Eine kürzlich in der Fachzeitschrift JAMA Network Open publizierte Studie mit dem Titel «Autism Diagnosis Among US Children and Adults, 2011-2022» («Autismus-Diagnosen bei US-Kindern und -Erwachsenen, 2011 bis 2022») mit mehr als zwölf Millionen Amerikanern, die zwischen 2011 und 2022 in Gesundheitssystemen eingeschrieben waren, ergab, dass die Autismus-Diagnosen um 175 Prozent angestiegen sind (Transition News berichtete).
Dieser neuen Studie zufolge erhält inzwischen «eines von 33 Kindern im Alter zwischen fünf und acht Jahren eine Autismusdiagnose». Die große Frage lautet: Was ist die Ursache? Fakt ist zunächst, dass erbliche beziehungsweise genetische Faktoren hierfür nicht in Frage kommen, da sich das Erbgut in so kurzer Zeit nicht entscheidend ändern kann. Viele verweisen in diesem Zusammenhang auf Impfungen und darauf, dass deutlich mehr geimpft wird als noch vor einigen Jahrzehnten, als die Autismusraten zu steigen begannen.
So ist eine regelrechte «Impfexplosion» bei Kindern zu beobachten, wie es der Mediziner Joseph Mercola ausdrückt. «Im Jahr 1962 erhielten Kinder nur fünf Impfdosen. Ab 2023 erhalten Kinder bis zum Alter von 18 Jahren 73 Dosen von 16 verschiedenen Impfstoffen», so Mercola (Transition News berichtete).
Für besonderes Aufsehen sorgte in diesem Zusammenhang eine Lancet-Studie von 1998 des britischen Mediziners Andrew Wakefield, in der ein Zusammenhang zwischen der Dreifach-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) und einer Autismus-Störung ins Spiel gebracht wird. Doch dann wurde Wakefield vorgeworfen, die Studie in «unehrlicher» und «unverantwortlicher» Weise präsentiert und das Fachblatt getäuscht zu haben. The Lancet zog daraufhin Wakefields Veröffentlichung vollständig zurück.
In seinem im Jahr 2016 erschienenen Film «Vaxxed – Eine schockierende Wahrheit?!» versuchte Wakefield dann, seine Position noch einmal dezidiert darzulegen. Die zentrale These lautet: Das amerikanische Centers for Disease Control and Prevention (CDC) habe Daten unterschlagen, nach denen die MMR-Impfung das Risiko für Autismus stark erhöhe.
Nun will der designierte US-Präsident Donald Trump Licht ins Dunkel bringen. Wie etwa NBC News berichtet, soll Robert F. Kennedy Jr., sein Kandidat für die Leitung des US-Gesundheitswesens, «den diskreditierten Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus untersuchen».
NBC News zitiert Trump mit den Worten: «Jemand muss es herausfinden.» Dies habe er in einem exklusiven Interview mit der Meet the Press-Moderatorin Kristen Welker gesagt. Laut Welker haben Studien keinen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus feststellen können. Zudem sei der Anstieg der Autismusdiagnosen auf verstärkte Vorsorgeuntersuchungen und ein größeres Bewusstsein für die Krankheit zurückzuführen.
Trump ließ sich jedoch nicht beirren und entgegnete:
«Wenn man 25 Jahre zurückgeht, gab es nur sehr wenig Autismus. Jetzt haben Sie ihn. Irgendetwas ist im Gange. Ich weiß nicht, ob es an den Impfstoffen liegt. Vielleicht ist es das Chlor im Wasser, richtig? Wissen Sie, die Leute schauen sich viele verschiedene Dinge an.»
Trump vermutet im Übrigen schon seit Jahren einen Zusammenhang zwischen Autismus und Impfstoffen. 2015 etwa konstatierte er:
«Die Leute, die für mich arbeiten, haben erst neulich ein zweijähriges, wunderschönes Kind geimpft – und als sie eine Woche später zurückkamen, bekam es enormes Fieber, wurde sehr, sehr krank und ist jetzt autistisch.»
Als kompletter Impfgegner präsentierte er sich im Interview aber nicht. Er sagte:
«Hey, ich bin nicht gegen Impfstoffe. Der Polio-Impfstoff ist das Beste, was es gibt. Wenn mir jemand sagen würde: ‹Schafft den Polioimpfstoff ab›, dann müsste er sich schon sehr anstrengen, um mich zu überzeugen.
