Ein Versuch, der von Public Employees for Environmental Responsibility (PEER) durchgeführt wurde, ergibt, dass Fussballspieler und Trainer nach dem Spielen auf Kunstrasenplätzen besorgniserregend hohe Konzentrationen giftiger Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, kurz PFAS, auf ihrer Haut haben. Das berichtet The Defender.
Das Newsportal von Robert F. Kennedy Jr.’s Children’s Health Defense beruft sich dabei auch einen Artikel, der in der Washington Post erschienen war. Demnach hatten die PEER-Tests ergeben, dass die PFAS-Werte auf der Haut von drei von vier Teilnehmern nach Fussballspielen auf Kunstrasen erhöht waren. «Im Gegensatz dazu wurde nach Spielen auf Naturrasenplätzen kein ähnlicher Anstieg festgestellt», so The Defender. Und weiter:
«Das Vorhandensein von PFAS ist besorgniserregend, da sie mit mehreren ernsten Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden, darunter Krebs, Geburtsfehler sowie Entwicklungs- und Immundefekte.
Die US-Umweltbehörde EPA schreibt, dass das Risiko einer PFAS-Belastung besonders für kleine Kinder besorgniserregend ist, da sie aufgrund ihres sich noch in der Entwicklung befindlichen Körpers anfälliger sind und einem höheren Risiko ausgesetzt sind als Erwachsene.
PFAS, die aufgrund ihrer Langlebigkeit in der Umwelt als ‹Ewigkeitschemikalien› bekannt sind, reichern sich im menschlichen Körper weiter an und stellen langfristige Gesundheitsrisiken dar.»
The Defender zitiert in diesem Zusammenhang Kyla Bennett, Direktorin für Wissenschaftspolitik bei PEER und ehemalige Wissenschaftlerin und Juristin bei der EPA: «Obwohl diese Studie vorläufig ist, unterstreicht sie das potenzielle Risiko der Aufnahme von PFAS aus Kunstrasen.»
Bennett weise auch auf die erhebliche Lücke in unserem Verständnis der PFAS-Exposition durch Hautkontakt hin, «einem potenziell wichtigen Expositionspfad». Derzeit würden wissenschaftliche Studien in grösserem Umfang laufen, wie die Washington Post weiter berichte:
«Forscher der Wayne State University bereiten eine Studie vor, in der untersucht werden soll, ob die in Kunstrasen gefundenen Chemikalien das endokrine System beeinflussen können.»
Ihre Ausführungen würden zudem die erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt unterstreichen, da diese Chemikalien in das umgebende Oberflächen- und Grundwasser sickern können und eine Bedrohung für die Trinkwasserquellen darstellen. Und weiter:
«Neben der direkten Verunreinigung des Wassers zeichnen sich darüber hinaus weitere systemische Auswirkungen ab. Wie Beyond Pesticides berichtet, ist die Persistenz von PFAS darauf zurückzuführen, dass die Bindung zwischen Fluor- und Kohlenstoffatom zu den stärksten gehört, die jemals geschaffen wurden. Die Kontamination von Trinkwasser, Oberflächen- und Grundwasser, Wasserwegen, Böden und Nahrungsmitteln durch PFAS ist eine allgegenwärtige und besorgniserregende Verunreinigung auf der ganzen Welt.»
Zitiert wird auch Dianne Woelke, einer Krankenschwester im Ruhestand und Mitglied von Safe Healthy Play Fields. Ihr zufolge «sind PFAS-Chemikalien so giftig, dass sie in Teilen pro Billion gemessen werden. Auf jeden Quadratmeter Kunststoffrasen kommen zwischen einem und 38 Pfund verschiedener PFAS-Chemikalien.»
Woelke geht auch auf die Toxizität der Reifenkrümel zwischen den synthetischen Rasenhalmen ein, die über 350 Chemikalien enthalten. «Eltern müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass ein Produkt, das zum Verkauf angeboten wird, nicht unbedingt sicher ist», so Woelke.
Das mit Mikroplastik aus Reifen angereicherte Gummigranulat wurde auch in Europa bereits «heiss diskutiert», wie etwa T-Online im September vergangenen Jahres berichtete. Dieses werde benötigt, um den Platz zu stabilisieren. Wie der Deutschlandfunk 2017 informiert habe, soll das Gummigranulat auf jedem zweiten deutschen Kunstrasenplatz aus alten Auto- oder LKW-Reifen bestehen. T-Online:
«Um eine bessere Laufeigenschaft zu gewährleisten, werden dem Gummi der alten Reifen in der Herstellung verschiedene Weichmacheröle beigefügt. ‹Diese Öle enthalten sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), von denen einige krebserzeugend, erbgutverändernd und/oder fortpflanzungsgefährdend sind›, warnt das Schweizer Gesundheitsministerium.»
Wie The Defender schreibt, gebe es in den USA schätzungsweise 12’000 bis 13’000 Kunstrasensportplätze, und jedes Jahr würden mehr als tausend neue installiert. Aktivisten hätten vermehrt Anstrengungen unternommen, um Kunstrasenplätze in Schulen, Parks und professionellen Sportarenen einzuschränken oder zu entfernen, was wiederum Staaten und lokale Regierungen zum Handeln veranlasst habe.
New York habe den Verkauf von Kunstrasen mit PFAS ab Ende 2026 verboten und erkenne an, dass das Recycling von Kunstrasen ein Greenwashing-Trick sein könne. Auch in Massachusetts und Vermont würden Gesetzesentwürfe eingebracht, die den Kauf neuer Kunstrasenplätze an bestimmten Orten wie Schulen verbieten.
Darüber hinaus habe Kalifornien 2023 ein Gesetz zum Verbot des Verkaufs von PFAS-haltigen Kunstrasen verabschiedet, das jedoch von Gouverneur Gavin Newsom nicht unterzeichnet worden sei. Er wolle sich um eine strengere Durchsetzung bemühen und habe signalisiert, dass das Thema in diesem Legislaturjahr wieder aufkommen könnte.
Newsom habe es den Städten und Bezirken derweil gestattet, Kunstrasen wieder zu verbieten. Und wie die Times of San Diego im Oktober 2023 berichtet habe, hätten einige kalifornische Städte bereits damit begonnen, Kunstrasen zu verbieten, darunter Millbrae in San Mateo County und San Marino in Los Angeles County. Senator Ben Allen, ein Demokrat aus Redondo Beach, der den Gesetzentwurf verfasst hat, merkt dazu an:
«Neue Forschungsergebnisse machen deutlich, dass Kunstrasen eine Bedrohung für die Umwelt darstellt, da er nicht recycelbar ist und Giftstoffe wie Blei und PFAS enthält.»
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