit. Cibis macht trotzdem weiter. Er lernt andere Maßnahmenkritiker kennen, vernetzt sich und sorgt dafür, dass der Corona-Untersuchungsausschuss mit Viviane Fischer und Reiner Fuellmich Hunderttausende Menschen erreicht. Parallel dazu arbeitet er an jener Doku-Reihe.
Der Rückenwind ist zu dem Zeitpunkt recht groß. Zahlreiche Menschen bieten ihre Hilfe an oder spenden großzügig, damit die Produktion fortgesetzt werden kann. Doch wie in jeder guten Dramaturgie kommt schon bald auch in Cibis’ Geschichte der erste Wendepunkt – in Gestalt eines reichen Mäzens, der sich dem Filmemacher gegenüber als Marcel Jahnke vorstellt.
Fog of War – der Kriegsnebel während der Corona-Zeit
Wer auf die Anfangszeit der Corona-Krise zurückblickt, wird sich erinnern: Die meisten Maßnahmenkritiker bewegten sich damals in einem undurchsichtigen Kriegsnebel, bestehend aus Naivität, Frustration und Euphorie. Man griff zu jedem Strohhalm, ohne die Gefahren zu sehen. Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Maßnahmen stärkte das Vertrauen in jeden, der als ihr Kritiker auftrat.
Als der reiche Großinvestor im Sommer 2020 seine finanzielle Hilfe anbietet, glaubt auch Cibis in der gemeinsamen Einstellung den Beleg dafür zu sehen, dass alles gut laufen wird. Als Summe nennt er 500.000 Euro, was einem durchschnittlichen Budget für eine sechsteilige Fernsehdokumentation entspricht. Der Großinvestor zuckt nicht einmal mit der Wimper und überweist sogar 100.000 Euro mehr. Im Gegenzug soll er an den Film-Einnahmen prozentual beteiligt werden.
Kurze Zeit später schmiert der großzügige «Unterstützter» ein weiteres Zuckerbrot und bietet an, Technik im Gesamtwert von 370.000 Euro zu finanzieren, allerdings in Form eines zinslosen Kredits. Cibis will mit dem Equipment mehrere Studios in Berlin, Rom, Paris und Wien bestücken. Organisation und Planung nehmen drei Monate in Anspruch, wertvolle Zeit, die er nicht für die Produktion seines Filmprojekts nutzen kann.
Dann wird ihm der Kreditvertrag vorgelegt, mit seltsamen Formulierungen, die ihn das erste Mal stutzig machen. Die Skepsis wächst, als der finanzielle «Unterstützer» plötzlich die beiden vorherigen Investitionen gegen eine Firmenbeteiligung eintauschen will. Cibis betreibt zu diesem Zeitpunkt zwei GmbHs, die für jeweils unterschiedliche Film- und Sendungsprojekte zuständig sind.
Er will, dass sie etwas bewirken, dass sie zu einer gesellschaftlichen Veränderung beitragen, vor allem im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen. Deswegen kann er sich eine Firmenbeteiligung vorstellen und zieht es in Erwähgung, auf den Vorschlag einzugehen, zumal sein Co-Investor vorher glaubhaft gemacht hat, dass er der Aufklärungsarbeit die gleiche Bedeutung beimisst.
Strudel von Intrigen, Täuschungen und Bedrohungen
Es dauert nicht lange, bis das anfängliche Vertrauen großer Enttäuschung Platz machen muss. In dem Vertragsentwurf entdeckt Cibis etliche Punkte, die zuvor anders besprochen worden sind. Als er das seinem vermeintlichen Geschäftspartner mitteilt, reagiert dieser nicht und bleibt über Wochen unerreichbar. Unter diesen Umständen schafft es Cibis endlich aus dem Nebel und sieht nun klar und deutlich, dass er diesen Pakt nicht schließen darf.
Damit hat seine Geschichte in der Dramaturgie ihren «Midpoint» erreicht. Ab da geht es steil bergab. Der Filmemacher wird hineingezogen in einen Strudel aus Intrigen, Täuschungen und Bedrohungen. In seinem Leben bricht das komplette Chaos aus. Der Co-Investor reagiert auf die Absage angefressen und fordert die Technik zurück. Er nimmt sogar den gerichtlichen Weg und reicht gleich mehrere Klagen ein.
Cibis geht auf den juristischen Streit ein, muss aber lernen, dass sich Gerichts- und Anwaltskosten nach dem Streitwert berechnen. Und der fällt mit 370.000 Euro recht üppig aus, was Cibis finanziell in Bedrängnis bringt. Zudem gerät er an einen Anwalt, der gegen ihn arbeitet, auch wenn ihm das erst viel später bewusst wird.
