Ein Team von Forschern hat einen «KI-Wissenschaftler» entwickelt, der den gesamten Forschungsprozess automatisieren kann. Diese KI, die von einem Unternehmen in Tokio sowie von akademischen Laboren in Kanada und Großbritannien entwickelt wurde, kann laut Nature wissenschaftliche Literatur analysieren, Hypothesen formulieren, Experimente durchführen und wissenschaftliche Artikel verfassen. Zwar gebe es bereits Ansätze zur Automatisierung von Teilen des wissenschaftlichen Prozesses, aber der «KI-Wissenschaftler» gehe einen Schritt weiter, indem er den gesamten Prozess abdecke.
Die bisherigen Ergebnisse des Systems sind dem Fachjournal zufolge jedoch begrenzt. Es arbeite nämlich nur im Bereich des maschinellen Lernens und könne keine Laborarbeit leisten. Wissenschaftler wie Gerbrand Ceder, Materialforscher am Lawrence Berkeley National Laboratory und an der University of California, Berkeley, sehen dennoch ein großes Potenzial für die Zukunft, auch wenn der kreative Teil der Forschung vorerst den Menschen vorbehalten bleibt.
Wie Nature erklärt, basiert das System auf einem sogenannten «großen Sprachmodell» und verwendet eine Technik namens «evolutionäre Berechnung», um Algorithmen durch kleine, zufällige Änderungen zu optimieren. Trotz der Automatisierung des Forschungsprozesses würden die produzierten Arbeiten bislang nur geringe Fortschritte enthalten und es gebe Kritik an der Qualität der Ergebnisse. Zudem habe das System eine Tendenz, populäre Arbeiten zu bevorzugen.
Obwohl der «KI-Wissenschaftler» noch in den Kinderschuhen stecke, würden einige Forscher in ihm einen Vorläufer für die Zukunft der Wissenschaft sehen. Jevin West, Computer-Sozialwissenschaftler an der Universität von Washington in Seattle, merkte an:
«Alle meine Kollegen in den verschiedenen Wissenschaften versuchen herauszufinden, wie die KI in unsere Arbeit passt. Sie zwingt uns dazu, darüber nachzudenken, was Wissenschaft im 21. Jahrhundert ist – was sie sein könnte, was sie ist und was sie nicht ist.»