Ich denke, dass Impfstoffe – bestimmte Impfstoffe – unglaublich sind, aber vielleicht sind es einige nicht. Und wenn sie es nicht sind, müssen wir das herausfinden. Aber wenn man über Autismus spricht, weil das Thema angesprochen wurde, und wenn man sich die heutige Zahl im Vergleich zu der vor 20 oder 25 Jahren ansieht, ist das ziemlich beängstigend.»
Kennedy Jr. selbst wurde Anfang November deutlicher. Bei «Tucker Carlson Network» konstatierte er: «Keiner der verabreichten Impfstoffe hat je eine echte Placebostudie durchlaufen.» Dies sei ein unhaltbarer Zustand, denn es bedeute, so der 70-Jährige, dass niemand wisse, wie die Risikoprofile dieser Produkte seien. Folglich «kann niemand sagen, ob das Produkt mehr Probleme abwendet, als es verursacht» (Transition News berichtete).
Und auch für die Polioimpfung gibt es – entgegen Trumps Behauptung – keinen Wirknachweis. So waren, wie die einschlägigen Statistiken unmissverständlich darlegen, von 1923 bis 1953, also lange bevor die großen Polioimpfungen durchgeführt wurden (diese begannen erst Mitte der 1950er Jahre), die Polio zugeschriebenen Todesfallzahlen schon zurückgegangen: in den USA um 47 Prozent und in Großbritannien um 55 Prozent. In anderen europäischen Ländern sehen die Statistiken vergleichbar aus.
Zugleich gibt es zahlreiche Hinweise, die den Verdacht begründen, dass die Ursache von Kinderlähmung nicht in einer Virusinfektion zu suchen ist. Manche Experten führen Massenimpfungen an. Und in der Tat ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt, dass die für Polio so typischen Lähmungserscheinungen oft auf der Seite auftraten, auf der die Impfung erfolgt war. Auch stiegen die Poliofallzahlen noch mal drastisch an, nachdem in den 1940er Jahren massenweise gegen Diphtherie und Keuchhusten geimpft worden war, wie im Lancet und anderen Publikationen dokumentiert wurde.
Auch wurde der Grundstein für die Theorie vom Polio-Virus von den beiden in Österreich arbeitenden Wissenschaftlern Karl Landsteiner und Erwin Popper im Jahr 1908 mit Experimenten gelegt. Diese Arbeiten bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation WHO nach wie vor als einen der «Meilensteine bei der Ausradierung von Polio».
Tatsächlich jedoch war diese Arbeit das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben wurde. So nahmen Landsteiner und Popper ein erkranktes Stück vom Rückenmark eines gelähmten neunjährigen Jungen, hackten dieses klein, lösten es in Wasser auf und injizierten ein oder zwei ganze Tassen davon in die Bauchhöhlen von zwei Versuchsaffen. Daraufhin verstarb ein Affe, während der andere fortan gelähmte Beine hatte.
Doch hier bestehen eine ganze Reihe grundsätzlicher Probleme: Zunächst war die «Pampe», die den armen Tieren «eingeflößt» worden war, nicht einmal ansteckend. Denn bei den Affen und Tieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen, denen man die vermeintliche Virus-«Suppe» zu trinken gegeben oder denen man sie in ihre Extremitäten gespritzt hatte, traten gar keine Lähmungserscheinungen auf. Und eine solche «Pampe» kann auch beim besten Willen nicht als isoliertes Virus bezeichnet werden. Zudem konnte niemand das Virus gesehen haben, denn das Elektronenmikroskop, mit dem allein Viren sichtbar gemacht werden könnten, wurde erst 1931 erfunden (siehe Torsten Engelbrecht et al. «Virus-Wahn», 10. Auflage 2021, S. 76 ff.)
Trump lobte Kennedy Jr. unterdessen auch noch einmal explizit im Meet the Press-Interview. So glaube er, dass die Leitungsposition des 70-Jährigen «eine Menge guter Dinge» mit sich bringen werde.
In der Endphase des Wahlkampfs hatte Kennedy mit Veranstaltungen unter dem Motto «Make America Healthy Again» (MAHA), eine Anlehnung an Trumps Slogan «Make America Great Again», begonnen. Damit will er für Themen wie die Verringerung des Einflusses von Pharmaunternehmen auf Regierungsbehörden, die Bekämpfung chronischer Gesundheitsprobleme bei Kindern und die Verbesserung der Lebensmittelsicherheit werben. Trump versucht auch, all jene zu beruhigen, die in Kennedys Berufung eine Art Untergang des Gesundheitswesens sehen:
«[Kennedy] wird kein System umstoßen. Er will das Rad nicht völlig neu erfinden. Aber wenn man sich die Zahlen ansieht, haben wir wirklich kein sehr gesundes Land.»
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