In einer Demokratie, genauer gesagt in einem Land
mit einer freien Presse, kann keine Hungersnot auftreten.
Brutale Umstände wie der weit verbreitete Tod durch
Nahrungsmangel würden von einem demokratischen System,
in dem die Presse diese [Umstände] zu einem Thema von großem
öffentlichen Interesse machen kann und wahrscheinlich
auch machen würde, nicht zugelassen.
Amartya Sen, Nobelpreisträger
Liebe Leserinnen und Leser!
Es ist zum Mäusemelken. Es passieren reihenweise «Schweinereien» auf der Welt – doch den politmedialen Mainstreamzirkus schert dies viel zu oft einen feuchten Kehricht. Denken wir nur an das aktuelle „Covid“-Dossier. Dabei handelt es sich um ein über einen Zeitraum von drei Jahren zusammengestelltes Dokument, das nach Auffassung der Autorinnen Debbie Lerman und Sasha Latypova fundiert belegt, dass «Covid eine globale Geheimdienst- und Militäroperation war». Hat der Mainstream das irgendwie zum Thema gemacht? Nein!
Über unzählige andere Dinge hingegen wird von Spiegel, Tagesschau, Blick, Standard & Co. reflexartig ein Bombenhagel der Empörung abgeworfen, ohne dass eine Analyse stattgefunden hätte, die es ermöglichen würden, sich eine fundierte Meinung zu bilden.
Ein aktuelles Beispiel ist der Vorschlag des neuen US-Präsidenten Donald Trump, den Gaza-Streifen zu übernehmen und ihn «von allen gefährlichen Bomben und Tunneln zu befreien». Das für sich genommen klingt natürlich erst einmal gut. Andererseits muss man dabei jetzt auch nicht zwingend in Jubelstürme ausbrechen. Dafür ist der Politbetrieb zu sehr ökonomisch getrieben und zu wenig auf die Bedürfnisse der Allgemeinbevölkerung ausgerichtet.
Der US-Journalist und Pulitzer-Preisträger Chris Hedges geht sogar so weit und meint, die Bürgerinnen und Bürger hätten nur noch die Wahl zwischen «Zerstörung durch Konzernmacht oder durch Oligarchie», wobei Trump die Macht der Oligarchie repräsentiere.
Zudem kann man sich natürlich die Frage stellen, ob «Trump 2.0» die «zionistischste» aller US-Regierungen sein und damit zu einseitig in Bezug auf den Nahost-Konflikt agieren wird, wie der türkische Nachrichtensender TRT World kürzlich meinte (siehe dazu zum Beispiel den TN-Beitrag «NY Post beklagt ‹machiavellistischen Deep State› – redet ihm aber bei RFK Jr. selbst nach dem Mund»).
Wenn man dies für sich bejaht, so stellt sich zweifelsohne erst recht Frage, ob bei einer Umsetzung von Trumps Plänen für den Gaza-Streifen tatsächlich, wie es der bekundete Wille des 78-Jährigen ist, eine «Riviera des Nahen Ostens» entsteht und in diesem die jetzigen Gaza-Bewohner, sofern sie denn dort überhaupt sein werden, merklich zufriedener sein werden als aktuell.
Und was machen viele vom Mainstream? Sie ballern gleich vernichtende Schlagzeilensalven gegen Trump los. Die Taz etwa schießt, Trumps Pläne für Gaza seien eine «Ankündigung eines Jahrhundertverbrechens». Und der demokratische US-Senator Chris Murphy wird etwa von T-Online mit den jegliches Reflektieren zunichte machenden Worten zitiert, Trump habe «völlig den Verstand verloren», denn «eine US-Invasion des Gazastreifens würde zum Tod tausender US-Soldaten und zu jahrzehntelangen Kriegen im Nahen Osten führen. Das ist wie ein schlechter, kranker Witz.»
T-Online fährt auch die G7, die EU und die UN als Geschütz gegen Trump auf, indem es darauf verweist, dass diese Organisationen «immer wieder klar gemacht haben, dass die Zivilbevölkerung nicht vertrieben werden und der Gazastreifen nicht dauerhaft besetzt werden dürfe. Eine Lösung über die Köpfe der Palästinenserinnen und Palästinenser hinweg darf es nicht geben.»
Dass es eine Lösung über die Köpfe der Palästinenserinnen und Palästinenser hinweg nicht geben darf, ist unbenommen. Doch genau hier liegt das Problem: Es wird längst und permanent über die Köpfe der Palästinenserinnen und Palästinenser im Gaza-Streifen hinweg agiert. Wenn dem nicht so wäre, würden die armen Menschen ja nicht, wie es die Deutsche Welle ausdrückte, «ein Leben in Leid und Elend» inklusive Hungersnot führen.
Wo aber bleibt in Bezug auf dieses Elend das flächendeckende Schlagzeileninferno des versammelten Mainstreams? Ein solches gibt es nicht. Und wer hier zu energisch wird zum Beispiel in seiner Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung, riskiert, schnell als Antisemit abgekanzelt zu werden.
Dieser Umstand ist von ungheurer Tragweite, wenn man bedenkt, was der eingangs zitierte Nobelpreisträger Amartya Sen vortrug: dass eine wirklich freie Presse in einer wirklichen Demokratie bei jedem sich anbahnenden gesellschaftsrelevanten Missstand so viel „Alarm“ machen würde, dass sich dieser Missstand gar nicht erst etablieren kann.
Also, lieber Mainstream: Wenn du dich empören möchtest, dann bitte nicht nur über Leute wie Trump, sondern auch über Leute aus dem gesamten Polit- und Gesellschaftspektrum! Glaube mir: Mit Unvoreingenommenheit und einem Weitwinkelblick wird man da auch ganz schnell fündig, über das sich empören ließe ...
Alles Gute – trotz allem!
Torsten Engelbrecht