Der Autor Thomas Eisinger hat vor drei Jahren seinen ersten Roman «Hinter der Zukunft» vorgelegt. Die 500 Seiten starke Dystopie beschäftigt sich mit totalitären Strukturen auf Basis der Klima- und Gesundheitspolitik. Unter anderem wird darin die Forderung nach «Net Zero» verarbeitet – der Reduktion der CO2-Emission auf Null. «Hinter der Zukunft» ist gerade in der außerparlamentarischen Opposition auf große Resonanz gestoßen. Nun erscheint Eisingers Roman auch als Hörbuch. Im Interview mit Transition News spricht der Autor aus Augsburg über die Mechanismen der Macht, über Herausforderungen beim Schreiben und die Mentalität der heutigen Jugend.
Transition News : Herr Eisinger, Sie haben vor wenigen Jahren den Roman «Hinter der Zukunft» veröffentlicht. Nun ist er als Hörbuch erschienen. Was hat Sie bewogen, das Werk noch einmal in dieser Medienform zu präsentieren?
Thomas Eisinger: Es waren die vielen Leserwünsche, die mich dazu erreicht hatten. Für viele ist ein Hörbuch eben das ideale Medium, gerade wenn man viel unterwegs ist. Ich hatte bereits drei Versuche unternommen, die alle aus unterschiedlichen Gründen gescheitert sind. Jetzt hat alles gepasst, der Sprecher, Robert Maszl, war ein echter Glücksfall für das Projekt.
Wie ist es zu einer Zusammenarbeit gekommen?
Tatsächlich ist Robert Maszl auf mich zugekommen, nachdem er seine Sprecherausbildung beendet hatte. Nach einem Probekapitel wusste ich, dass die Stimme wunderbar passt. Und das Sahnehäubchen: Er ist von Hauptberuf Tenor und hat an mehreren Stellen die abgewandelten Strophen von «Freude schöner Götterfunken» mehrstimmig eingesungen. Dazu bekamen alle Hauptfiguren ihren eigenen Klang. Es ist schon fast ein Hörspiel daraus geworden!
Ihr Roman ist gewissermaßen eine Dystopie und hat totalitäre Strukturen auf Basis von Klima- und Gesundheitspolitik als Thema. Können Sie bitte in wenigen Sätzen skizzieren, worum es geht?
Es ist eine Dystopie mit hoffnungsvollem Ausgang, und das Klimathema dient vor allem dazu, die Mechanismen der Macht aufzuzeigen. Immer, wenn etwas Absolutes angestrebt wird, wenn Fragen dazu tabuisiert werden und wenn so gut wie alle Medien dasselbe senden und schreiben, kann man sicher sein, dass es vor allem um Macht und Kontrolle der Bevölkerung geht. In meinem Roman erhält jeder Mensch ab seinem sechsten Lebensjahr eine Smart Watch – genannt «Guter Helfer», der das CO2-Lebensbudget verwaltet. Da CO2 bei praktisch jedem Konsum-, Transport- und Lebensprozess anfällt, ist es das ideale Steuerinstrument, um das gesamte Leben damit zu kontrollieren.
Sie haben gerade von den Mechanismen der Macht gesprochen. Das hört sich zunächst sehr abstrakt an. Könnten Sie das konkretisieren? Wie würden Sie diese Mechanismen beschreiben?
Die meisten dieser Mechanismen sind Jahrtausende alt. Es geht immer darum, dass eine kleine Gruppe von Menschen – Kaiser, Könige, Herrscher aller Art – das zahlenmäßig weit überlegene Volk im Zaum halten möchte. Was sich heute geändert hat, sind die Methoden, die durch Massenpsychologie, die Medien und das Internet wesentlich mächtiger und ausgefeilter geworden sind. Heute geht es sehr stark darum, «Realität» zu produzieren und auf dieser Basis die vorgesehenen Maßnahmen zu ergreifen. Und dazu alle, die eine andere Sicht auf die Dinge haben, aus der Gemeinschaft auszuschließen oder ihren sozialen Status zu vernichten. Dazu vielleicht ein Zitat aus dem Buch: «Sag mir, wer ist am mächtigsten? – Diejenigen, die bestimmen können, was Wahrheit ist!»
