Mit einer überraschenden und kontroversen Aussage hat der britische Verteidigungsminister John Healey die außenpolitische Debatte um China erneut angeheizt. Bei einem Besuch des Flugzeugträgers HMS Prince of Wales im australischen Darwin erklärte Healey am 27. Juli: «Wenn wir kämpfen müssen [für Taiwan], wie wir es in der Vergangenheit getan haben, dann werden Australien und das Vereinigte Königreich Seite an Seite kämpfen.» Je besser man vorbereitet sei, desto stärker wirke die Abschreckung, ergänzte er.
Diese Worte, gesprochen im Rahmen gemeinsamer Militärübungen mit den USA und weiteren Verbündeten, markieren einen klaren Konfrontationskurs gegenüber China – einem Land, das Taiwan als Teil seines Territoriums betrachtet und eine Wiedervereinigung notfalls auch mit Gewalt durchsetzen will.
Während London traditionell eine Politik der «strategischen Zweideutigkeit» verfolgt, also keine klare Aussage zur militärischen Unterstützung Taiwans trifft, stellt Healeys Position eine Abkehr von der bisherigen britischen Zurückhaltung dar. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.
Ein ehemaliger britischer Diplomat, Ian Proud, kritisierte Healeys Aussagen scharf. «Das ist eine gefährliche Illusion», schrieb er in einem Beitrag für das Magazin Responsible Statecraft. Es sei «unverantwortlich», China offen als potenziellen Gegner zu benennen, während Großbritannien nicht einmal im Ukrainekrieg bereit sei, sich direkt gegen Russland zu engagieren.
Die Kritik trifft auf einen weiteren wunden Punkt: die militärischen Kapazitäten. Großbritanniens Flotte im Indopazifik umfasst aktuell gerade einmal vier Schiffe, während China mit über 230 Kriegsschiffen mittlerweile die größte Marine der Welt unterhält. Ein direkter Konflikt würde erhebliche Risiken für Großbritanniens Verteidigung in Europa mit sich bringen – insbesondere angesichts der weiterhin bestehenden Bedrohung durch Russland.
Auch innenpolitisch wirft Healeys Vorstoß Fragen auf. Premierminister Keir Starmer hatte noch im März betont, dass Russland die aktuell größte Gefahr für Europas Sicherheit darstelle. Zudem ist trotz angekündigter Erhöhung der Militärausgaben auf 5 Prozent des BIP bis 2035 unklar, ob die finanziellen Mittel tatsächlich bereitgestellt werden können.
Kommentar Transition News
Healeys Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Regierung um eine pragmatischere Annäherung an Peking bemüht. Diplomaten warnen: Solche Rhetorik könnte nicht nur die Beziehungen zu China nachhaltig belasten, sondern auch die Glaubwürdigkeit britischer Außenpolitik beschädigen. In einer geopolitisch angespannten Lage braucht es keine martialischen Kampfansagen, sondern diplomatisches Augenmaß.
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