Kürzlich zitierten wir Robert F. Kennedy Jr. mit der Aussage, «das gesamte System der Organtransplantation muss reformiert werden». Der US-Gesundheitsminister berief sich dabei auf eine Untersuchung, der zufolge «die Heiligkeit des Lebens im Organtransplantationssystem auf systemische Weise missachtet wird». Derlei Kritik ist derweil alles andere als neu. Dennoch findet die Transplantationsmedizin nach wie vor Unterstützung von reichlich Prominenz wie dem Ex-US-Präsidenten Barack Obama, den Schauspielern Daniel Brühl, Til Schweiger und Jürgen Vogel, dem Musiker Peter Maffay und der Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey.
Wesentlicher Aspekt in besagtem TN-Beitrag ist die Kritik an dem Konzept, den Hirntod als «wirklichen» Tod zu betrachten. Geschichtlich betrachtet ist dieses Konzept wohlgemerkt auch eher neu, war es doch erst in den 1960er Jahren eingeführt worden. Doch seit geraumer Zeit regt sich Kritik. Nicht nur die Physikerin und Medizinethikerin Sabine Müller vom Berliner Universitätsklinikum Charité ging schon vor Jahren so weit und meinte, die seit Jahrzehnten vertretene, biologische Begründung für das Konzept vom Hirntod sei «empirisch widerlegt».
So hört das integrierte Funktionieren des Körpers auch nicht, wie viele Menschen nach wie vor glauben, unbedingt kurz nach Eintritt des Hirntodes auf. Damit ist aber das Hauptargument derjenigen entkräftet, die den Hirntod mit dem Tod des Menschen gleichsetzen. Der US-Ethikrat verwies in diesem Zusammenhang auf Veröffentlichungen von Alan Shewmon. Der Neurologe hatte bis 1998 über 170 dokumentierte Fälle gefunden, in denen zwischen Feststellung des Hirntodes und Eintritt des Herzstillstands viel Zeit vergangen war: Die Spannen reichten von mindestens einer Woche bis zu 14 Jahren.
Vor diesem Hintergrund erscheint es sehr bemerkenswert, «dass in einem in der New York Times publizierten Kommentar eine ‹neue Definition des Todes› gefordert wird, damit wir mehr Organe entnehmen können». Das berichtet der OffGuardian. Kit Knightly, Autor des Beitrags und verantwortlicher Redakteur beim OffGuardian:
«Ich übertreibe nicht, es steht direkt in der Überschrift: Spenderorgane sind zu selten. Wir brauchen eine neue Definition des Todes. Manchmal reicht schon ein Blick auf eine Schlagzeile, und man wundert sich. Natürlich ist die Neudefinition von Wörtern und Ausdrücken in der Welt des Great Reset nichts Neues. ‹Fall›, ‹Todesursache›, ‹Impfstoff›, ‹Terrorist›, ‹Demokratie› … all diese Begriffe haben in den letzten Jahren aktualisierte Definitionen erhalten.
Die Verharmlosung der Sprache, sodass Wörter formbar werden und vage oder sogar völlig verkehrte Bedeutungen erhalten, ist an der Tagesordnung, genau wie Orwell es vorhergesagt hat. In diesem Fall nehmen Sie das Wort ‹tot› und ‹erweitern› seine Definition, um … lebende Menschen einzuschließen.»
Auch hier übertreibe er nicht, so Knightly weiter. So lese man in dem Times-Kommentar auch:
«Die Lösung besteht unserer Ansicht nach darin, die Definition des Hirntods zu erweitern und auch irreversibel komatöse Patienten mit lebenserhaltenden Maßnahmen einzubeziehen. Nach dieser Definition wären diese Patienten rechtlich tot, unabhängig davon, ob eine Maschine den Herzschlag wiederherstellt.»
Die Begründung sei einfach, meint Knightly: Wir bräuchten mehr Spenderorgane, und es gebe nicht genügend Menschen, die entweder einen Hirntod oder einen Kreislauftod erleiden. Deshalb müssten wir unsere Definition des Todes erweitern und auch Menschen einbeziehen, die lange Zeit im Koma liegen.
Dazu heiße es in dem Kommentar «allen Ernstes»:
«Die wichtigsten Gehirnfunktionen für das Leben sind Bewusstsein, Gedächtnis, Absicht und Verlangen. Wenn diese höheren Gehirnfunktionen unwiderruflich verloren gehen, kann man dann nicht sagen, dass der Mensch (und nicht der Körper) aufgehört hat, zu existieren?»
«Ich bin sicher, dass niemand, der dies liest, wirklich eine Erklärung von mir braucht, was für einen schrecklichen Präzedenzfall dies schaffen wird … aber ich werde es tun», so Knightly.
Denn sobald «irreversibel komatös» zum neuen Standard für «tot» werde, würde der Druck – unausgesprochen oder auf andere Weise – auf Ärzte steigen, Menschen für tot zu erklären. Insbesondere, wenn es um die Entnahme von Organen gehe. Knightly gibt hier auch zu bedenken:
«Institutionen lösen Verantwortung in ‹Protokollen› und ‹Richtlinien› auf, das haben wir während COVID gesehen. Niemand muss jemanden wissentlich oder absichtlich töten, sondern einfach ein Kästchen auf einem Formular ankreuzen und die Maschinerie in Gang setzen.»
Über die verbesserten Ergebnisse für Patienten, die auf Spender warten, würde berichtet –unabhängig davon, ob es sie tatsächlich gebe oder nicht. Über die Eltern, die Krankenhäuser verklagen, weil ihnen Organe «zu schnell» oder «ohne sichere Einwilligung» entnommen worden seien, werde hingegen nicht berichtet. Knightly:
«Allgemeiner gesagt: Sobald man die Grenze zwischen Leben und Tod aufweicht und von einem ‹sinnvollen Leben› oder einem ‹lebenswerten Leben› spricht, nähert man sich der Eugenik. Zuerst sind es die ‹irreversibel Komatösen› (die, wie man bedenken muss, vielleicht aufwachen und es ihnen gut geht). Dann sind es die körperlich Behinderten, die geistig Behinderten, die Alten und Gebrechlichen.»