Er wächst im Großteil Europas und in vielen anderen Gegenden der Welt, zum Beispiel an Wald- und Wegrändern, auf Wiesen und in Gärten. Meistens wird er ignoriert oder bekämpft. Lässt man ihm freien Lauf, bildet er einen dichten Teppich. Deswegen wird er oft mit dem Unwort «Unkraut» bezeichnet. Es handelt sich dabei um den Gundermann (Glechoma hederacea), auch bekannt als Erdefeu, Gundelrebe, Echt-Gundelrebe oder «Soldatenpetersilie».
Passender wäre es, den Gundermann als Heilkraut zu bezeichnen, denn er hat zahlreiche Inhaltsstoffe mit medizinischen Eigenschaften. Laut dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) nutzten schon Hildegard von Bingen und der Pfarrer Kneipp seine Öle für alle Leiden im Nasen-, Hals-, Rachen- und Ohrenbereich. Von Bingen empfahl ihn aber auch zur innerlichen Anwendung bei Erschöpfungszuständen. In der traditionellen Medizin wird er seit langem zur Behandlung von Erkältungen, Bronchitis, Magenproblemen und Entzündungen eingesetzt.
Gundermann (Glechoma hederacea); Bild: 74829453 © Leiladraws, Dreamstime.com
Studien bestätigen unter anderem die entzündungshemmende, antibakterielle, krebshemmende, harntreibende, schmerzstillende und antioxidative Wirkung des Gundermanns (siehe zum Beispiel hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier). Extrakte zeigten einen starken antioxidativen und antibakteriellen Effekt, der in einigen Fällen sogar Vitamin C übertrifft. Vor allem aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften und seiner möglichen blutdrucksenkenden Wirkung kann der Gundermann kardiovaskuläre Vorteile bieten. Auch der NABU stellt fest:
«Das vitaminreiche Heilkraut gilt als auswurffördernd, entzündungshemmend, schleimlösend, trocknend, wundheilend, und zusammenziehend. Überall dort, wo Schleim oder Eiter fließt, findet er Verwendung. Die Kraft des Gundermanns lässt Schad- und Giftstoffe, die im Körper sind, gut ausleiten. Eine weitere heilende Wirkung erzielt der Gundermann auch auf dem äußeren Bereich des Körpers. Bei Hauterkrankungen, schlecht heilenden Wunden von Verbrennungen und Verletzungen, Kräftigung von Muskeln und Gelenken sowie Ausschlägen wird die Pflanze als Badezusatz, Teeaufguss, Salbe oder Umschlag genutzt.»
Zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum eignet sich ein abgekühlter Tee.
Bei den in Studien getesteten Dosen wurde keine Toxizität beobachtet. Allerdings sind die pharmakologischen Mechanismen, die Toxikologie, die Sicherheit und die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln laut dem chinesischen Chemiker Ying Zhou in den meisten Fällen noch nicht geklärt. Doch: Heilpflanzen werden seit Tausenden von Jahren auch ohne moderne wissenschaftliche Untersuchungen erfolgreich angewendet.
Größere Mengen sollten aber vermieden werden, da der Gundermann auch Stoffe enthält, die den Magen, den Darm und die Nieren reizen und Leberschäden verursachen können. Schwangeren und Stillenden wird geraten, vom Verzehr abzulassen. Einige Quellen empfehlen zudem Vorsicht bei der Verwendung von Gundermann in Kombination mit blutverdünnenden Medikamenten. Es handelt sich bei diesen Empfehlungen allerdings um allgemeine Vorsichtsmaßnahmen aufgrund fehlender Daten. Es gibt meines Wissens keine konkreten Studienergebnisse dazu.
Ich persönlich konsumiere seit Jahren periodisch drei bis vier Blätter am Tag aus meinem Garten. Da es sich um eine wintergrüne Pflanze handelt, können sie auch in der kalten Jahreszeit geerntet werden. Durch ihren würzigen Geschmack eignen sie sich zum Beispiel als Zugabe für Salate oder Suppen. Am besten verwendet man die jungen Blätter. Der Naturschutzbund empfiehlt auch, sie in getrockneter Form einem Kräutersalz beizugeben. Sie seien auch einer der Hauptbestandteile einer traditionsreichen Kräutersuppe am Gründonnerstag. Der Geschmack der Blätter ist allerdings sehr intensiv, daher ist eine sparsame Anwendung ratsam, um den Geschmack anderer Zutaten nicht zu überdecken.
Der NABU weist auch darauf hin, dass der Gundermann leicht verwechselt werden könne. Er lasse sich aber sehr gut anhand des Duftes von anderen Kräutern wie dem ähnlich aussehenden Echten Ehrenpreis, der Knoblauchsrauke und dem Echten Nelkenwurz unterscheiden, denn nur der Gundermann verfüge über den typisch würzigen Geruch. Um diesen zu erkennen, solle man die Blätter zerreiben.
Interessant ist auch der mythologische und rituelle Aspekt des Gundermanns in der Geschichte. So wurde er als «guter Geist» um das Haus herum angepflanzt, um vor dem Bösen zu schützen. Ihm wurden auch hellsichtig machende Eigenschaften zugeschrieben. Im späten Mittelalter wurden damit in der Walpurgisnacht Kränze geflochten, die auf dem Kopf getragen wurden, um sich vor Hexen zu schützen oder sie erkennen zu können.
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