Ab Montag gilt in Schweizer Restaurants Zertifikatspflicht. Wer nicht getestet, genesen oder geimpft ist, soll laut der Regierung nicht mehr in Wirtshäuser kommen. Klar ist jedoch bereits jetzt: Inzwischen hat der Bundesrat für viele eine letzte rote Linie überschritten.
Viele Betreiber von Restaurants werden die geplanten Vorgaben womöglich nicht mehr umsetzen. Einzelne Wirte im Kanton Schwyz machen daraus auch keinen Hehl und stehen öffentlich dazu.
Bruno Suter, Wirt im Restaurant Hölloch in Muotathal, gedenkt die Vorgaben nicht einzuhalten, berichtet die Schwyzer Zeitung Bote der Urschweiz (nur mit Abo lesbar). «Ich kontrolliere doch nicht jeden, der in meine Beiz will», sagt er gegenüber der Zeitung. Und weiter: «Ich verbiete auch niemandem, bei mir einzukehren.»
Der Betreiber der Pension Betschart in Ibach Gian-Reto Rodigari macht auch nicht mehr mit bei der Zertifikatspflicht. Schliesslich habe er keine Vollmacht, «die Gäste zu kontrollieren, wir sind auch keine ausgebildeten Polizisten», sagt er gegenüber dem Bote der Urschweiz.
Auf einem Plakat mit dem Titel «Willkommen als Mensch» machte Rodigari vor seinem Restaurant darauf aufmerksam, wer bei ihm alles willkommen ist.
«Egal ob (un-)geimpft, (nicht-)getestet, genesen, gesund, männlich, weiblich, divers, gross, klein, dick oder dünn, (nicht) Raucher, alt, jung, (un-)sportlich, blond… mit oder ohne Zertifikat. Schön sind sie da! Sie sind als Mensch herzlich willkommen bei uns!», heisst es da.
Jeder ist in dem Restaurant willkommen. Foto: z.V.g
Der Betreiber der Pension Betschart stützt sich dabei auf die Artikel 8 und 27 der Bundesverfassung. Ersterer sieht vor, dass niemand diskriminiert werden darf. Letzterer betrifft die Wirtschaftsfreiheit. Dass jeder als Mensch willkommen ist, gefällt inzwischen längst nicht mehr allen.
Ein Bürger schrieb dem Betreiber des Restaurants unlängst ein gehässiges E-Mail. Er hofft, dass die Behörden Rodigari auf «die Finger schauen» und ihn mit «der Maximalbusse» strafen werden. «Wegen Leuten wie Ihnen haben wir diese Misere. Nicht die Pandemie ist das grösste Problem, sondern Leute, welche die Pandemie durch ihr asoziales Verhalten verlängern», schrieb Peter Schild.
Und weiter: «Sie sind asozial und staatsfeindlich. Sie verraten trotz Muotathaler Namen die Schweiz! Pfui!» Weiter wollte er wissen, ob Rodigari geimpft sei und eine Maske trage. Worauf der Wirt antwortete: «Vielen Dank für ihre konstruktive Mitteilung. Wir wünschen ihnen weiterhin alles Gute.»
Das Vorgehen der Pension Betschart gefällt nicht allen. Foto: z.V.g.
Die Schwyzer Kantonspolizei erklärte diese Woche auf Anfrage des Bote der Urschweiz bereits, dass sie gegen Personen, die sich nicht an die Zertifikatspflicht halten, vorgehen wird. «Stellen unsere Polizistinnen und Polizisten bei Kontrollen eine Missachtung der Covid-Vorschriften fest, werden die Fehlbaren angesprochen und aufgefordert, die geltenden Regeln einzuhalten.»
Uneinsichtige Wirte müssten damit rechnen, wegen Verstoss gegen die Covid-19-Verordnung bei der kantonalen Staatsanwaltschaft angezeigt zu werden.
Rodigari sagte gegenüber Corona-Transition, dass das Restaurant am Montag geschlossen bleibe. Um Konflikte mit den Behörden zu vermeiden, bleibe auch der Innenbereich ab Dienstag geschlossen. Dafür stelle er auf der Terrasse zwei Zelte auf.
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