Die Europäische Kommission hat gestern die «Europäischen Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung» (ESRS) verabschiedet. Wie die Kommission mitteilt, sollen diese von allen Unternehmen verwendet werden, die der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) unterliegen. Dies sei «ein weiterer Schritt vorwärts beim Übergang zu einer nachhaltigen EU-Wirtschaft».
Mairead McGuinness, Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanzstabilität und Kapitalmarktunion, erachtet die Standards als «ehrgeizig und ein wichtiges Instrument zur Untermauerung der EU-Agenda für nachhaltiges Finanzwesen».
Wie die Kommission informiert, decken die Standards das gesamte Spektrum an Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen ab, einschliesslich Klimawandel, Artenvielfalt und Menschenrechte. Die Berichtspflichten würden im Laufe der Zeit für verschiedene Unternehmen schrittweise eingeführt.
Laut der Kommission garantieren die neuen Regeln Investoren und anderen interessierten Parteien einen direkten Zugang zu Informationen über die Umweltauswirkungen von Unternehmen, um die finanziellen Risiken und Chancen «infolge des Klimawandels» einschätzen zu können.
Der WWF kritisiert, dass die Empfehlungen der Beratungsgruppe European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) stark geschwächt wurden.
Byoblu beanstandet hingegen, dass es «wieder einmal Brüssel ist, welches das Gesetz diktiert und Unternehmen dazu zwingt, jeden ihrer Schritte im Hinblick auf das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu melden». Das italienische Nachrichtenportal stellt fest, dass über 50’000 europäische Unternehmen in die «Checkliste» der Europäischen Union zur ökologischen Nachhaltigkeit aufgenommen werden.
Gemäss Byoblu werden die ESRS auf der Grundlage der «Environmental, Social, and Corporate Governance» (ESG), den Kriterien für «nachhaltiges Finanzwesens», bewertet.
Neben der Bekämpfung des Klimawandels und der Anpassung daran würden unter anderem dazugehören: Die Nachhaltige Nutzung und der Schutz der Wasser- und Meeresressourcen, der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Kontrolle der Umweltverschmutzung. Darüber hinaus gebe es eine Reihe von Themen zu Transparenz und Management des «Humankapitals».
Das Portal sieht darin «lobenswerte Absichten». Es weist aber auch darauf hin, dass bereits bemängelt wurde: ESG-Kriterien seien schwer zu messen und würden oft zum Vorteil oder Nachteil bestimmter Unternehmen eingesetzt.
Byoblu nennt das Beispiel grosser Technologieunternehmen wie Amazon oder Meta. Da diese im Web arbeiten, würden sie als umweltfreundlich eingestuft und daher von den Märkten bevorzugt. Ausserdem gebe es nicht wenige Fälle, in denen sich die angebliche Nachhaltigkeit von Unternehmen nur als Fassade erweise, das sogenannte «Greenwashing». Das Portal schliesst:
«Ganz zu schweigen davon, dass es Untersuchungen gibt, die belegen, dass die meisten ESG-Investitionen in Wahrheit keine nennenswerten Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit haben. Genau aus diesem Grund haben sich mehrere Bundesstaaten in den USA gegen den ESG gestellt, in einem Kampf, der hauptsächlich von den Republikanern geführt wird. In der Europäischen Union gibt es jedoch keinen Raum für Zweifel und die Ausrede von der Sommerhitze fungierte als treibende Kraft für die Beschleunigung der Umweltziele. Es scheint, dass die grüne Legislative die letzten Schläge vor den Wahlen 2024 ausführt.»
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