The Defender berichtet über eine neue französische Studie, in der die These aufgestellt wird, der Arzneistoff Hydroxychloroquin, kurz HCQ, habe bei der Behandlung von Covid-19-Patienten in Krankenhäusern der USA, Frankreichs, Belgiens, Italiens, Spaniens und der Türkei von März bis Juli 2020 fast 17’000 Todesfälle verursacht. Grosse etablierte Medien, darunter Politico, The Hill und Forbes, hätten die Arbeit «hoch gelobt».
Von The Defender «interviewte Ärzte und Wissenschaftler» würden jedoch dagegen halten und vorbringen, die Analyse aus Frankreich beruhe auf fehlerhaften Daten, ignoriere Beweise für die Wirksamkeit einer frühen ambulanten Behandlung mit HCQ und sei ein politischer Angriff auf den ebenfalls aus Frankreich stammenden HCQ-Pionier Dr. Didier Raoult.
Laut The Defender wird zum Beispiel an der Studie bemängelt, bei 90 Prozent aller untersuchten Krankenhausaufenthalte hätten die Forscher den Anteil der Patienten schätzen müssen, die HCQ ausgesetzt waren. Dabei habe die Spanne von 16,3 bis 99,1 Prozent gereicht. Auch hätten sie etwa schätzen müssen, wie viel HCQ oder dessen Analogon Chloroquin (CQ) verabreicht worden sei.
Ein weiterer Kritikpunkt sei, dass die Studie auch nichts über die Auswirkungen anderer Medikamente wie Remdesivir aussage, die die Patienten möglicherweise erhalten hätten, oder ob sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen worden seien. Und es «ist bekannt, dass allein diese beiden Faktoren - die während der Pandemie in den US-Krankenhäusern weit verbreitet waren - die Covid-19-Sterblichkeit erheblich erhöht haben», so The-Defender-Redakteur John-Michael Dumais.
HCQ war sicher nicht der einzige Faktor, der zu berücksichtigen ist, wenn es darum geht, die Gründe für zeitweilige massive Übersterblichkeiten gerade auch im Frühjahr 2020 auszumachen. Krankheiten und Todesfälle haben sehr oft mehrere Ursachen. Und genau das ist auch einer der grossen Kritikpunkte an dem Dogma: dass für sogenannte Infektionskrankheiten, die Covid, AIDS oder Grippe genannt werden, Viren allein- oder hauptverantwortlich seien und es für sie im Grunde nur zwei Heilmittel gebe: Impfungen und Medikamente.
Doch wenn es in Ländern am Anfang der Corona-Zeit zu Übersterblichkeit kam, so fand diese während eines sehr kurzen Zeitraums statt, und zwar innerhalb von etwa zwei bis drei Wochen im April des Jahres 2020.
Hier sehen wir zwei Euromomo-Todesratenstatistiken, die den Sachverhalt der kurzzeitigen Übersterblichkeit für die auch in der neuen französischen Studie in Augenschein genommenen Länder Belgien und Frankreich veranschaulichen:
Quelle: Euromomo
Quelle: Euromomo
Der Unterschied in Bezug auf den Kurvenverlauf zwischen den europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten besteht lediglich darin, dass der «Zacken» in der Grafik für Amerika etwas breiter ausfällt. Das heisst, dass er sich über etwas mehr als zwei Wochen des Aprils 2020 erstreckt. Im Übrigen wurde der Höhepunkt der Übersterblichkeit in den USA am 11. April 2020 erreicht und damit etwa zwei Wochen später als in Italien, wo das weltweite Todesdrama begann.
Italien war derweil nicht etwa flächendeckend von einer signifikanten Übersterblichkeit betroffen. Stattdessen betraf dies lediglich eine relativ kleine Anzahl von Städten – verteilt über Norditalien. Allein das stellt einen klaren Beweis dafür dar, dass keine SARS-CoV-2-Viruspandemie am Werk gewesen sein kann. Denn wenn dies der Fall gewesen wäre, so hätten alle Städte in der Nähe von Bergamo und den anderen Städten, bei denen eine Übersterblichkeit registriert wurde, «heimgesucht» worden sein müssen.
Genau dies war aber nicht der Fall. Vielmehr hatte etwa Mailand, das nahe bei dem viel kleineren Bergamo liegt und in absoluten Zahlen normalerweise zweieinhalb mal so viele Todesfälle verzeichnet wie Bergamo, in dieser Zeit weniger Todesfälle zu verzeichnen.
