Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat einer aus genetisch veränderten Organismen (GVO) gewonnenen Hefezutat für «falsches Fleisch» ihren Segen erteilt. Doch diese befürwortende Stellungnahme ist nach Angaben von The Defender voller Datenlücken und Fehler und gefährdet die öffentliche Gesundheit.
Den Antrag auf Marktzulassung in der EU für das Soja-Leghämoglobin-Produkt (LegH Prep), das aus einer genetisch veränderten Version der Hefe Komagataella phaffii gewonnen wird, hatte das Unternehmen Impossible Foods gestellt, das 2019 eine Partnerschaft mit Burger King einging.
LegH Prep soll den Fleischersatzprodukten des Unternehmens, wie dem «Impossible Burger», ein «blutendes» Aussehen und einen fleischigen Geschmack verleihen. Doch weder K. phaffii – ob gentechnisch verändert oder nicht – noch Soja-Leghämoglobin seien jemals Bestandteil der menschlichen Ernährung gewesen und hätten daher keine Geschichte der sicheren Verwendung, informiert The Defender.
Im Rahmen der öffentlichen Konsultation der EFSA zu dem Produkt, die am 16. Dezember endete, hätten Claire Robinson von GMWatch und Professor Michael Antoniou deshalb eine Analyse eingereicht, in der sie ihre Bedenken zum Ausdruck brachten.
Die Forscher stellten fest, dass die EFSA-Gremien:
- Wichtige Ergebnisse der von Impossible Foods in Auftrag gegebenen Tierfütterungsversuche mit LegH Prep, einschließlich Anzeichen von Anämie, verminderter Blutgerinnungsfähigkeit und Nierenfunktionsstörungen, mit unwissenschaftlichen Argumenten ignoriert oder abgetan haben.
- Sicherheitsdaten zu LegH Prep akzeptierten, die von einem irrelevanten gentechnisch veränderten Hefestamm stammen, und nicht nur von dem «optimierten», den das Unternehmen für die kommerzielle Produktion in der EU verwenden will. Dies geschieht trotz der Aussage des FAF-Gremiums, dass jede Zulassung nur für den entsprechenden kommerziellen Stamm gelten sollte und dass jeder andere Produktionsstamm eine eigene Sicherheitsbewertung erfordern würde.
- Unvollständige Daten des Unternehmens akzeptierten, die auf unvollständigen und fehlerhaften Analysen beruhen, so dass wichtige Fragen über die potenzielle Toxizität und Allergenität von LegH Prep unbeantwortet blieben.
- Nicht angemessen berücksichtigt haben, dass LegH Prep nur zu 65 Prozent aus Soja-Leghämoglobin besteht, während die restlichen 35 Prozent aus verunreinigten Proteinen und potenziellen Metaboliten bestehen. Dieser hohe Anteil an Verunreinigungen – quasi die «dunkle Materie» von LegH Prep – umfasst eine unbekannte Anzahl von Proteinen, die nicht identifiziert und nicht auf ihre Sicherheit hin analysiert wurden. Potenziell kontaminierende Metaboliten wurden überhaupt nicht analysiert.
Die 35 Prozent Verunreinigungen seien besonders besorgniserregend, so Robinson und Antoniou, die an einen tragischen Vorfall in den 1980er Jahren erinnern, bei dem über 1500 Menschen erkrankten und einige von ihnen starben, nachdem sie eine mit gentechnisch veränderten Bakterien hergestellte Version des Nahrungsergänzungsmittels L-Tryptophan zu sich genommen hatten.
Später hatte sich herausgestellt, dass die Toxizität auf unerwartete Verunreinigungen zurückzuführen war, die aus der unvorhersehbar gestörten Biochemie der GV-Bakterien resultierten. Obwohl das vom Hersteller angewandte L-Tryptophan-Reinigungsverfahren einem hohen Standard entsprochen habe, sei sich das Unternehmen dieser kontaminierenden Toxine nicht bewusst gewesen.
Nun liegt es an den EU-Mitgliedstaaten und der Kommission unter Ursula von der Leyen, ob das Produkt für den menschlichen Verzehr zugelassen wird. Robinson und Antoniou haben die EFSA aufgefordert, ihre Gutachten zurückzuziehen und zu überarbeiten, da sie große Lücken und Fehler enthalten, die die öffentliche Gesundheit gefährden.
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