Im Labor gezüchtetes Haustierfutter wird in Großbritannien in die Regale kommen. Damit ist das Vereinigte Königreich das erste Land in Europa, das künstliches Fleisch zulässt. Das berichtet unter anderem der britische Guardian.
Wie es heißt, haben die Tier- und Pflanzengesundheitsbehörde, die Animal and Plant Health Agency, und das Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten das Produkt der Firma Meatly genehmigt.
Man gehe davon aus, dass es eine Nachfrage nach künstlich erzeugtem Fleisch für Haustiere geben wird, da Tierliebhaber vor dem Dilemma stünden, ihre tierischen Weggefährten mit Fleisch von geschlachteten Tieren füttern zu müssen. Bei dem Produkt Meatly handele es sich um im Labor kreiertes Hühnerfleisch, so The Guardian. Der Herstellungsprozess laufe dabei wie folgt ab:
«Es wird eine kleine Probe aus einem Hühnerei entnommen, diese dann im Labor mit Vitaminen und Aminosäuren kultiviert, um dann Zellen in einem Behälter, der denen ähnelt, in denen Bier gebraut wird, wachsen zu lassen. Im Ergebnis erhält man einen pastetenartigen Brei.»
Wie The Guardian schreibt, plane Meatly, noch in diesem Jahr die ersten Proben seines künstlich hergestellten Hühnerfleisches für Haustiere auf den Markt zu bringen. Das Unternehmen sage, dass es sich dann auf die Kostenreduzierung und den Beginn der Produktion konzentrieren wird, um innerhalb der nächsten drei Jahre Mengen in industriellem Ausmaß herzustellen.
Die Kostenreduzierung könnte man erreichen, indem man Fleisch mit Gemüse mische – so wie dies bei anderen Tiernahrungen mit teuren tierischen Produkten der Fall sei. Das Unternehmen genieße politischen Rückenwind. So habe die vorherige britische Regierung eine schnelle Zulassung von Zuchtfleisch für den menschlichen Verzehr ins Auge gefasst.
Die Food Standards Agency habe erklärt, dass sie nach einer Möglichkeit suche, den langwierigen Prozess der Regulierung eines Lebensmittelprodukts und dessen Markteinführung zu umgehen. Dies hätte die konservative Regierung als «Brexit-Vorteil» gefordert.
The Guardian zitiert Linus Pardoe, Manager beim Good Food Institute Europe, der sagt:
«Großbritannien ist weltweit führend in der Entwicklung von Laborfleisch. Und die Zulassung eines künstlich hergestellten Tierfutters ist ein wichtiger Meilenstein und unterstreicht das Potenzial für neue Innovationen, die dazu beitragen können, die negativen Auswirkungen der intensiven Tierhaltung zu verringern.
Die ersten britischen Anträge für künstlich hergestelltes Fleisch, das für den menschlichen Verzehr produziert wird, werden derzeit von der Food Standards Agency geprüft.»
Wenn man die potenziellen Vorteile von Kunstfleisch voll ausschöpfen wolle, so Pardoe weiter, also die Lebensmittelsicherheit zu verbessern oder auch die Ausweitung der regenerativen Landwirtschaft zu unterstützen gedenke, so müsse die Regierung in die Forschung und die Infrastruktur investieren. Denn diese seien erforderlich, um Kunstfleisch für die Menschen in ganz Großbritannien schmackhaft, erschwinglich und zugänglich zu machen.
Andere Länder, darunter Singapur und Israel, hätten bereits Produkte für den menschlichen Verzehr zugelassen. In den USA hingegen hätten die Bundesstaaten Florida und Alabama Laborfleisch verboten, weil sich Politiker darüber beschwert hätten, dass die Produkte die Viehzüchter bedrohen.
The Exposé macht derweil darauf aufmerksam, dass es keine ausdrücklichen Informationen über spezifische gesundheitliche Vorteile oder Risiken im Zusammenhang mit Laborfleisch gebe und unterbreitet einen simplen Vorschlag:
«Wenn Sie dagegen sind, ihrem Haustier das Fleisch zu geben, das es für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden braucht, dann halten Sie sich keinen Fleischfresser wie einen Hund oder eine Katze. Entscheiden Sie sich stattdessen für ein Kaninchen oder einen Hamster.»
Hunde können im Übrigen rein pflanzlich ernährt werden (mit nicht im Labor hergestellter Nahrung), wobei man dabei einiges beachten muss. Bei Katzen hingegen wird davon abgeraten.