In einer aufsehenerregenden Rede im irischen Dublin, organisiert vom Außenministerium Irlands, richtete Jamie Dimon klare Worte an Europa, wie zum Beispiel die Financial Times letzte Woche berichtete: «Die EU verliert wirtschaftlich massiv an Boden.» Der gebürtig griechischstämmige CEO von JPMorgan Chase wies darauf hin, dass Europas Wirtschaftsleistung innerhalb von 10 bis 15 Jahren von 90 auf nur noch 65 Prozent des US-BIP zurückgefallen sei. «Das ist alarmierend. Ihr verliert», so Dimon unverblümt.
Seine Kritik kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Die EU ringt um eine neue wirtschaftliche Ausrichtung, während geopolitische Spannungen und protektionistische Tendenzen – vor allem in den USA – zunehmen. Besonders die aggressiven Zollpläne des US-Präsidenten Donald Trump sieht Dimon als gefährlich für den Welthandel. «Ich sehe eine gefährliche Selbstzufriedenheit», warnte er mit Blick auf Trumps Drohungen.
Dimon appellierte an die europäische Politik, deutlich mehr in Infrastruktur, Industrie und Technologie zu investieren. Er verwies auf den Vorschlag des früheren EZB-Chefs Mario Draghi, ein europäisches Industrieprogramm im Umfang von 800 Milliarden Euro jährlich aufzulegen, um den Anschluss an China und die USA nicht zu verlieren. «Wenn ihr konkurrieren wollt, müsst ihr investieren», forderte Dimon. Zwar habe Europa noch starke Unternehmen, «aber es werden immer weniger».
Auch innenpolitisch sparte Dimon nicht mit Kritik – sowohl an den US-Demokraten («Was dachten sie sich mit all dem Wokeness?») als auch an der republikanischen Seite. Den Begriff «Taco Trade» – eine Strategie, bei der man darauf setzt, dass Trump letztlich doch von seinen Drohungen zurückweicht – bezeichnete er als fragwürdig, wenngleich er einräumte: «Er hat oft rechtzeitig zurückgezogen.»
Jamie Dimons Worte sind nicht nur Mahnung, sondern auch Weckruf: Europa droht in einem globalen Machtspiel wirtschaftlich unterzugehen, wenn es nicht entschlossener handelt.