In letzter Zeit haben ukrainische und westliche Beamte eingeräumt, dass die vielbeschworene Gegenoffensive Kiews nicht den Plänen entsprechend verlaufe. Selbst der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte zugegeben, dass sie «langsamer als gewünscht» vorangehe.
Nun berichtet CNN, dass die ukrainische Gegenoffensive auf erhebliche Hindernisse stosse. Das führe zu wachsenden Bedenken westlicher Beamter hinsichtlich der Durchführbarkeit einer Rückeroberung von Gebieten.
Nach Angaben hochrangiger westlicher Beamter, die mit den jüngsten Erkenntnissen vertraut sind, haben die ukrainischen Streitkräfte Mühe, nennenswerte Fortschritte zu erzielen. Experten halten eine wesentliche Verschiebung des Gleichgewichts in dem Konflikt für sehr unwahrscheinlich.
Der demokratische Abgeordnete Mike Quigley aus Illinois, der vor kurzem von einem Treffen in Europa mit US-Befehlshabern zurückkehrte, die ukrainische Panzertruppen ausbildeten, erklärte:
«Unsere Briefings sind ernüchternd. Wir werden an die Herausforderungen erinnert, mit denen sie konfrontiert sind. Wir befinden uns in der schwierigsten Phase des Krieges.»
Die Schwierigkeiten ergeben sich aus der gewaltigen Aufgabe, die komplizierten russischen Verteidigungslinien in den östlichen und südlichen Regionen zu durchbrechen. Diese seien durch zahlreiche Minen und ausgedehnte Grabennetze gekennzeichnet, so CNN.
Die ukrainischen Streitkräfte hätten in diesen Gebieten beträchtliche Verluste erlitten, was die Kommandeure dazu veranlasst habe, sich neu zu formieren und die Verluste zu minimieren.
Westlichen Beamten zufolge hat der langsame Vormarsch die enormen Schwierigkeiten bei der Umwandlung der ukrainischen Streitkräfte in effektive, kombinierte, mechanisierte Einheiten offenbart. Diese Truppen seien nur acht Wochen lang an den neuen, vom Westen gelieferten Waffen ausgebildet worden, was ihre Fähigkeit zu schnellen Fortschritten beeinträchtige.
Das langsame Vorankommen habe einige ukrainische Einheiten dazu veranlasst, auf russischem Territorium zuzuschlagen, um Schwachstellen aufzudecken und wieder in Schwung zu kommen.
Trotz der Hindernisse, mit denen die ukrainischen Streitkräfte konfrontiert sind, halten US-Beamte die Hoffnung auf mögliche Fortschritte aufrecht und verweisen auf das begrenzte Zeitfenster vor der Verschlechterung der Wetter- und Kampfbedingungen im Herbst.
Dieser Wechsel von anfänglichem Optimismus zu nüchternen Einschätzungen hat jedoch den Druck erhöht, Friedensverhandlungen durchzuführen und mögliche territoriale Zugeständnisse zu gewähren.
Einige westliche Beamte befürchten: Die wachsende Kluft zwischen Erwartungen und Ergebnissen könnte zu gegenseitigen Schuldzuweisungen und zu einer Spaltung zwischen ukrainischen Verantwortlichen und westlichen Verbündeten führen.
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