Die Granden der deutschen Hauptmedien werben unverblümt für die neuen Genvakzine — und fordern mitunter die Impfpflicht. So auch Nikolaus Blome in einer Kolumne für den Spiegel. Blome ist ein politisch-medialer Influencer: Er war bis Oktober 2019 stellvertretender Chefredakteur und Politikchef der Bild. Von 2013 bis 2015 leitete er als Mitglied der Chefredaktion das Spiegel-Hauptstadtbüro. Davor war er schon einmal stellvertretender Bild-Chefredakteur. Blome leitet seit August 2020 das Politikressort bei RTL und n-tv.
Doch das, was Blome jetzt in seiner Kolumne zu sagen hat, klingt, als sei es aus der Feder der Pharmaindustrie geflossen.
«Wenn alle geimpft sind, die es gesundheitlich vertragen, sind Lockdown und hohe Infektionszahlen Geschichte», fabuliert Blome und: «Aber nein, die Politik fürchtet die Impfpflicht. Der Bundesgesundheitsminister verspricht den Leuten in die Hand, dass es keine geben werde. Eine SPD-Ministerpräsidentin warnt vor ‹Sonderrechten› für Geimpfte, und die Bundesjustizministerin barmt gar ob der ‹gesellschaftlichen Nachteile›, die Ungeimpften drohen könnten. Ich hingegen möchte an dieser Stelle ausdrücklich um gesellschaftliche Nachteile für all jene ersuchen, die freiwillig auf eine Impfung verzichten. Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.»
Mit derartigen Statements erreicht Blome vor allem eins: Er setzt politische Entscheidungsträger wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unter Druck.
Denn ohne Vakzin, so suggeriert Blome, würde es keine Rückkehr zur Normalität geben. Aber ohne Impfpflicht, so könnte man seine Zeilen ebenfalls interpretieren, werde es kaum ausreichend Willige für das grosse Impfexperiment geben.
Blome übt sich indes in Stammtisch-Plattitüden. «Vielleicht nehmen die Politiker ja Rücksicht auf die medizinischen Sorgen der Bürger. Aber das erscheint mir überflüssig, da sich dankenswerterweise ein knorriges Inselvolk im Nordatlantik als Probandenschar zur Verfügung stellt», lässt er seine Leserinnen und Leser wissen, womöglich selbst ohne jede Kenntnis, dass in der pharmazeutischen Forschung langjährige klinische Studien — und nur die — letztendlich darüber Aufschluss geben, was sicher ist und was nicht.
Blomes Argumentationsniveau ist bedauernswert. Nicht weil Blome das schreibt, was er denkt, sondern weil n-tv derartiges Personal überhaupt beschäftigt. Weitaus dramatischer ist die Tatsache, dass selbst einstige Flaggschiffe des deutschen Journalismus, zu denen man den Spiegel zählen darf, den skurrilen Gedanken Blomes Platz einräumen:
«Jedermann darf seine Wohnung allen versperren, die ungeimpft hereinkommen wollen. Kneipenbesitzer, Kinobetreiber oder Kreuzfahrtveranstalter werden ebenfalls als Hausherren Impf- oder Immunitätsnachweise an ihren Pforten verlangen dürfen. Wenn aber erst klar ist, dass nicht reist, nicht trinkt und nicht tanzt, wer nicht vorher impft – dann entsteht ein Markt der raren Lustbarkeiten. Das treibt den Preis fürs Nichtimpfen nach oben und wirkt mindestens doppelt so gut wie die Fliege im Pissoir.»