Dieser lässt zwei Termine verstreichen. Beim ersten vertut er sich im Tag, obwohl Cibis ihn mitgeteilt hat. Vom zweiten weiß der Filmemacher selbst nichts, weil das Gericht den Termin direkt an den Anwalt schickt, dieser ihn aber nicht seinem Mandanten mitteilt. Die Folge: doppeltes Säumnisurteil, womit es für Cibis keine Möglichkeit gibt, sich in der Sache gegen die Kläger zu wehren.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat er noch zwei Firmen – die OVALmedia Cologne GmbH und die OVALmedia Berlin GmbH. Aufgrund des doppelten Säumnisurteils werden die Konten der Letzteren gepfändet. Cibis muss für diese GmbH Insolvenz anmelden.
Ende der juristischen Auseinandersetzung
Der zweite Wendepunkt ist überschritten, das Finale nah. Mit dem Rücken an der Wand schließt der Berliner Filmemacher schließlich einen großzügigen Kompromiss, damit die schreckliche Odyssee endlich aufhört. Er tritt die Exklusivrechte an den ersten vier Folgen der Doku-Reihe an den Co-Investor ab und bekommt im Gegenzug zugesichert, dass die gerichtliche Auseinandersetzung endet.
Cibis kommt mit einem blauen Auge davon, muss aber eine seiner zwei Firmen aufgeben. Und der Co-Investor kontaktiert einen anderen Filmemacher, der aus den ersten vier Folgen einen einzigen Dokumentarfilm unter dem Titel «Corona – die große Irreführung» macht. Heute vermutet Cibis, dass der Co-Investor die ganze Zeit gegen ihn gearbeitet hat, um die Arbeit zu blockieren.
Im Zuge der letzten Jahre sind immer mehr Puzzleteile zusammengekommen, aus denen sich ein Bild ergibt. So hat der Co-Investor zum Beispiel mehrere bekannte Persönlichkeiten aus der maßnahmenkritischen Szene angeschrieben, wie Cibis mittlerweile weiß. Auch sie haben finanzielle Unterstützung angeboten bekommen. Zudem meldete sich in jener Anfangszeit ein Ehepaar beim Filmemacher und offerierte ebenfalls eine üppige Geldsumme. Wie im Fall des Co-Investors mündete diese «Hilfe» in einer Klage. Später erfuhr Cibis, dass sich beide «Unterstützer»-Parteien abgesprochen hatten.
Black-Shelfing
Was dem Filmemacher passiert ist, hat Methode. Sie trägt den Namen «Black-Shelfing»: Bücher oder Filme werden aufgekauft, um sie zu verhindern – oder sie so zu verändern, dass brisante Informationen nicht an die Oberfläche treten. Bei einem Dokumentarfilm kann beispielsweise scharfe Kritik herausgenommen und durch Anekdoten ersetzt werden.
Genau das soll passiert sein, als der Co-Investor nach Erwerb der Exklusivrechte an den ersten vier Teilen der Dokumentationsreihe daraufhin in Zusammenarbeit mit einem für die Kinoauswertung bislang unerfahrenen Erstlingsverleiher daraus den Film «Corona – Die große Irreführung» zusammenschneiden ließ. Darin werde die Kritik an der Corona-Politik und deren Hintergründen entschärft, sagt Cibis. Zudem gebe es nur kleine Vorführungen und verhältnismäßig wenig Öffentlichkeit.
Cibis sieht darin einen Widerspruch zum Aufklärungswillen, den sein Co-Investor vorher bekundet hat. Stutzig macht ihn das kleine Marketing-Budget und das unerfahrene Team. Beides widerspricht seiner vermeintlich unerschöpflichen Finanzkraft, mit der sich der Film weitaus professioneller promoten ließe. Wäre das Budget gezwungenermaßen klein, hätte er immer noch die Möglichkeit, den Film auf YouTube zu veröffentlichen. Doch das ist nicht geschehen, weder auf YouTube noch auf anderen bekannten Plattformen.
«Corona – Die große Irreführung» ist somit lediglich ein Zusammenschnitt der vier Teile aus der Dokumentationsreihe. Diese selbst werden in ihrer vollen Länge seit knapp einem Jahr verheimlicht, obwohl der Co-Investor über einen Mitarbeiter im Rahmen des Einigungsvertrags versprochen hat, sie bald unverändert zu veröffentlichen. «Sonst hätte ich mich auf den Deal natürlich nicht eingelassen», sagt Cibis.
Den Namen Marcel Jahnke konnte er im Internet bis heute nicht finden, genauso wenig wie dessen Firmen. Der Großinvestor ist wie ein Gespenst, eine große Fata Morgana, möglicherweise sogar eine Inszenierung, hinter der die Geheimdienste stecken. Cibis hat seine Lektion jedenfalls gelernt.
Wie der typische Film-Protagonist ist er nach seiner Heldenreise gereift und weiß jetzt ganz genau, mit welchen Bandagen die Gegner der Wahrheit kämpfen. Dieses Wissen soll künftig in seine Projekte fließen. Er hat sich erholt und produziert munter weiter, unter anderem neue Folgen der Corona-Dokumentationsreihe. Material hat er genug.
Das Interview mit Robert Cibis finden Sie hier.
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