Gemäss einer Recherche des TagesAnzeiger üben Heime und Spitäler bereits Druck auf das Gesundheitspersonal aus, sich impfen zu lassen. Und das, bevor überhaupt ein Impfstoff gegen Covid-19 vorliegt – geschweige denn ein einigermassen geprüfter.
Gemäss BAG sei zwar kein Impfobligatorium vorgesehen. Heime oder Spitäler könnten Angestellten, die sich nicht impfen lassen wollen, aber verbieten, in ihrer Abteilung weiter zu arbeiten oder sie gar sanktionieren.
Die Journalistin Janine Hosp hat via der Facebook-Gruppe Pflegedurchbruch Stimmen von Betroffenen gesammelt.
Eine 51-jährige Pflegerin aus dem Kanton Aargau meinte, wenn es so weit käme, dass sich Pflegende impfen lassen müssten, dann wäre sie weg. «Ich würde lieber putzen gehen, als mich dazu zwingen zu lassen.» Und das hätten viele gesagt, die sich auf den Aufruf von Hosp gemeldet hatten.
Ein Pflegefachmann aus dem Baselbiet schrieb, dass an seinem Arbeitsort die Angestellten in einer Liste hätten vermerken müssen, ob sie sich impfen lassen würden. Viele fühlten sich genötigt, mit einer Impfung ihre Kollegialität zu beweisen. Der Mann wollte sich wie viele andere nicht mit Namen äussern, denn abweichende Meinungen würden heute schnell diffamiert und man müsse mit Konsequenzen rechnen.
«Ein Obligatorium würde auf grossen Widerstand stossen», meinte Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Schweizer Verbandes der Pflegefachfrauen und -männer. «Die Pflegenden könnten den Eindruck bekommen, dass man sie als Testgruppe benutzt. Dabei seien sie sonst schon stark gefordert. Ein Obligatorium würde nur noch mehr Widerstand auslösen.» Ein Arbeitgeber müsse es auch akzeptieren, wenn sich jemand nicht impfen lassen wolle.