Wo liegt ihrer Meinung nach die Macht heute in den sogenannten liberalen Demokratien?
Das ist eine sehr schwierige Frage. In den USA hat man gesehen, dass der Präsident, Joe Biden, nur ein Strohmann war. In Deutschland weiß man nicht, wer wirklich die Politik bestimmt. Die aktuelle Deindustrialisierung hatte ich allerdings bereits 2020 beschrieben. Wer gesehen hat, wie Kanzler Olaf Scholz gleich einem Schuljungen neben Biden stand, als dieser die Zerstörung von Nord Stream ankündigte, der konnte sich seinen Reim darauf machen. Jedenfalls dienen die großen weltpolitischen Ereignisse meist Zielen, die nicht dem entsprechen, was uns von Politik und Medien erzählt wird. Dass die Macht beim Volk läge, ist jedenfalls eine hervorragend inszenierte Illusion.
Mit welchen Herausforderungen waren Sie beim Schreiben konfrontiert?
Seinen ersten Roman zu schreiben, ist schon mal eine Herausforderung an sich. Dazu kam, dass kurz nachdem ich das Manuskript begonnen hatte, der erste Corona-Lockdown ausgerufen wurde. Bei den ausufernden Maßnahmen erkannte ich einige meiner dystopischen Visionen wieder. Das hat mich für einige Wochen vom Schreiben abgehalten, ich war wie gelähmt, als ich sah, was da draußen geschah. Doch dann nutzte ich die viele Zeit zu Hause, um das Manuskript voranzubringen!
Und auf welche Probleme stießen Sie bei der Konzeption des Plots?
Das Thema des menschengemachten Klimawandels ist ja das umstrittenste, das es heute gibt. Eigentlich müsste es das Weltfinanzsystem sein, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls war es mir wichtig, keine Diskussion dazu zu führen, sondern Fragen aufzuwerfen. Die Bewusstmachung der Regeln der Macht – verglichen mit dem, was wir bereits beobachten können und was noch denkbar ist – war mir das wichtigste Anliegen. Zusammen mit der Intention, dass die Mechanismen der Erzeugung von Schuld und Scham – durch eine manipulative Moral – immer wieder aus der Handlung erkennbar werden. Dazu habe ich die «Ämter für Schuld und Scham» erfunden, die bei Übertretungen den Ablass entgegennehmen – in Form von Lebensbudget. Die Hauptpersonen sind alle sehr unterschiedlich. Ganz bewusst verkörpern sie verschiedene Werteebenen.
In dem Roman sind dystopische Zukunftsvisionen beschrieben. Nun sind nach seiner Veröffentlichung ein paar Jahre vergangen. Inwieweit hat die Realität die Fiktion eingeholt oder gar überholt?
Viele Leser haben mich gefragt, ob ich im Besitz einer Glaskugel wäre. Sie wissen schon, so ein Ding, in dem man die Zukunft erblickt. So gibt es im Roman das Ministerium für Deindustrialisierung – das haben wir seit drei Jahren auch in Wirklichkeit. Wir haben die extreme Zensur in den Medien und vor allem: so gut wie keine Satire mehr. Ob Monika Gruber oder Lisa Fitz und andere – sie können nur wählen zwischen politisch korrektem Blabla oder Rückzug. Das habe ich ebenfalls beschrieben. Was mich wirklich schockiert hat, das sind die Versuche, ein persönliches CO2-Budget einzuführen. Damit würde unser Lebensstandard auf das vorindustrielle Niveau heruntergefahren werden. Diejenigen, die das propagieren, zeigen jedoch mit ihrem eigenen Lebenswandel, dass es ihnen nur um Unterdrückung geht, dass sie selbst sich einen Dreck um ihre eigenen Worte scheren.
Die Klimapolitik baut auf vielen Theorien rund um das CO2 auf. Ihr Roman ist gewissermaßen auch eine Kritik daran. Was ist an diesen CO2-Theorien falsch?
