Im Gespräch mit dem ehemaligen Richter Andrew Napolitano geht der ehemalige CIA-Nachrichtenanalyst Larry Johnson unter anderem auf die Bereitschaft der Hisbollah zum Konflikt mit Israel, Israels Besetzung palästinensischer Gebiete und den Tod Alexei Nawalnys ein. Johnson ist sich sicher:
«Israel hat die Entscheidung getroffen und wird in den Libanon einmarschieren».
Das habe er von einem anderen ehemaligen CIA-Mitarbeiter erfahren, der jemanden kenne, «der es weiss». Israel habe entschieden, in den Süden Libanons einzudringen. Der Chef der israelischen Streitkräfte (IDF), General Herzl Halevi, habe sogar Israels Pläne dazu im Januar öffentlich angekündigt. Johnson hofft, dass dies nicht geschehe, denn das würde zur Zerstörung Israels führen.
Dass Israel seiner Ansicht nach dennoch in den Libanon einmarschieren wird, führt der ehemalige CIA-Analyst auf «eine Kombination von Arroganz und Hybris» zurück, die durch Unsicherheit entstehe. Er verweist auch auf Netanjahus Geschichte, militärische Intervention als politisches Werkzeug zu nutzen. Johnson erklärt:
«Israel besteht darauf, das beste Militär im Nahen Osten zu haben. Das haben sie nicht. Sie haben wahrscheinlich das brutalste, undisziplinierteste und prinzipienloseste Militär im Nahen Osten, wie durch ihre wiederholte Tötung von Zivilisten, Frauen und Kindern ohne jede Rücksicht demonstriert wurde. Sie greifen routinemässig Krankenhäuser und Presseleute an und kommen damit durch, indem sie sie als Terroristen bezeichnen.
Jeder ist ein Terrorist. Solange er ein Terroristen ist, solange du ihn zum Feind des Staates erklärst, was genau die Gewohnheit der Sowjets war in den schlechten alten Tagen der Sowjetunion, dann kannst du mit ihm machen, was du willst. (…) Es ist eine Schande für die Menschheit.»
Gemäss Johnson hat die Hisbollah eine gut organisierte Armee. Sie habe stark verteidigte Positionen, ähnlich denen, die Russland in der Ukraine aufgebaut hat, und seien bereit für den Kampf. Die Miliz habe auch Langstreckenraketen, die sie bislang nicht verwendet habe. Diese seien in Städten fern der Grenze platziert und würden im Falle einer israelischen Invasion benutzt werden.
Johnson glaubt, dass dies zu Massenopfern in Israel führen werde. Wenn nötig, würden die Hisbollah auch in Israel eindringen.
Der ehemalige CIA-Analyst erinnert daran, dass Israel schon 2006 in den Libanon einmarschiert sei und verloren habe, auch wenn sie das Gegenteil behaupten würden. Seitdem seien die Hisbollah stärker geworden. Im Gegensatz zu Israel, dass grösstenteils eine «sehr sehr schlecht ausgebildete» Reservearmee habe, seien die Hisbollah-Kämpfer «Vollzeit-Soldaten». Dennoch zeige eine Umfrage, dass fast 34 Prozent der Israelis einen Einmarsch in den Südlibanon unterstützen.
Johnson argumentiert, dass Israels ultimatives Ziel das vollständige Verschwinden Palästinas und die Zerstörung des palästinensischen Volkes sei. Er stimmt mit denen überein, die Israels Handlungen mit den von den Nazis gegen Juden begangenen Gräueltaten vergleichen. Es handle sich um eine kollektive Bestrafung und Hass gegenüber den Palästinensern. Trotz der genetischen Ähnlichkeiten zwischen Israelis und Palästinensern glaubt Johnson, dass die Besessenheit der radikalen Zionisten, die Palästinenser zu eliminieren, letztendlich Israel zerstören werde, indem das Land seine moralische Grundlage aufgibt.
Gemäss Johnson wird die Hisbollah nicht die einzige militante Gruppe sein, die sich an einem künftigen Konflikt beteiligen würde. Andere Führer in der Region würden aufgrund der Wut der arabischen Völker über die Situation in Gaza unter Druck gesetzt werden. Er warnt davor, dass ein solcher Konflikt ernsthafte Auswirkungen haben könnte, sowohl im Nahen Osten als auch darüber hinaus.
Der Analyst kritisiert in diesem Zusammenhang die USA, dass sie hier nicht entsprechend diplomatisch eingreifen würden und zugleich fortgesetzt in Konflikten in der Region militärisch agierten, darunter im Jemen.
Napolitano und Johnson gehen auch auf den Tod Alexei Nawalnys ein. Der ehemalige Richter kritisiert dabei, dass die Reaktion des Westens heuchlerisch sei. So stehe sie in starkem Kontrast zur Reaktion des Westens auf das Leiden der Palästinenser und westlicher Bürger Julian Assange und dem US-Amerikanischen Journalisten Gonzalo Lira, der letztes Jahr in einem ukrainischen Gefängnis ums leben kam.
Johnson zufolge war Nawalny, ob wissentlich oder nicht, «ein Werkzeug des Westens». Bezüglich dessen Doppelmoral, erinnert er an rassistische Aussagen des russischen Oppositionellen (wir berichteten). Er schliesst die Möglichkeit nicht aus, dass der Westen mit Nawlny «einen Jeffrey Epstein gemacht hat», also für seinen Tod verantwortlich ist. Dass Putin ihn umgebracht haben soll, hält er für «nonsense».
Was Assange betrifft, so kritisiert der Ex-CIA-Analyst die mangelnde Unabhängigkeit der britischen Justiz. Er erwähnt Australiens starkes Eintreten für seine Freilassung als potenzielle Unbekannte in der Situation (wir berichteten). Heute und Morgen wird sich am Hohen Gericht in London entscheiden, ob der Wikileaks-Gründer an die USA ausgeliefert werden wird.
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