Fast jedes Mal, wenn Präsident Joe Biden in der Öffentlichkeit auftritt, heizt er die Gerüchteküche an. Das schreibt die Daily Mail und fragt: «Wird sich der alternde Joe aus dem Rennen 2024 zurückziehen? Wird er gezwungen sein, zurückzutreten?»
Die jüngsten Vorfälle bei einer Benefizveranstaltung in Los Angeles am Samstag und bei einer Feier im Weißen Haus am Montag bilden da keine Ausnahme. Der Sprecher des Weißen Hauses, Andrew Bates, bestreitet laut Daily Mail allerdings, dass Biden in dem einen Video «eingefroren» sei. Das habe er als «billige Fake Meldung» der Medien bezeichnet.
Aber es scheine egal, wie viel kaltes Wasser die Biden-Kampagne oder die Demokratische Partei auf dieses «wütende Feuer der Spekulationen» gießen würden, die US-Amerikaner glaubten daran, dass man den Präsidenten auf irgendeine Art und Weise vor den Wahlen 2024 austauschen wolle. Die Mail lässt zu dem Thema mehrere Meinungsforschungsexperten, Wahlstrategen und ehemalige Berater von demokratischen US-Präsidenten zu Wort kommen.
Bidens durchschnittliche Zustimmungsrate habe einen neuen Tiefstand von 37,4 Prozent erreicht. Die größte Sorge der Wähler sei Bidens Alter, und das sei «eine äußerst verständliche Sorge». Auszusteigen wäre ein großes Risiko, so das Blatt. Es gebe jedoch einen Schwellenwert, ab dem eine weitere Kandidatur ein größeres Risiko darstelle.
Laut David Axelrod, einem der führenden Köpfe der Demokraten und Guru der Obama-Kampagne, hat das Biden-Team eine der frühesten Präsidentschaftsdebatten in der Geschichte angesetzt (am 27. Juni auf CNN), schreibt die Mail. Mit diesem riskanten Schachzug wolle man beweisen, dass der aktuelle Präsident nicht aufgebe.
Eine gute Leistung Bidens in der Debatte mit Trump könne zwar die Demokraten hinter ihm versammeln und die Wähler davon überzeugen, dass er für den Job geeignet sei. Aber ein deutlicher Fehltritt würde nur noch mehr Gerüchte über eine Ablösung anheizen.
Damit Biden das Handtuch werfe, brauche es jedoch «eine vereinte Front der liberalen Granden», erklärt die Daily Mail. Die einzigen, die ihn zum Rücktritt zwingen könnten, wären Barack Obama, Bill Clinton, die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, so ein Stratege der Demokraten gegenüber der Zeitung. Es müssten die vier zusammen sein und der Prozess wäre sehr riskant.
Andere Parteiinsider hätten indes eingeräumt, dass der Kandidatentausch funktionieren könne, wenn man alles sorgfältig plane und durchführe, fährt die Mail fort. Der Parteiapparat der Demokraten habe nun beschlossen, eine Online-Nominierung mit einem «virtuellen Appell» abzuhalten, um Biden vor dem Kongress des nationalen Organisationsgremiums (DNC) Mitte August offiziell als Kandidaten zu bestimmen.
Der Grund für die virtuelle Nominierung liege unter anderem darin, einen kontrollierteren Prozess zu gewährleisten, falls die Partei beschließen sollte, einen Ersatzkandidaten zu wählen. In diesem Fall würden die Spitzenpolitiker der Demokraten den Ersatzkandidaten in aller Stille im Voraus ausarbeiten.
Diese Person würde nicht die Vizepräsidentin Kamala Harris sein, erklärt die Daily Mail unter Berufung auf ihre Quellen. Auch dies sei eine heikle Entscheidung. Es sei denkbar, dass «ein energischer junger Kandidat» das Land mit einer einzigen, «Obama-ähnlichen inspirierenden» Rede auf dem Parteitag im August für sich gewinnen könnte. In jedem Fall wäre die Biden-Ersatzkandidatur auch ein Risiko für den neuen Kandidaten.
Strategen vermuteten, dass die Demokraten eine öffentliche Veranstaltung abhalten müssten, um die Macht symbolisch an den neuen Kandidaten zu übergeben. Biden, Obama, Clinton, Schumer und Pelosi würden den designierten Kandidaten öffentlich vorstellen und befürworten. Auch Harris müsste sich hinter den Ersatzkandidaten stellen.
Möglicherweise stünden alle Demokraten vor schmerzhaften Entscheidungen, so die Mail abschließend. Laut Biden stehe bei den Wahlen 2024 die amerikanische Demokratie auf dem Spiel. Wenn seine Partei zu der Überzeugung gelange, dass er verlieren werde, werde sie sich gezwungen sehen, drastische – vielleicht sogar unvorstellbare – Maßnahmen zu ergreifen.
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