Erinnern Sie sich an die Zeit, als Spielzeuge noch einfach waren? Ein Kuscheltier war nur ein Kuscheltier, und das Schlimmste, was es sammeln konnte, war ein Grasfleck nach dem Spielen im Freien. Heute jedoch verwandelt sich das Lieblingsspielzeug Ihres Kindes möglicherweise in ein Überwachungsgerät, das Daten von Spielgewohnheiten bis zu persönlichen Vorlieben aufzeichnet.
Eine aktuelle Studie der Universität Basel enthüllt, dass viele smarte Spielzeuge, die auf dem europäischen Markt verkauft werden, erhebliche Sicherheits- und Datenschutzprobleme aufweisen. Spielzeuge wie die Toniebox oder der tiptoi-Stift sammeln umfangreiche Informationen über das Verhalten von Kindern und übertragen diese oft ohne ausreichend klare Datenschutzrichtlinien an die Hersteller.
Die Forscher untersuchten insgesamt zwölf «smarte» Spielzeuge, die mit dem Internet verbunden sind, Mikrofone oder Kameras besitzen und Daten erfassen können. Besonders besorgniserregend ist, dass viele dieser Spielzeuge Daten wie Spielverhalten oder Interaktionen speichern und an die Hersteller senden – ohne dass den Eltern klar ist, was genau gesammelt wird oder wofür die Informationen verwendet werden.
Ein Beispiel dafür ist die beliebte Toniebox. Während Kinder mit Figuren wie Peppa Pig spielen, zeichnet die Box im Hintergrund auf, welche Figur genutzt wird, wann die Wiedergabe gestoppt oder vorgespult wird und welche Geschichten am häufigsten gespielt werden. Diese Daten werden dann an den Hersteller weitergeleitet, wodurch ein detailliertes Profil des Spielverhaltens entsteht.
Julika Feldbusch, die Erstautorin der Studie, betont die besondere Verantwortung, die Spielzeughersteller gegenüber den jüngsten Nutzern haben: «Die Privatsphäre von Kindern benötigt besonderen Schutz.» Doch die Realität sieht anders aus. Laut der Untersuchung fehlt es den meisten Spielzeugen an Transparenz bei der Datenerhebung. Datenschutzerklärungen seien oft schwer verständlich, ungenau oder versteckt in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Viele Eltern wüssten daher nicht, welche Daten von ihren Kindern gesammelt und wie diese weiterverarbeitet werden.
Auch die Sicherheitsmaßnahmen der Spielzeuge lassen zu wünschen übrig. Zwar sind die meisten Datenübertragungen ins Internet verschlüsselt, doch Verbindungen über das lokale Netzwerk – etwa beim Einrichten des Spielzeugs – sind häufig ungesichert. Forscher konnten in einigen Fällen sensible Informationen wie WLAN-Passwörter abfangen, indem sie den Datenverkehr belauschten. Besonders betroffen waren die Toniebox und die optionale Ladestation des tiptoi-Stifts.
Besonders alarmierend: Als die Forscher ihre Rechte gemäß der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) geltend machten und von den Herstellern Auskunft über die gesammelten Daten verlangten, erhielten nur 43 Prozent der Anbieter eine vollständige Antwort innerhalb der vorgeschriebenen Frist. Einige Antworten waren unvollständig oder unbefriedigend.
Die Folgen der Datensammlung durch smarte Spielzeuge sind potenziell schwerwiegend. In den falschen Händen könnten diese Informationen zu Identitätsdiebstahl, gezielter Werbung oder sogar gefährlicheren Bedrohungen wie Grooming (Pädokriminalität) führen. Kinder verstehen oft nicht, welche Risiken mit der Preisgabe persönlicher Informationen verbunden sind, weshalb die Verantwortung bei den Eltern und Herstellern liegt.
«Wir sehen bereits Anzeichen einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, wenn es um den Datenschutz von Kindern geht», sagt Feldbusch. «Eltern, die gut informiert sind, können sich für Spielzeuge entscheiden, die keine Verhaltensprofile ihrer Kinder erstellen. Aber viele Eltern haben weder das technische Wissen noch die Zeit, sich mit diesen Themen ausführlich zu beschäftigen.»
Die Forscher empfehlen, smarte Spielzeuge, die den Datenschutz priorisieren, bewusst auszuwählen und die Datenschutzerklärungen gründlich zu lesen. Auch sollten unnötige App-Berechtigungen kritisch hinterfragt werden. Die Studie fordert zudem von den Herstellern, stärkere Sicherheitsmaßnahmen einzuführen und die Datenerhebung transparenter zu gestalten. Professor Isabel Wagner von der Universität Basel weist darauf hin, dass die Auswirkungen der ständigen Überwachung auf Kinder noch nicht vollständig erforscht sind:
«Niemand weiß wirklich, welche langfristigen Folgen die Überwachung auf die persönliche Entwicklung von Kindern haben könnte.»
Die Studie dient als Weckruf für Eltern, Hersteller und Regulierungsbehörden. Während smarte Spielzeuge weiter an Beliebtheit gewinnen, ist es entscheidend, ein Gleichgewicht zwischen technischer Innovation und dem Schutz der Privatsphäre zu finden.