Dennoch wird Peter McCullough, weltweit bekannt als Kritiker des Covid-Narrativs, von The Defender unhinterfragt wie folgt zitiert: «Es war nicht das HCQ, das den Tod verursachte – es war die Covid-19-Krankheit.» Mit anderen Worten: McCullough ist der Überzeugung, das SARS-CoV-2 der «Killer» war.
Diese Auffassung wird aber nicht nur durch die beschriebene Epidemiologie in Italien einwandfrei widerlegt.
Auch konstatierte sogar der ebenfalls vom Defender zitierte Yale-Epidemiologe Harvey Risch: «Ich sehe es auch so, dass Hydroxychloroquin, wenn es überdosiert wird, in seiner Wirksamkeit reduziert ist und toxisch wirken kann.» Risch ist wohlgemerkt einer der bekanntesten unter denjenigen Forschern, die in der Arznei das Potenzial sehen, Patienten zu helfen – doch seiner Auffassung nach nur dann, wenn es in niedrigen Dosen verabreicht wird.
Gerade in der Anfangsphase der Corona-Zeit wurde HCQ aber massenhaft in tödlicher Hochdosis verabreicht. In Spanien etwa hatte die Agencia Española de Medicamentos y Productos Sanitarios (AEMPS) – die Agentur für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte – am 16. März 2020 mit der umfangreichen Verteilung von HCQ und seiner leicht toxischeren Variante Chloroquin an Covid-19-Patienten in Krankenhäusern begonnen.
Miquel Barceló vom Krankenhaus Cerdanya, rund 150 Kilometer nördlich von Barcelona gelegen und nahe der Grenze zu Frankreich, erklärte Anfang April gegenüber France Culture:
«Es gibt ein mehr oder weniger rücksichtsloses Verhalten in Bezug auf dieses Medikament [Hydroxychloroquin]»
Es gibt auch noch viele weitere Belege dafür, dass HCQ gerade zu Beginn der «Pandemie» hemmungslos verteilt wurde. Am 18. März 2020 zum Beispiel proklamierte Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, eine grosse studienbasierte medikamentöse Grossoffensive zur Bekämpfung von Covid-19:
«Mehrere kleine Studien mit unterschiedlichen Methoden liefern uns möglicherweise nicht die klaren, überzeugenden Beweise, die wir brauchen, um herauszufinden, welche Behandlungen helfen, um Leben zu retten. Die WHO und ihre Partner organisieren deshalb in vielen Ländern eine Studie, in der einige dieser ungetesteten Behandlungen miteinander verglichen werden. Diese grosse internationale Studie soll die robusten Daten liefern, die wir brauchen, um zu zeigen, welche Behandlungen am wirksamsten sind. Wir haben diese Studie die Solidarity-Studie genannt»
Der Schwerpunkt dieser Solidarity-Studie lag auf den folgenden hochgiftigen und potenziell tödlichen Medikamenten: Remdesivir, Lopinavir/Ritonavir (Kaletra), Interferon-β in Kombination mit Kaletra sowie HCQ und CQ. Dabei wurde HCQ und CQ in absolut tödlichen Dosen an Patienten abgegeben.
Es beteiligten sich etliche Länder rund um den Globus an der Solidarity-Studie – darunter Spanien, Frankreich und Belgien, die alle von einer merklichen Übersterblichkeit im April 2020 «gesegnet» waren und auch im Fokus der neuen französischen Studie stehen.
Ende März 2020 pries kein Geringerer als Donald Trump, seinerzeit US-Präsident, HCQ gar als «ein Gottesgeschenk» an, was sicherlich dem Verlangen nach diesem Präparat und dem Glauben an seine mögliche Heilkraft noch mal einen extragrossen Schub gegeben haben dürfte.
Wie tödlich CQ war, wurde in Brasilien demonstriert. Am 13. April 2020 berichtete die Chicago Tribune, dass eine Studie im Land des Zuckerhuts, in der nationale Richtlinien die Verwendung von CQ bei Coronavirus-Patienten empfahlen, aus Sicherheitsgründen vorzeitig abgebrochen wurde.
Grund: Patienten, denen der Corona-Stempel aufgedrückt worden war und die eine höhere Dosis CQ eingenommen hatten, entwickelten unregelmässige Herzfrequenzen, die bei ihnen das Risiko einer potenziell tödlichen Herzrhythmusstörung erhöhte.
