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Liebe Menschheitsfamilie! Wir erleben turbulente und anspruchsvolle Zeiten auf Mutter Erde. Dies erfahren auch wir als Familie. Wir Eltern sind Menschen, die den Frieden, die Stille und die Natur lieben. Wir genießen die Einfachheit und leben in einem alten, gemütlichen Holzhaus in Bisisthal. Wir sind Eltern von zwei Mädchen, die sieben und neun Jahre alt sind.
Nun aber ist ein Sturm ausgebrochen. Gefährliche Blitze und verletzlich große Hagelkörner prasseln scheinbar unkontrolliert auf uns nieder. Der Donner im Außen schreckt uns immer wieder auf. Es ist schwieriger geworden, ein ruhiges Familienleben zu führen. Da liegt wie ein Schatten über uns, eine subtile Bedrohung.
Die Kinder sind zwar aufgeblüht und wieder gesund. Doch wir Eltern sind aufgewühlt. Sind wir mit dem, was wir fühlen, wirklich so allein und verkehrt, wie man uns von Seiten der Behörden weismachen will? Unsere jüngere Tochter hat mich, als wir unsere Sorgen ausdrückten, in den Arm genommen und gesagt: «Sie werden es nicht schaffen, uns zu trennen.»
Was ist passiert? Unsere Kinder haben eine alternative Schule besucht. Mit der Zeit zeigte sich, dass beide Kinder mit der Art, wie sie lernen sollten, nicht glücklich waren. Die jüngere Tochter wurde sehr aggressiv. Sie hat in sich das seelische Wissen verankert, dass sie für ihre Entwicklung keine Schule braucht. Das hat sie uns bereits mit vier Jahren gesagt. Sie verweigerte die Schule.
Bei der älteren Tochter zeigten sich extreme Kopfschmerzen. Sie sagte zu mir: «Mama, manchmal platzt mein Kopf fast.» Sie lag nach der Schule daheim antriebslos herum. Beide Kinder hatten nach der Schule weder Lust zum Spielen noch Freude zur Bewegung. Auch die ältere Tochter wollte nicht mehr zur Schule gehen.
Neue Lebensqualität
Wir als Eltern haben diese Alarmsignale sehr ernst genommen und die Notbremse gezogen. Wir haben eine Schul-Auszeit verlangt. Während dieser Wochen haben spannende, familiäre Prozesse stattgefunden. Wir erlebten, wie die Kinder sich entspannen konnten. Es war, als wären sie von einer unsichtbaren Last befreit worden. Der Stress, den wir am Morgen hatten, fiel weg. Die Kinder sind in ihrem natürlichen Rhythmus aufgewacht, und wir sind ruhig und entspannt in den Tag gestartet. Kuscheln statt rennen! Lieben statt stressen!
Was für ein Luxus, was für eine Lebensqualität!
Pflicht oder Gewalt?
Mit dem Duft der Freiheit in der Luft sind wir mutiger geworden. Was wäre ich denn für eine lieblose Mutter, wenn ich meine Kinder gegen ihren Willen in ein Schulsystem zwängen würde? Wäre das nicht eine zwar legale, jedoch versteckte Form von Gewalt? Ist es nicht an der Zeit, dass wir diesen Krieg gegen unsere Kinder beenden? Gemäß Schweizer Staatsrechtsprofessor Johannes Reich ist das Elternrecht dem Schulrecht übergeordnet. Es liegt in unserer Aufgabe, für die Kinder zu sorgen.
Als Therapeutin erlebe ich es oft, dass mir Mütter ihre Kinder anvertrauen, damit ich sie wieder schulkonform geradebiege. So im Sinne von: «Ich kann nicht mehr, mach Du bitte mal weiter!» The Show must go on, nicht wahr? Wenn wir Mütter das Verhalten unserer Kinder nicht mehr aushalten, kann es dann gesund für sie sein? Diese Kinder haben Ängste, Panikattacken, Einschlafprobleme, heftige Wutausbrüche, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und leider auch Depressionen.
