Der US-Investmentbanker Jeffrey Epstein besaß unter anderem zwei Privatinseln auf den US-amerikanischen Virgin Islands und wurde 2019 angeklagt, einen Ring zur sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen unterhalten zu haben. Am 10. August 2019 wurde Epstein in seiner Zelle nicht ansprechbar aufgefunden; im Krankenhaus wurde wenig später sein Tod festgestellt.
Sein Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen, nicht zuletzt auch deshalb, weil zahlreiche weltbekannte Personen mit ihm in Verbindung gebracht worden sind, zuletzt vor allem auch Bill Clinton und der amtierende US-Präsident Donald Trump (siehe zum Beispiel die TN-Berichte «Forensiker widersprechen Trump-Version zu orangefarbener Gestalt, die kurz vor Epsteins Tod in der Nähe seiner Zelle gesichtet wurde» und «Kevin Spacey: Bill Clinton war mit ‹jungen Mädchen› in Epsteins Jet»).
Was Epstein angeht, so hat die Trump-Regierung kürzlich die Thesen vom Tisch gefegt, der ehemalige Investmentbanker könnte im Besitz einer Liste von Prominenten gewesen sein, die in seine kriminellen Aktivitäten involviert waren, und in seiner Gefängniszelle ermordet worden sein. Bei zahlreichen Trump-Anhängern und zum Beispiel auch Journalisten wie dem Pulitzerpreisträger Chris Hedges, die sich seit Jahren intensiv mit dem Fall beschäftigen, stößt dies auf Unverständnis (siehe den TN-Artikel «Trump, Obama und jetzt Clinton: Dritter US-Präsident gerät verstärkt in Epstein-Strudel»).
Entsprechend wird verstärkt diskutiert, ob die Trump-Administration hier abgewiegelt hat, um das Thema abzuschließen und so zu verhindern, dass zu viele pikante Details über die jahrelange enge Verbundenheit zwischen Trump und Epstein in den öffentlichen Diskurs vordringen.
Trump: «Jeff – Du bist der Größte!»; Epstein: «Trump ist engster Freund»
Doch der Plan scheint nicht aufzugehen. So hat kürzlich das Wall Street Journal (WSJ) ein ledergebundenes Album «ausgegraben», das für Clinton, aber besonders auch für Trump kompromittierend wirkt. So soll es aus dem Jahr 2003 stammen und Briefe an Epstein zu dessen 50. Geburtstag enthalten – inklusive eines Briefes von Trump höchstpersönlich. Siehe dazu den TN-Artikel «Trump: ‹Epstein ist ein toller Kerl ... Man sagt sogar, er stehe genauso auf schöne Frauen wie ich, und viele von ihnen sind eher jünger›» und auch diesen hier.
Laut New York Times hatte Trump bereits zuvor mit folgender persönlicher Nachricht seine Bewunderung für Epstein zum Ausdruck gebracht:
«Für Jeff – Du bist der Größte!»
Zwischen den beiden in New York City Geborenen und zu Superreichen Aufgestiegenen hat es vor allem in den 1990er Jahren und auch einige Jahre danach also offenkundig sehr enge Bande gegeben. Der Pulitzerpreisträger Chris Hedges schreibt dazu in seinem Substack-Beitrag «Trump, Epstein and the Deep State» unter Berufung auf den Trump-Biografen Michael Wolff gar, der jetzige US-Präsident habe eine «jahrzehntelange Freundschaft mit Epstein» gepflegt. Epstein selbst bezeichnete sich Dokumenten zufolge als Donald Trumps «engsten Freund» (siehe TN-Beitrag «Trump, Obama und jetzt Clinton: Dritter US-Präsident gerät verstärkt in Epstein-Strudel»).
Epsteins New Yorker «Bude der Verderbnis» mit Fotos von Clinton, Trump und Papst
Doch damit nicht genug. Wie die New York Times gestern berichtete, habe es in Jeffrey Epsteins «Bude der Verderbnis» («den of depravity») im New Yorker Nobelstadtteil Manhattan nicht nur versteckte Kameras, eine Erstausgabe des Buches «Lolita», in dem es um die verbotene, weil pädophile Beziehung eines Literaturwissenschaftlers zu der anfänglich 12-Jährigen geht, die er «Lolita» nennt, und einen merkwürdigen 1-Dollar-Schein, signiert von Bill Gates, gegeben. Auch sei «das weitläufige Stadthaus voller gerahmter Fotos einiger der bekanntesten Namen der Welt gewesen – darunter Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman, der zukünftige Präsident Donald Trump, der ehemalige Präsident Bill Clinton und sogar der verstorbene Papst Johannes Paul II».
Beweise dafür, dass Trump sich an den Missbrauchsverbrechen Epsteins beteiligt hat, sind dies zwar nicht. Doch es drängt sich die Frage auf, wie Trump bei einer jahrelangen und so innigen Beziehung zu Epstein gar nichts von den Missetaten des Investmentbankers mitbekommen haben soll. Zugleich lässt Trumps Vorliebe für «eher jüngere» Frauen aufhorchen.
Trump begibt sich in die Welt der oft minderjährigen Models
So sagte Trump, wie erwähnt, nicht nur, Epstein sei «ein toller Kerl ... Man sagt sogar, er stehe genauso auf schöne Frauen wie ich, und viele von ihnen sind eher jünger». Auch erreichen in diesem Zusammenhang jetzt weitere pikante Aussagen Trumps aus seiner Vergangenheit den medialen Diskurs. Wie MeidasTouch berichtet, habe man «versteckte Trump-Videos gefunden», die «Donald Trumps dunkle Vergangenheit weiter ans Licht bringt» (siehe Video zu Beginn dieses Artikels).