Die US-Zeitung zitiert dazu David Juurlink, Internist und Leiter der Abteilung für klinische Pharmakologie an der Universität Toronto:
«Für mich vermittelt diese Studie eine nützliche Information, nämlich dass Chloroquin einen dosisabhängigen Anstieg einer Anomalie im Elektrokardiogramm verursacht, was Menschen anfällig machen könnte für einen plötzlichen Herztod.»
Der Defender erwähnt auch die Solidarity-Studie und macht auf das tödliche Potenzial von HCQ, wenn es in hoher Dosis verabreicht wird, aufmerksam.
Um so unerklärlicher ist es, dass in dem Defender-Beitrag der klare Fokus darauf gesetzt ist, die These, die Verabreichung von HCQ (und CQ) könnte viele 1000 Menschen das Leben gekostet oder zu ihrem Ableben entscheidend beigetragen haben, unglaubhaft dastehen zu lassen. Denn, wie geschildert, haben abertausende, wenn nicht gar zehntausende Menschen auf der ganzen Welt beide Arzneien nachweislich in tödlicher Dosis erhalten.
Es mag durchaus sein, wie es auch in dem Defender-Artikel anklingt, dass von höchster Stelle aktiv versucht wurde, HCQ öffentlichwirksam schlecht zu reden, vor allem um das Milliardengeschäft von Big Pharma mit ihren Präparaten nicht zu gefährden.
Doch im Umkehrschluss bedeutet dies nicht automatisch, dass die Wirksamkeit des Medikaments ordnungsgemäss nachgewiesen worden wäre – und auch nicht, wie es in dem Defender-Artikel unter Berufung auf Meryl Nass, Ärztin im US-Bundesstaat Maine, auch proklamiert wird, CQ und damit auch HCQ seien potent darin, eine Infektion mit SARS-Cov-2 zu hemmen sowie dessen Verbreitung zu unterbinden.
Denn selbst wenn wir davon ausgehen, dass die Verabreichung von HCQ in niedrigeren Dosen – allein oder in Kombination mit einem Antibiotikum und möglicherweise Zink – an so genannte Covid-19-Patienten dazu beitragen kann, beispielsweise das Krankenhausaufenthalts- und Sterberisiko zu senken, so gibt es nach wie vor keinen soliden Beweis dafür, dass dies auf eine antivirale/anti-SARS-CoV-2-Wirkung zurückzuführen ist.
Die einzig begründbare Schlussfolgerung wäre, dass die positive Wirkung auf die entzündungshemmende Wirkung von HCQ, die Beseitigung pathogener Bakterien durch Antibiotika und die Stärkung des Immunsystems und der Stoffwechselfunktion durch Zink zurückzuführen ist.
Weiterhin ist es natürlich so: Wer heilt, hat recht. Doch darf in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden, dass die Verabreichung von HCQ allein oder in Kombination mit einem Antibiotikum und eventuell Zink keinesfalls eine nachhaltige Langzeittherapie sein kann und auch keine wirkliche Kausaltherapie darstellt.
Vielmehr folgt auch dieser Ansatz letztlich nur «der Grundformel der modernen Biomedizin mit ihrem monokausal-mikrobiellen Ausgangspunkt und ihrer Suche nach Wundermitteln: eine Krankheit, eine Ursache, eine Heilung», wie der amerikanische Soziologieprofessor Steven Epstein in seinem Buch «Impure Science - AIDS, Activism and the Politics of Knowledge» schreibt.
Dass dieser eindimensionale Ansatz letztlich nur eskapistisch ist, hat Allan Brandt, Medizinhistoriker an der Harvard Medical School, in seinem Buch «No Magic Bullet» (Keine Wundermedizin) dargelegt. Darin kommt er zu dem Schluss, dass sich das Versprechen der modernen Medizin, es gebe solche «magic bullets», nie erfüllt habe.
Abgesehen davon gibt es nur eine Möglichkeit zu beweisen, dass ein Medikament oder eine Wirkstoffkombination die Sterblichkeitsrate oder die Zahl der Krankenhausaufenthalte senkt oder in Bezug auf einen anderen klinischen Endpunkt wirksam ist, nämlich wenn man es mit einem echten Placebo vergleicht und eine entsprechend signifikante Überlegenheit der Arznei «sauber» ermittelt.
Leider gibt es keine Placebo-Studie für HCQ und COVID-19, die zeigt, dass dieses Medikament besser ist als gar nichts zu tun. Anfang Juni 2020 berichteten Forscher über die Ergebnisse der ersten klinischen Placebo-Studie zu HCQ bei Covid-19. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass HCQ nicht besser abschneide als das Placebo.
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