Israel hat am Donnerstag seine unerbittlichen Bombardierungen des Gazastreifens fortgesetzt, berichtet Nora Barrows-Friedman auf dem Portal The Electronic Intifada. Dabei seien mehrere überfüllte Gebiete im Zentrum und im Süden Gazas getroffen worden.
Die Journalistin belegt das mit zahlreichen Aufnahmen und Aussagen aus dem Gazastreifen auf Social Media-Plattformen. Dazu gehören Tondokumenten vom ständigen israelischen Beschuss im Zentrum des Gazastreifens.
Am Donnerstag seien mindestens fünf Palästinenser bei israelischen Luftangriffen in Rafah, im südlichsten Teil des Gazastreifens, getötet worden. Die israelische Armee hatte die Palästinenser zur Flucht in den Süden aufgefordert, wo sie angeblich sicher seien.
Nach Angaben der Vereinten Nationen ist das Gouvernement Rafah «jetzt der wichtigste Zufluchtsort für die Vertriebenen», so Barrows-Friedman. Das Al Mezan Center for Human Rights erklärte danach am Donnerstag, dass sich derzeit 1,3 Millionen Palästinenser in Rafah aufhalten.
Das seien eine Million Menschen mehr, als normalerweise dort leben, und die Hälfte der gesamten Bevölkerung des Gazastreifens. «Bei einer Bevölkerungsdichte von 20’000 Personen pro Quadratkilometer kann ein einziger israelischer Angriff Hunderte von Palästinensern auf einmal töten», habe die Menschenrechtsgruppe gewarnt.
Dem Bericht nach wurden in Mawasi am Donnerstagmorgen kurz nach Mitternacht bei einem israelischen Luftangriff 17 Menschen getötet, darunter zehn Kinder. Mawasi ist ein winziges, trostloses Gebiet im Süden des Gazastreifens, das von Israel als «humanitäres Gebiet» ausgewiesen wurde.
Die palästinensische Menschenrechtsgruppe Al-Haq hat sich den Angaben nach am Donnerstag dazu geäussert. Die Angriffe auf Mawasi – ebenso wie die auf Rafah und auf Krankenhäuser – würden «einmal mehr zeigen, dass die Besatzung lügt, wenn sie die Existenz von sicheren Gebieten erklärt, und dass sie ihre Verbrechen bewusst und absichtlich ausführt».
«All dies bestätigt, was wir zuvor erklärt haben (...) es gibt keinen sicheren Ort im Gazastreifen», zitiert Barrows-Friedman die Menschenrechtsgruppe. Sie gibt ebenso die Aussage von Jason Lee, ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation Save the Children wieder:
«Lager, Unterkünfte, Schulen, Krankenhäuser, Wohnungen und sogenannte ‹sichere Zonen› sollten keine Schlachtfelder sein. Doch der Gazastreifen wurde in Schutt und Asche gelegt.»
Lee habe angemerkt, dass Israels Umsiedlungsbefehle «nicht mehr als einen Deckmantel der Sicherheit bieten. Wenn die Menschen bleiben, werden sie getötet. Wenn sie umziehen, werden sie umgebracht. Die Menschen haben die ‹Wahl› zwischen dem einen und dem anderen Todesurteil».
Die Journalistin berichtet von einem Video des Reporters Ahmed Hijazi aus dem Flüchtlingslager Maghazi im zentralen Gazastreifen. Das Video vom Donnerstag zeige Menschen, die zu Fuss fliehen und Schutz vor israelischen Panzern suchen, die an der Hauptstrasse am Rande des Lagers stationiert sind.
Drohnen schwirren über dem Lager und laute Explosionen sind zu hören, während Hijazi berichtet, was er sieht. Maghazi war das Ziel ständiger israelischer Luftangriffe, die in den letzten Wochen eskaliert sind.
Israelische Bombardements wurden auch aus dem Flüchtlingslager Nuseirat und aus al-Bureij, ebenfalls im Zentrum des Gazastreifens, gemeldet, so Barrows-Friedman. Auf den Social-Media-Plattformen seien am Mittwoch Aufnahmen einer schrecklichen Szene unmittelbar nach einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Jabaliya im nördlichen Gazastreifen verbreitet worden.
Auf dem Video ist zu sehen, wie ein Erwachsener den zuckenden Körper eines Kindes trägt, während Menschen versuchen, anderen Kindern über die Trümmerhaufen auf der Strasse zu helfen. Unterdessen dokumentieren Menschenrechtsgruppen und Journalisten Berichte von Palästinensern, die inhaftiert und gefoltert wurden oder Hinrichtungen durch israelische Streitkräfte im Gazastreifen überlebt haben.
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza wurden bis Donnerstag mehr als 22’400 Palästinenser getötet und mehr als 57’600 verwundet, berichtet die Journalistin. Danach werden Tausende weitere vermisst oder sind unter den Trümmern begraben.