So habe man ein Video aus dem Jahr 1991 gefunden, das einen Schönheitswettbewerb namens «Look of the Year» zeige, den Donald Trump zusammen mit einem Mann namens John Casablancas von Elite Model Management veranstaltet hat und bei dem das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen bei 15 Jahren gelegen haben soll, wie The Guardian unter Berufung auf Fox News schrieb. Und weiter:
«Einige [der Mädchen] reisten alleine dorthin und waren zum ersten Mal von zu Hause weg. Der Druck, die Juroren zu beeindrucken, war enorm.»
Die Elite Model Agency, die 1970 von Casablancas gegründet worden war und die Megamodels wie Naomi Campbell und Cindy Crawford vertrat, sei auch dazu benutzt worden, um minderjährige Mädchen auszubeuten. Tatsächlich gab es zahlreiche Vorwürfe und Berichte über unangemessenes Verhalten, insbesondere in Bezug auf sexuelle Ausbeutung, Manipulation und den Umgang mit minderjährigen Models. Dabei war Casablancas selbst in mehrere Skandale verwickelt, unter anderem wegen Beziehungen zu sehr jungen Models, teilweise unter 18 Jahren.
The Guardian schreibt dazu im Jahr 2020:
«Casablancas’ Ehe mit seiner zweiten Frau, dem dänischen Model Jeanette Christiansen, endete 1983, als herauskam, dass er eine Affäre mit dem 15-jährigen Model Stephanie Seymour hatte. Casablancas, damals Anfang 40, beschrieb Seymour später als ‹Frauenkind›. Seine dritte Frau, das brasilianische Model Aline Wermelinger, lernte er 1992 kennen, als sie als Kandidatin für ‹Look of the Year› im Trump’s Plaza übernachtete. Sie heirateten im folgenden Jahr; Casablancas war 51, sie 17.»
Was diesen 1991er Schönheitswettbewerb «Look of the Year» betrifft, so berichtet MeidasTouch:
«Donald Trump ist bei diesem Schönheitswettbewerb von 1991 zu sehen ... Die kleinen Mädchen kamen in den Raum, die meisten von ihnen minderjährig, einige von ihnen erst 14. Sie kamen in Badeanzügen in den Raum, sehr spärlich bekleidet, und er saß dort und bewertete sie und entschied, ob sie in die nächste Runde kommen würden.»
Donald Trump im Jahr 1991, damals 45, inmitten der Kandidatinnen des «Look of the Year»-Schönheitswettbewerbs, bei dem er Juror war; Quelle: The Guardian
Der 1992er Look of the Year Modelcontest war auch bei weitem nicht Trumps einzige Beteiligung an Schönheitswettbewerben. Tatsächlich war er in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren in die Welt der Modelwettbewerbe involviert. So war er von 1996 bis 2015 Miteigentümer und öffentliche Figur der Miss Universe Organization, zu der folgende Wettbewerbe gehören: Miss Universe, Miss USA und Miss Teen USA.
Trump reklamierte für sich dabei auch sogar eine Art Recht darauf, die Mädchen nackt sehen zu können. So sagte er 2005 gegenüber dem Radiomoderator Howard Stern:
Trump: «Nun, man könnte auch sagen, dass man als Eigentümer des Schönheitswettbewerbs die Pflicht hat, das zu tun.»
Stern: «Also haben Sie das getan. Erzählen Sie mir davon.»
Trump: «Nun, das Lustigste daran ist, dass ich vor einer Show hinter die Bühne gehe, wo sich alle ankleiden und fertig machen. Und wissen Sie, es sind keine Männer da, und ich darf hineingehen, weil ich der Veranstalter des Schönheitswettbewerbs bin und daher alles inspiziere. Ich inspiziere alles. Ich möchte sicherstellen, dass alles in Ordnung ist ...»
Stern: «Sie sind eine Art Doktor?»
Trump: ... [Ich frage dann:] ‹Ist alles in Ordnung?› Und sie stehen dann dort ohne Kleidung. [Ich frage nochmal.] ‹Sind alle ok?› Und du siehst diese unglaublich gut aussehenden Frauen. Und so komme ich irgendwie mit derlei Dingen durch.»
Noch zur Einordnung: In der Modelbranche scheint Missbrauch systemisch verankert. So heißt es in einer Arbeit aus dem Jahr 2022:
«Die Modelbranche ist nicht so glamourös, wie es scheint – das wissen wir. Models sind während ihrer gesamten Karriere oft Ausbeutung und sexueller Gewalt ausgesetzt. Leider ist dies seit den Anfängen von Modenschauen, Werbespots und Fotoshootings ein Problem. Models werden von Personen in Machtpositionen objektiviert, ausgebeutet oder sogar angegriffen.
Laut der Branchenvereinigung Model Alliance geben 87 Prozent der Models an, dass sie ohne Vorwarnung aufgefordert wurden, sich auszuziehen, 30 Prozent haben unangemessenes Verhalten am Arbeitsplatz erlebt und 28 Prozent wurden bei der Arbeit zu sexuellen Handlungen aufgefordert.»