Natürlich weigere ich mich und enttäusche damit viele Eltern. Doch ich spüre auch: Wenn ich den Kindern klar vermittle, dass ich sie in ihrem Wunsch, frei zu sein, verstehe, löst das bei ihnen etwas aus. Sie fühlen, dass sie von jemandem wahrgenommen werden. Und das kann manchmal heilsam sein.
Sind wir so betäubt?
Ja, es gibt unzählige Kinder, die nicht mehr zur Schule gehen wollen. Schaffen wir Eltern es endlich, dass wir ihnen Gehör geben und sie ernst nehmen? Oder ist dies in einer Gesellschaft, die auf Leistung, Erfolg und Konsum trainiert wurde, eine Zumutung geworden? Sind wir wirklich bereits so betäubt, so weit entfernt von der Natürlichkeit, dass wir es nicht einmal mehr wahrnehmen, wenn unsere Kinder leiden? Nur weil etwas gesetzlich verankert ist, heißt dies nicht, dass es auch moralisch vertretbar ist.
Zurück zum Sturm: Nachdem wir für unsere Kinder eingestanden sind, ging das Rösschenspiel los. Wir bekamen Post von den Schulbehörden und zu unserer grossen Überraschung von der KESB. Auf Anfrage teilte uns der Schulleiter mit, dass er sich verpflichtet fühlte, wegen der nicht erfüllten Schulpflicht ein Gefährungsprotokoll auszufüllen. Dies sei auf Anratung der Behörden geschehen. Laut SVP-Ständerat Pirmin Schwander hat sich dieses Vorgehen inzwischen bei vielen Schulbehörden etabliert. Und natürlich kann mit einer solchen Zusammenarbeit zwischen Schulbehörden und Kesb zusätzlich Macht zementiert werden.
Man sagt uns einerseits, dass wir als Eltern unsere Aufgabe liebevoll wahrnehmen, und andererseits hetzt man die KESB gegen uns auf. Warum tun Menschen solche Sachen? Ist es vielleicht das Bedürfnis nach Kontrolle? Die Liebe zur Macht?
Der freie Vogel
Wir Eltern sind solche sonderbaren Exemplare, die ihre Kinder nie fremdbetreut haben. Das heißt, dass sie keine Kita oder keinen Frühkindergarten kennen. Die Mädchen waren nur bei den Großeltern, der Tante oder Freundin, wenn sie es ausdrücklich wünschten. Wir haben unsere Kinder niemals irgendwo parkiert. Wir haben uns bewusst für das Sein mit den Kindern anstatt für eine Anhäufung von Geld entschieden.
Ausgerechnet wir, die so viel Liebe und Verantwortung ausdrücken, befinden uns nun mitten in einem Verfahren. Man will uns davon überzeugen, wie falsch und regelwidrig wir vorgehen. Ist dies der Versuch, einem Vogel, der das Fliegen entdeckt hat, die Flügel zu stutzen? Können wir alle dabei Zeugen eines unglaublichen Machtmissbrauchs werden, der auch bei uns in der Schweiz ständig und überall passiert?
Der Druck von Außen ist groß, ja. Doch es gibt ein Heilmittel, das auf allen Ebenen wirkt. Wenn es mir als Mutter sturm im Kopf wird, dann erinnere ich mich daran: die Liebe. Es ist die urgewaltige Kraft der Mutterliebe, die hier keine Kompromisse zulässt. Es ist die bedingungslose Liebe zu den Kindern, die uns darin bestärkt, diesem Sturm standzuhalten. Wir sind ungehorsam aus Liebe.
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Andrea Schelbert, zweifache Mutter und Therapeutin, ist im schweizerischen Muotathal geboren. Nach vielen Jahren des Schreibens und Reisens kam sie 2008 wieder zurück zu ihren Wurzeln. Sie ist der tiefen Überzeugung, dass es unser Recht als Mensch ist, frei auf allen Ebenen zu sein.
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