Israel hat nach dem Zusammenbruch der Regierung von Baschar al-Assad im Dezember 2024 seine militärische Präsenz in Südsyrien rasch ausgeweitet. Laut +972 Magazine sind die israelischen Streitkräfte (IDF) bis zu zwölf Meilen in syrisches Gebiet vorgedrungen, haben mindestens neun militärische Außenposten errichtet und ihre operative Reichweite erhöht.
Dieses Vordringen wurde dem Portal zufolge von zahlreichen Luftangriffen begleitet, darunter einer am 25. März im Dorf Koya. Mindestens sechs Bewohner seien dabei ums Leben gekommen. Die Bewohner mehrerer anderer Dörfer seien von Hausdurchsuchungen, Zerstörungen und Zwangsumsiedlungen betroffen gewesen. 350 Bewohner des Dorfes Rasm al-Rawa sollen beispielsweise aus ihren Häusern vertrieben worden sein.
Seit dem Sturz der Regierung am 8. Dezember 2024 hätten israelische Kampfflugzeuge fast täglich militärische Einrichtungen der ehemaligen Regierung angegriffen, so +972 Magazine. 600 Angriffe seien allein in den ersten acht Tagen der Militäroperationen erfolgt. Israel rechtfertige die Angriffe unter anderem mit der Notwendigkeit, zu verhindern, dass Waffenbestände in die Hände der neuen Regierung in Damaskus fallen.
Mohammed Fayyad, ein Rechtsanwalt und Menschenrechtsaktivist, wurde laut eigenen Aussagen im Januar von israelischen Streitkräften geschlagen und festgenommen, als er über deren Operationen im Dorf Hamidye berichtete. Zusätzlich zu diesen gewaltsamen Begegnungen berichtete er +972, dass israelische Militärbeamte «in weißen Zivilfahrzeugen in Dörfer eindringen, um Daten zu sammeln und unter dem Vorwand, humanitäre Hilfe anzubieten, statistische Fragebögen auszufüllen». Außerdem hätten sie den Einheimischen angeboten, «mindestens 75 Dollar pro Tag für den Aufbau der Infrastruktur der Stützpunkte zu zahlen». Fayyad erklärte:
«Nachdem sie uns alles genommen haben, bieten sie uns Lebensmittel, Medikamente, Strom und Arbeit an. Sie wollen eine Spaltung und Trennung von der neuen Regierung herbeiführen.»
Doch bisher, so Fayyad, hätten die Bewohner diese Angebote wie auch «jede Einmischung bezüglich der Teilung Syriens» abgelehnt.
Obwohl der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu den israelischen Einmarsch in Südsyrien zunächst als «vorübergehend» bezeichnet habe, würde die zunehmende militärische Präsenz Israels auf etwas anderes hindeuten, stellt +972 fest. Vor kurzem habe der Verteidigungsminister Israel Katz denn auch erklärt, dass Israel bereit sei, auf unbestimmte Zeit im Land zu bleiben.
Der UN-Generalsekretär António Guterres hatte bereits im Dezember 2024 unter Hinweis auf die Verletzung der syrischen Souveränität und territorialen Integrität eine sofortige Einstellung der israelischen Luftangriffe in Syrien gefordert.