Seitdem Donald Trump den Impfskeptiker Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister nominiert hat, legen sich die Leitmedien ins Zeug, um Kennedy zu diskreditieren und ein Loblied auf Impfstoffe zu singen. The Defender hat nun auf diese Art der Berichterstattung reagiert und veröffentlicht eine Reihe von Artikeln, in denen die Aussagen des Mainstreams einem Faktencheck unterzogen werden.
Schon am 20. Dezember hat sich The Defender mit einem Artikel in The Guardian beschäftigt, in dem die Ergebnisse einer neuen Studie über schwangere Frauen und die Vogelgrippe falsch dargestellt wurden.
So hatte die Autorin gleich in ihrem Titel die Panik verbreitet, dass die meisten schwangeren Frauen und ungeborenen Babys, die an der Vogelgrippe erkranken, sterben werden. Gleichzeitig hatte sie nahegelegt, schwangere Frauen sollten in klinische Studien für Impfstoffe gegen die Vogelgrippe einbezogen werden. Ihre Angaben beruhten laut The Defender auf Fehlinformationen.
Jetzt hat sich The Defender mit einem Artikel in Fortune auseinandergesetzt, in dem behauptet wird, der Polioimpfstoff sei «sicher und wirksam». Auch wurde mitgeteilt, dass nach Angaben der Global Polio Eradication Initiative seit 1988 drei Milliarden Kinder gegen Polio geimpft wurden – und dass diese Impfung 20 Millionen Kinder vor Lähmungen bewahrt habe.
Aber wie genau sind diese Aussagen? Und welche grundlegenden Fakten, die für ein umfassendes Verständnis der Polioimpfstoffe entscheidend sind, hat Fortune den Lesern verschwiegen? In seinem Faktencheck fragt sich The Defender deshalb, wie genau die Zahl von 20 Millionen ist – und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.
Dabei ist vorauszusetzen: The Defender geht davon aus, dass Kinderlähmung durch das Poliovirus verursacht wird. Es gibt aber zahlreiche Hinweise, die den Verdacht begründen, dass die Ursache nicht in einer Virusinfektion zu suchen ist. Manche Experten führen Massenimpfungen an.
Und in der Tat ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt, dass die für Polio so typischen Lähmungserscheinungen dort auftraten, wo die Impfung erfolgt war. Auch stiegen die Poliofallzahlen nochmal drastisch an, nachdem in den 1940er Jahren massenweise gegen Diphtherie und Keuchhusten geimpft worden war, wie im Lancet und anderen Publikationen dokumentiert wurde.
Außerdem gibt es für die Polioimpfung, die 1955 eingeführt wurde, keinen Wirknachweis. So waren die Polio zugeschriebenen Todesfallzahlen schon von 1923 bis 1953 zurückgegangen, wie die einschlägigen Statistiken unmissverständlich darlegen, also lange bevor die großen Polioimpfungen durchgeführt wurden.
In den USA gab es einen Rückgang um 47 Prozent und in Großbritannien um 55 Prozent. In anderen europäischen Ländern sehen die Statistiken vergleichbar aus (siehe dazu den Transition-News-Beitrag «Trump: ‹RFK Jr. soll Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus untersuchen›»).
Hat die Polioimpfung also 20 Millionen Kinder vor Lähmung bewahrt?
Laut der Website der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es 1988 weltweit 350.000 gemeldete Poliofälle bei einer Weltbevölkerung von 5,1 Milliarden Menschen. Wenn, wie es auf der WHO-Website heißt, «eine von 200 Infektionen zu irreversiblen Lähmungen führt», dann wären das 1750 Fälle irreversibler Lähmungen im Zusammenhang mit Polio im Jahr 1988, errechnet The Defender.
Ausgehend von dieser Zahl – 1750 Fälle im Jahr 1988 – und unter Berücksichtigung eines jährlichen Bevölkerungswachstums von 1,2 Prozent würde sich die geschätzte Zahl der Fälle irreversibler Lähmungen zwischen 1988 und 2024 auf etwa 80.910 belaufen – nicht auf 20 Millionen, wie Fortune angibt. Hier sind weitere Punkte über Polioimpfstoffe, auf die die Zeitschrift nicht eingeht:
1. Die in den USA verwendeten Polioimpfstoffe verhindern The Defender zufolge weder die Infektion noch die Übertragung, obwohl Fortune verkündet, der Polio-Impfstoff sei «sicher und wirksam». Doch diese Aussage vereinfache das Thema stark und führe zu irreführenden Schlussfolgerungen, so das Portal.
Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gibt es zwei Arten von Polioimpfstoffen, die heute weltweit verwendet werden. Es handelt sich um den inaktivierten Polioimpfstoff (IPV) und den oralen Polioimpfstoff (OPV). Der OPV wird für Massenimpfkampagnen von Kindern außerhalb der USA verwendet, wie kürzlich in Gaza (wir berichteten).
In den USA werden laut den CDC jedoch ausschließlich IPV-Polioimpfstoffe verwendet. Die IPV-Produkte, die gespritzt werden, enthalten ein inaktiviertes – oder totes – Poliovirus. Gemäß den CDC schützt IPV vor «schweren, durch Polioviren verursachten Krankheiten», verhindert aber «nicht die Übertragung». Nach Angaben der Polio Global Eradication Initiative verhindert die IPV auch keine Infektion.
Zwei eigenständige IPV-Produkte sind in den USA von der US Food and Drug Administration (FDA) zugelassen. Beide werden von Sanofi hergestellt. Bei den anderen fünf handelt es sich um Kombinationsimpfstoffe, die neben Polio angeblich auch gegen andere Krankheiten wie Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus wirken.
Eines der beiden eigenständigen IPV-Produkte, Poliovax, wird gemäß The Defender nicht mehr hergestellt. Auf der FDA-Seite über zugelassene Polioimpfstoffe wird nicht erklärt, warum. Damit bleibt IPOL der einzige in den USA zugelassene eigenständige Polioimpfstoff.
Welche Rolle spielen Polio-Impfkampagnen beim Ausbruch der Krankheit?
2. Globale Polio-Impfkampagnen können zu Ausbrüchen von Polio führen, die durch den Impfstoff verursacht werden. Wie der Name schon sagt, wird der «orale Polioimpfstoff» (OPV) – der nur außerhalb der USA verwendet wird – oral verabreicht.
Der OPV enthält ein abgeschwächtes Impfvirus, das nach Angaben der WHO eine Immunreaktion im Körper auslöst. Im Gegensatz zu den in den USA verwendeten IPV-Produkten verhindert OPV laut CDC und der WHO die Übertragung. Das abgeschwächte Impfvirus, das im OPV verwendet wird, kann jedoch The Defender zufolge Ausbrüche von «Polio-Varianten» verursachen.
Die CDC erklärt, dass die USA die Verwendung von OPV eingestellt haben, «um das Risiko von Polio-Varianten, die bei OPV auftreten können, auszuschließen». Nach Ansicht der WHO stellt die fortgesetzte Verwendung von OPV «ein Risiko für die Ausrottung der Krankheit dar», weil das abgeschwächte Impfvirus, das ursprünglich in OPV enthalten war, beginnen kann, unter Menschen zu zirkulieren, die den Impfstoff nicht erhalten haben.
«Wenn dies geschieht», so die WHO, «kann es sich, wenn es lange genug zirkuliert, genetisch in ein ‹starkes› Virus zurückverwandeln, das Lähmungen verursachen kann, was zu den so genannten zirkulierenden, von Impfstoffen abgeleiteten Polioviren führt». Von Impfstoffen abgeleitete Polioviren waren laut The Defender für die kürzlich gemeldeten Fälle von Polio in Gaza und den 2022 in New York gemeldeten Fall verantwortlich.
Im März 2023 wurden sieben Kinder durch impfstoffabgeleitete Polio gelähmt. Diese Lähmungen wurden mit dem von der Bill & Melinda Gates-Stiftung entwickelten neuen oralen Polioimpfstoff Typ 2 (nOPV2) in Verbindung gebracht, informierten die Gesundheitsbehörden in der Demokratischen Republik Kongo und Burundi sowie die Global Polio Eradication Initiative.
Gemäß The Defender «resultierten die Virusinfektionen in diesen Fällen aus der Exposition gegenüber dem im OPV verwendeten Impfvirus – nicht aus der Exposition gegenüber einem natürlich vorkommenden oder «wilden» Stamm des Poliovirus». Der letzte in den USA gemeldete Fall von Polio-Wildvirus trat nach Angaben der CDC im Jahr 1979 auf.