Im Roman gehe ich nicht auf die unterschiedlichen Theorien ein. Lediglich darauf, was alles nicht eingetreten ist. Denn seit etwa 35 Jahren werden die unterschiedlichsten Schreckensszenarien verkündet, doch so gut wie nichts davon ist eingetreten. Nun hat man sich auf besondere Wetterereignisse eingeschossen, als wenn es die früher niemals gegeben hätte. Was ich dabei noch betonen möchte: Fast alle Maßnahmen der «Klimarettung» schaden der Natur: Windräder, gigantische Mais-Monokulturen, Solarfelder, Rohstoffgewinnung für E-Fahrzeuge und vieles mehr. Klima- und Umweltschutz sind also nicht irgendwie dasselbe, sondern geradezu das Gegenteil. Aber insgesamt bildet das Klimathema nur den Rahmen, es geht vielmehr um Macht, Schuld und Scham.
Eine große Rolle in Ihrem Buch spielen die «Zukunftsvernichter». Können Sie das ein wenig erklären – wer ist das und wie vernichten sie die Zukunft?
Ja, ein scheußliches Wort. Es beschreibt alle Menschen, die älter als 45 Jahre alt sind. Denn die Jugend beziehungsweise diejenigen, die die Jugendlichen manipulieren, behaupten, dass diese «Alten» Schuld hätten an allem Schlechten auf der Welt. Demzufolge hätten sie selbst keine Zukunft mehr – eben wegen der «Zukunftsvernichter». Dadurch wird ein Generationenkonflikt ausgelöst, der jede Menschlichkeit erstickt.
Der Roman übt somit auch Kritik an der heutigen Jugend. Was unterscheidet sie von den vorherigen Generationen?
Der Roman kritisiert nicht die Jugend pauschal. Der Held der Geschichte ist ja selbst erst 18 Jahre alt und spielt eine ganz wesentliche – und am Ende sehr positive – Rolle. Was heute anders ist, das ist das extreme Schwarz-Weiß-Denken. Das betrifft allerdings nicht nur die Jugend. Doch wenn man so aufwächst und das speziell von den Medien permanent so präsentiert bekommt, dann prägt das natürlich. Ich denke, das ist heute wirklich anders als früher.
Sehen Sie Parallelen zwischen der Klima- und der Coronapolitik?
Im Roman haben beide ihre Funktion. Ja, es gibt deutliche Parallelen. CO2 und Viren sind unsichtbar, nur wenige ausgewählte Experten können erklären, was zu tun ist; es gibt immer nur eine Option, niemals Alternativen, und alle Medien und Politiker äußern sich vollkommen gleichartig. Und das Schicksal der gesamten Menschheit steht – scheinbar – auf dem Spiel. Das sind mindestens fünf identische Faktoren.
Kommen wir doch zurück zum Hörbuch. Bietet ein solches in der heutigen Zeit bessere Chancen, die Menschen zu erreichen? Es drängt sich das Gefühl auf, dass immer weniger gelesen wird, vor allem Literatur. Welchen Eindruck haben Sie?
Ich denke, dass es hier kein Entweder-Oder gibt. Wenn ich im Auto oder im Flugzeug sitze, dann genieße ich es, ein Hörbuch zu hören. Zu Hause ist mir ein gedrucktes Buch wesentlich lieber. Was mir mehr Sorge bereitet, ist die kurze Aufmerksamkeitsspanne, die bei der jüngeren Generation das Lesen eines Buches von 500 Seiten weitgehend verhindert. Vielleicht sollte ich nur noch kurze Fortsetzungshäppchen schreiben!
Könnten Sie bitte noch den Titel erklären! Warum haben Sie ihren Roman «Hinter der Zukunft» genannt?
Erstmal freut es mich, dass der Titel gut ankommt. Ich habe viel positives Feedback dazu erhalten. Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass es nicht nur den weitgehend antizipierten Verlauf hin zu einer dystopischen Zukunft geben kann, sondern auch eine komplett andere Entwicklung. Darin schwingt auch meine Hoffnung mit.
Arbeiten Sie an einem neuen Roman? Wann dürfen die Leser das nächste Werk von Thomas Eisinger in den Händen halten?
Ja, ich bin bereits dabei, doch der Prozess ist diesmal schwieriger als bei «Hinter der Zukunft». Vielleicht sind meine Erwartungen an mich selbst gestiegen. So viel sei verraten: Es wird um die Rolle unserer Gefühle gehen, in Zusammenhang mit der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Und auch darum, was wir unter Authentizität verstehen.
Das Gespräch führte Eugen Zentner.