Bellizistische Denkfabriken sind in den grossen Medien übervertreten. Zu diesem Ergebnis ist eine Untersuchung des Quincy Institute for Responsible Statecraft gekommen. Dieses untersuchte, wie oft einflussreiche Denkfabriken in den grossen US-Medien abgebildet werden.
Hierfür analysierte das Institut die Berichterstattung über den Ukraine-Krieg der New York Times, der Washington Post und des Wall Street Journals zwischen dem 1. März 2022 und dem 31. Januar 2023.
Ergebnis: NATO- und Pentagon-nahe Denkfabriken, die Gelder von der Kriegsindustrie erhalten, geniessen überproportional viel Aufmerksamkeit. Entsprechend kommen Thinktanks, die sich für eine stärkere Beteiligung am Ukraine-Krieg aussprechen, regelmässig zu Wort.
Am meisten Platz räumten die grossen Zeitungen dem Atlantic Council und dem Center for Strategic and International Studies (CSIS) ein: Beide Denkfabriken wurden insgesamt 157 Mal erwähnt.
Die weiteren Plätze belegten (Anzahl Nennungen in Klammern): Human Rights Watch (118), Carnegie Endowment for International Peace (109), American Enterprise Institute (101), Council on Foreign Relations (88), German Marshall Fund of the United States (79), Brookings Institution (66), Foreign Policy Research Institute (58), Rand Corporation (53).
Die Analyse fand heraus: Denkfabriken mit Verbindungen zur Kriegsindustrie wurden siebenmal häufiger zitiert als solche ohne Verbindungen zur Kriegsindustrie. 14 der 15 Denkfabriken, die in den Zeitungen am häufigsten genannt wurden, haben Gelder über Auftragnehmer des Pentagons erhalten.
Der Atlantic Council und das CSIS, die Denkfabriken mit der meisten Medienpräsenz, erhalten beide jeweils Millionenbeträge von der Kriegsindustrie. Der Atlantic Council ist Teil des US-Machtapparats. Die Denkfabrik hat eigens zur «Bekämpfung von Falschinformationen und russischer Propaganda» ein «Digital Forensic Research Lab» (DFRL) entwickelt.
Einen besonderen Fokus richtet das Labor auf Dissidenten im Internet, die Kritik an den USA äussern. Im Schussfeld stehen besonders solche aus Staaten, deren Regierungen auf der Abschussliste der US-Regierung stehen, beispielsweise aus dem Iran oder aus Venezuela.
Der wichtigste staatliche Geldgeber des CSIS wiederum sind die USA. Die Denkfabrik wird auch von mehreren NATO-Staaten, der Europäischen Union sowie US-Rüstungsunternehmen unterstützt.
Die Untersuchung des Quincy Instituts macht auch auf einen Interessenkonflikt aufmerksam. Denn das CSIS hat wiederholt Stellungnahmen produziert, in denen die Prioritäten der Geldgeber aus der Waffenindustrie widergespiegelt wurden. Darüber berichtete in der Vergangenheit auch die New York Times.
Sowohl der Atlantic Council als auch das CSIS erhalten Gelder von Raytheon und Lockheed Martin. Beides Unternehmen, die durch den Krieg in der Ukraine durch Pentagon-Verträge enorm profitiert haben.
Dem Quincy Institut, das für die Untersuchung verantwortlich ist, gehören mehrere Irak- und Afghanistan-Kriegsveteranen an. Das Institut plädiert jedoch für eine zurückhaltende US-Aussenpolitik. Die Denkfabrik ist unter anderem durch Gelder von George Soros Open Society Foundations und Charles Kochs Koch Foundation gegründet worden.
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