Schätzungsweise etwa 40.000 Touristen sitzen laut Haaretz derzeit in Israel fest, nachdem die Flughäfen aufgrund der Beschüsse im Land und der eskalierenden Spannungen mit dem Iran geschlossen wurden. Zu den betroffenen Besuchern gehören demnach die unterschiedlichsten Gruppen: Reisende, die an Pride-Veranstaltungen teilnehmen wollten, junge Erwachsene auf so genannten Birthright-Reisen nach Israel, bei der kostenlose 10-tägige Reisen für Jugendliche nach Israel organisiert werden, und andere ausländische Touristen, die über Städte wie Tel Aviv, Jerusalem und Gebiete im Negev verstreut sind. Viele von ihnen würden sich in Hotels oder sicheren Unterkünften aufhalten und auf Luftschutzsirenen und Raketendrohungen mit einem unterschiedlichen Maß an Angst und Widerstandsfähigkeit reagieren.
Die Landübergänge nach Jordanien und Ägypten seien zwar weiterhin geöffnet, aber die Öffnungszeiten seien begrenzt, und die hohe Nachfrage führe zu langen Wartezeiten an der Grenze, ohne dass eine Überfahrt sicher sei, so die israelische Zeitung. Seit Sonntag sei es einigen gelungen, mit dem Schiff nach Zypern zu gelangen, der Platz darauf sei aber begrenzt, Tickets seien schwer zu bekommen und die Preise seien in die Tausende von Euro gestiegen, im Vergleich zu Hunderten vor der Schließung der Flughäfen.
Zu den Betroffenen gehören gemäß Haaretz auch etwa 2800 Teilnehmer des Birthright-Programms, die von ihren Organisatoren betreut werden und in geschützten Einrichtungen untergebracht sind. Reisende, die an der LGBTQ-Pride-Woche in Tel Aviv teilnehmen wollten – einer Veranstaltung, die in ruhigeren Zeiten Zehntausende von Touristen aus aller Welt anzieht – würden von örtlichen NGOs und psychosozialen Diensten unterstützt.
Die meisten Reisenden seien frustriert, nicht ausreisen zu können, oder hätten den starken Wunsch geäußert, das Land zu verlassen. Trotz der angespannten Atmosphäre seien einige hingegen aus persönlicher Bereitschaft oder emotionaler Verpflichtung bereit, im Land zu bleiben. So habe Dina Leader, eine in New York und Florida lebende Philanthropin, die am 5. Juni in Israel eintraf, erklärt:
«Wir sind jetzt Zeugen der Geschichte. Wir sind auch Zeugen der außergewöhnlichen Stärke und Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes. Ich würde um nichts in der Welt tauschen wollen, ich bin so stolz.»
Als Reaktion auf die feststitzenden Touristen haben Haaretz zufolge sowohl die israelischen Behörden als auch internationale Organisationen ihre Hilfe angeboten. Birthright Israel übernehme die Kosten für verlängerte Aufenthalte, und das israelische Tourismusministerium habe eine virtuelle Hilfe in Hebräisch und Englisch eingerichtet, um ausländische Besucher zu unterstützen. Die Bemühungen, die Abreise zu arrangieren, würden dauern, doch die Situation bleibe ungewiss, und viele der «Gestrandeten» wüssten nicht, wann sie sicher nach Hause zurückkehren können.
Schätzungsweise 100.000 bis 200.000 Israelis würden hingegen im Ausland festsitzen.