3. Das Risiko einer Lähmung durch eine Poliovirus-Infektion liegt offiziell bei etwa 0,001 Prozent. Laut der FDA-Packungsbeilage für IPOL, dem einzigen in den USA verwendeten eigenständigen IPV-Produkt, verlaufen etwa 90 bis 95 Prozent der «Poliovirus-Infektionen» symptomlos: Unspezifische Erkrankungen mit leichtem Fieber und Halsschmerzen (leichte Erkrankungen) treten bei 4 bis 8 Prozent der «Infektionen» auf. Eine aseptische Meningitis tritt bei 1 bis 5 Prozent der Patienten einige Tage nach Abklingen der leichten Erkrankung auf.
Eine rasch einsetzende asymmetrische akute schlaffe Lähmung tritt bei 0,1 bis 2 Prozent der «Infektionen» auf, und eine bleibende Lähmungserkrankung mit Beteiligung der Motoneuronen (paralytische Poliomyelitis) tritt bei etwa 1 von 1000 «Infektionen» auf. Mit anderen Worten: Nach Angaben der FDA liegt das Risiko, infolge einer Poliovirus-Infektion gelähmt zu werden, bei etwa 0,001 Prozent.
4. Alle heute verwendeten Polio-Impfstoffe sind gentechnisch verändert. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Polio-Impfstoffen, die in den frühen 1950er Jahren von Dr. Jonas Salk und Dr. Albert Sabin entwickelt wurden, sind die heute verabreichten IPV und OPV gentechnisch verändert.
Im Jahr 2020 genehmigte die WHO einen neuen gentechnisch veränderten OPV für den Notfalleinsatz bei Polioausbrüchen. Einem Artikel in The Lancet Infectious Diseases aus dem Jahr 2023 zufolge wurde nOPV2 im Rahmen einer globalen Partnerschaft zwischen Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens, Regierungen, philanthropischen und gemeinnützigen Organisationen entwickelt. Auch die Gates-Stiftung war mit von der Partie.
IPOL, der einzige eigenständige Polio-Impfstoff, der in den USA verwendet wird, nutzt eine Technologie, bei der das Poliovirus auf Nierenzellen von Affen gezüchtet wird, deren Chromosomen so verändert wurden, dass sie sich ewig vermehren.
Sicherheit der Polio-Impfstoffe wird angezweifelt
Im Jahr 2022 forderte Rechtsanwalt Aaron Siri im Namen des «Informed Consent Action Network» die FDA auf, «die Zulassung von IPOL für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder zurückzuziehen oder auszusetzen, bis eine ordnungsgemäß kontrollierte und ausreichend lange Doppelblindstudie durchgeführt wird, um die Sicherheit dieses Produkts zu bewerten».
In der Petition heißt es, dass modifizierte Affennierenzellen «anfällig für Infektionen durch Dutzende von Viren sind, darunter HPV, Masern, Röteln, Reoviren, SV40-Viren und SV-5».
Siri zufolge wurde die Sicherheit des IPOL-Impfstoffs von Sanofi nicht ausreichend nachgewiesen, da die klinischen Studien, die für die Zulassung des Produkts herangezogen wurden, keine Kontrollgruppe umfassten und den Impfstoff für sicher erklärten, nachdem die Studienteilnehmer nur bis zu drei Tage nach der Injektion beobachtet wurden.
Die FDA hat ihre Zulassung für IPOL nicht zurückgezogen oder ausgesetzt, wie von Siri gefordert, und die Behörde stützt sich weiterhin auf die vorhandenen klinischen Studien und die eigene Sicherheitsbewertung der Behörde, die nur bis zu drei Tage dauert.
Die CDC empfiehlt trotz all dieser Bedenken und fehlenden Beweisen für die Sicherheit und Wirksamkeit, dass Kinder vier Dosen IPOL erhalten, beginnend im Alter von 2 Monaten. Die zweite Dosis wird im Alter von 4 Monaten verabreicht. Die dritte Dosis wird im Alter von 6 bis 18 Monaten verabreicht, die vierte irgendwann zwischen 4 und 6 Jahren.
In der Schweiz ist es beispielsweise ähnlich: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erachtet eine Impfung als «die einzige Möglichkeit», sich vor Kinderlähmung zu schützen. Die Behörde empfiehlt:
«Säuglinge sollten drei Impfdosen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten erhalten, gefolgt von einer letzten Dosis zwischen 4 bis 7 Jahren.»
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