30 Organisationen von Juden aus verschiedenen Ländern unterstützen in einem Appell die UN-Sonderberichterstatterin für die Lage der Menschenrechte in den seit 1967 von Israel besetzten palästinensischen Gebieten, Francesca Albanese. Ebenso kritisieren sie deutlich den israelischen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser und die westliche Unterstützung dafür. In dem Appell heißt es:
«Wir würdigen die außergewöhnliche moralische Standhaftigkeit der UN-Menschenrechtsberichterstatterin Albanese angesichts des unaussprechlichen Leidens der Palästinenser und der bösartigen Angriffe gegen sie und ihr UN-Mandat.»
Die jüdischen Organisationen wenden sich gegen die Angriffe auf die UN-Sonderberichterstatterin, welche von politisch motivierten Gruppen wie «UN Watch» ausgingen. Mit Verleumdungskampagnen werde versucht, sie zum Schweigen zu bringen und ihrem Menschenrechtsmandat zu schaden. Ziel sei es, die israelische Regierung vor internationaler Kritik und rechtlicher Verantwortung zu schützen.
Die Unterzeichner des Appells bedauern, dass «Vertreter einiger westlicher Regierungen diesen Verleumdungskampagnen starken Rückenwind gegeben, indem sie Frau Albanese des Antisemitismus beschuldigten». Solche Anschuldigungen seien unbegründet und man würde rücksichtslos gegen Albanese hetzen sowie ihre persönliche Sicherheit gefährden.
Die UN-Sonderberichterstatterin habe sich für die mehr als zwei Millionen Zivilisten in Gaza eingesetzt, deren Leben existenziell bedroht sei, unter anderem durch vorsätzliche Aushungerung. Außerdem habe sie die politische Unterstützung und militärische Komplizenschaft westlicher Regierungen bei der Vernichtung des Gazastreifens durch Israel angeprangert.
«Doch anstatt die Kriegsverbrechen Israels zu stoppen, versuchen einige dieser Regierungen, die Botschafterin zum Schweigen zu bringen.»
Weiter heißt es in dem Appell:
«Als Juden, die sich für Gerechtigkeit, Gleichheit und universelle Menschenrechte einsetzen, verurteilen wir aufs Schärfste die beschämende diplomatische und militärische Unterstützung, die viele westliche Regierungen, insbesondere die Vereinigten Staaten und Deutschland, für Israels anhaltende Kampagne der Massentötung palästinensischer Zivilisten und die barbarische Zerstörung aller Grundlagen des palästinensischen Lebens in Gaza angeboten haben.»
Die jüdischen Organisationen verurteilen ebenso «die zunehmende Instrumentalisierung des Antisemitismus». Das geschehe insbesondere durch die höchst umstrittene IHRA-Definition von Antisemitismus, die dabei eingesetzt werde.
«Im Schutz der US-amerikanischen und europäischen Regierungen» habe Israel Zehntausende palästinensischer Zivilisten im Namen des «Schutzes der Juden» getötet.
«Abgesehen von dem katastrophalen zivilisatorischen Versagen, das die internationale Duldung dieser Morde darstellt, wird diese schreckliche Gewalt und Grausamkeit den Juden keine Sicherheit bringen. Im Gegenteil, die ungenaue und unglückselige Gleichsetzung des Staates Israel mit dem jüdischen Volk entlarvt und gefährdet Juden.»
Die unterzeichnenden Organisationen wollen die israelische Regierung in ihrem «völkermörderischen Angriff auf Gaza» stoppen. Sie berufen sich dabei auf die lange humanistische jüdische Tradition und die universellen Lehren aus der Shoah. Zugleich bedauern sie, dass die etablierten jüdischen Organisationen im Namen der jüdischen Gemeinden in Europa und Nordamerika «sich dafür entschieden haben, ihre blinde Unterstützung für die israelische Regierung aufrechtzuerhalten – trotz ihrer schrecklichen Kriegsverbrechen in Gaza und der eskalierenden Gewalt gegen Palästinenser im Westjordanland».
Als ebenso bedauerlich wird die Tatsache gesehen, dass mehrere «nationale Koordinatoren für die Bekämpfung des Antisemitismus» durch ihre enge Zusammenarbeit mit der israelischen Regierung und ihre obsessive Förderung der IHRA-Definition zu «Komplizen dieses unmoralischen und fehlgeleiteten Ansatzes geworden sind». Damit würden sie dem tatsächlichen Kampf gegen den Antisemitismus, der von rechten Politikern zynisch angeheizt werde, einen «Bärendienst» erweisen.
«Der einzige Weg zu Sicherheit und Stabilität für alle ist ein auf den Menschenrechten basierender Ansatz und die Bekräftigung der internationalen Rechtsordnung durch die konsequente Durchsetzung des Völkerrechts – genau das, wofür Frau Albanese eintritt und was sie fordert.»
Zu den Unterzeichnern des Appells gehören folgende Organisationen:
A Different Jewish Voice (Niederlande)
Antizionist Jewish Alliance in Belgium (Belgien)
Boycott from Within (Palästina/Israel)
Decolonizer (Belgien)
Een Andere Joodse Stem (Belgien)
European Jews for a Just Peace (EU)
European Jews for Palestine (EU)
IfNotNow Toronto (Kanada)
Independent Jewish Voices (Kanada)
International Jewish Anti-Zionist Network (Argentinien)
International Jewish Anti-Zionist Network (Spanien)
International Jewish Anti-Zionist Network (GB)
Israelis Against Apartheid (Israel/Palästina)
Jewish Call for Peace (Luxemburg)
Jewish Voice for Labour (GB)
Jews for Justice for Palestinians (GB)
Jews for Palestine (Irland)
Jøder for Retfærdig Fred af 5784 (Dänemark)
Jødiske Stemmer for Rettferdig Fred (Norwegen)
Judeobolschewiener*innen (Österreich)
Judeus pela Paz e Justiça (Portugal)
Jüdische Stimme für Demokratie und Gerechtigkeit in Israel/Palästina (Schweiz)
Jüdische Stimme für gerechten Frieden im Nahen Osten (BRD)
Junts Associació Catalana de Jueus i Palestins (Spanien)
MARAD, Collectif juif decolonial (Schweiz)
Nahlieli – Jews For Justice In Palestine (Finnland)
Tsedek! (Frankreich)
Union des progressistes juifs de Belgique (Belgien)
Union juive française pour la paix (Frankreich)
United Jewish People’s Order (Kanada)
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