Die «Anti-Defamation League» (ADL) sieht sich selbst als eine Art Speerspitze im Kampf gegen weisse Suprematisten, Hass, Nationalismus und Antisemitismus. Dabei muss man wissen: Die Organisation, die in New York stationiert ist, ist auch Mitglied des «American Israel Public Affairs Committee» (AIPAC), einer einflussreichen israelischen Lobby-Organisation, die stark mit dem israelischen Staatsapparat verbandelt ist.
Ursprünglich ist die jüdische Organisation aus der B’nai B’rith, einer geheimen Loge, hervorgegangen. Heute beschreibt sich die ADL als Menschenrechtsorganisation: Wobei sie sich insbesondere den Kampf gegen den Antisemitismus auf die Fahnen geschrieben hat.
Umso verstörender vor diesem Hintergrund ist die Position der Organisation im Ukrainekrieg. Denn bekannt ist: Auf der Seite der Ukrainer kämpfen auch rechtsextremistische Verbände. Beispielsweise das Asow-Bataillon. Gegründet von Andriy Biletsky, der einst geschworen hat, «die weissen Rassen der Welt in einen letzten Kreuzzug (...) gegen die von Semiten geführten Untermenschen zu führen».
Wegen seiner nationalistischen und antisemitischen Äusserungen wurden Biletsky und das Asow-Bataillon in der Vergangenheit von westlichen Medien und Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Sogar die NATO-nahe Denkfabrik «Atlantic Council» hat offen eingestanden, dass es sich um eine rechtsradikale Einheit handelt (siehe hier). Doch heute ist das anders.
Die ADL, eine Art Hüterin der Deutungshoheit beim Thema Rechtsextremismus, sieht kein Problem im Asow-Bataillon. Heute betrachtet die ADL das Bataillon nicht mehr als «rechtsextremistische Gruppe, die sie einmal war», wie das Medienportal The Grayzone informiert.
Hintergrund: Das Pentagon hat kürzlich einen Veteranen des Bataillons ausgezeichnet: Bei einem Wettbewerb in Disney World wurde Ihor Halushka geehrt, was The Grayzone Ende August aufgedeckt hatte. Halushka trägt unter anderem auch ein Tattoo mit der Schwarzen Sonne auf einem Arm, ein Erkennungssymbol der rechtsextremen Szene – ein Symbol wohlgemerkt, das die ADL als Hass-Symbol eingestuft hat.
Damit konfrontiert, ob man die Auszeichnung verurteile, entgegnete die ADL jüngst gegenüber The Grayzone:
«Als sie 2014 gegründet wurde, war die Asow-Brigade eine private Militärgruppe, die gegen die damalige Annexion der Krim kämpfte. (...) Während dieser Zeit war die Gruppe eindeutig rechtsextremistisch beeinflusst. Ende 2014 wurde die Gruppe in die ukrainische Nationalgarde eingegliedert und in Asow-Regiment umbenannt. Als dies geschah, untersuchte die ukrainische Regierung die Gruppe und behauptete, sie habe die rechtsextremen Mitglieder aus der Gruppe ausgeschlossen. In dieser Zeit verliess auch ihr Gründer Andriy Biletsky Asow und ist seitdem in der grösseren Asow-Bewegung tätig, wo er unter anderem eine rechtsextreme politische Partei, das Nationale Korps, gründete. Im Wesentlichen gab es eine Spaltung zwischen der militärischen Einheit Asow und den politischen Zielen ihrer Gründungsmitglieder. Das heisst natürlich nicht, dass sie erfolgreich alle rechtsextremen Elemente aus ihren Reihen entfernt haben, aber unser Zentrum für Extremismus sieht das Asow-Regime auch nicht als die rechtsextreme Gruppe, die es einmal war.»
Pikant: The Grayzone verweist darauf, dass die ADL noch vor nicht allzu langer Zeit das Bataillon selbst deutlich negativer bewertet hatte. Noch im März 2022, nur einen Monat vor der Schlacht um Mariupol, räumt die ADL in einem Bericht ein, dass weisse Nationalisten Asow «als einen Weg zur Schaffung eines nationalsozialistischen Staates in der Ukraine» sehen. Und 2019 veröffentlichte die Organisation den Bericht «Die Verinnerlichung der weissen Vorherrschaft» (The Internalization of White Supremacy).
Darin wurde das Asow-Bataillon 18-mal namentlich erwähnt und als «rechtsextreme Gruppe und Miliz», «rechtsextreme Organisation und Miliz» und «ukrainische extremistische Gruppe und Miliz» bezeichnet. Die Zeiten, so scheint es, haben sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 geändert.
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