Isaac Jarratt-Barnham, Medizinethiker an der Oxford University, sah sich kürzlich in einem Kommentar im Forum des Journals Journal of Medical Ethics dazu genötigt, sich gegen die Diskriminierung von denjenigen, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollten, auszusprechen.
So sei sei seiner Meinung nach «eine nachteilige Behandlung von freiwillig Ungeimpften im Rahmen der Gesundheitsversorgung nicht zu rechtfertigen». Eine solche Diskriminierung sei «unangemessen». Nicht zuletzt deswegen, weil der kulturelle, soziale und wirtschaftliche Hintergrund eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Risikos spiele, eine «Impfung» zu verweigern. «Wir sollten nicht zulassen, dass diese Merkmale den Zugang zur Gesundheitsversorgung bestimmen», so Jarratt-Barnham. Und weiter:
«Auch wenn die Covid-Pandemie abgeklungen ist, bleibt dieses Thema relevant. Es wird eine weitere Pandemie geben, und sie wird die gleichen diskriminierenden Forderungen provozieren. Wenn es soweit ist, müssen wir uns an unser Mitgefühl und unser Verständnis füreinander erinnern und der Versuchung widerstehen, andere für Verhaltensweisen zu bestrafen, die wir vielleicht nicht ganz verstehen.»
Der Medizinethiker argumentiert damit in die gleiche Richtung, wenn auch nicht ganz so pointiert, wie die Autoren einer Studie, die vor einigen Monaten im Journal of Medical Ethics erschienen ist und deren Fazit lautet: «Ungeimpfte wurden zum Sündenbock für das Versagen der Covid-Impfstoffe gemacht».
Die Headline der Studie lautet: «Die Schuldzuweisung an die Ungeimpften während der Covid-19-Pandemie: die Rolle von politischer Ideologie und Risikowahrnehmung in den USA.» Darin zeigen sich die Autoren regelrecht schockiert über ihre Entdeckung, dass ein Grossteil der Lügen und Fehlinformationen von der Regierung und den Medien stammte:
«Was wir jedoch vermissten, war eine Auseinandersetzung mit der Fehlinformation und den Folgen, die sich aus der Überschätzung der Bedrohung ergeben. So glaubten beispielsweise im Jahr 2020 mehr als 30 Prozent der Amerikaner, dass eine Covid-Infektion mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit zu einem Krankenhausaufenthalt führt; das war nie der Fall, und es gab auch nie Beweise dafür. Linksgerichtete Personen neigten dazu, die Covid-Schäden in höherem Masse zu überschätzen als Konservative.»
Dass «Ungeimpfte diskriminiert wurden», wurde sogar von Nature, der weltweit bedeutendsten Wissenschaftszeitschrift, festgestellt. Und zwar in einer Analyse mit der Überschrift: «Diskriminierende Einstellungen gegenüber ungeimpften Personen während der Pandemie.»
Darin wurde untersucht, ob Menschen während der «Corona-Zeit» diskriminiert wurden, weil sie die Covid-Injektionen abgelehnt hatten. Ergebnis:
«Ungeimpfte Personen wurden in allen Ländern – mit Ausnahme von Ungarn und Rumänien – diskriminiert. Und diskriminierende Einstellungen sind in Kulturen mit starkem Impfschutz stärker ausgeprägt. Die diskriminierenden Einstellungen gegenüber ungeimpften Personen sind dabei genau so ausgeprägt wie die, die üblicherweise gegenüber Einwanderern und Minderheiten an den Tag gelegt werden. »
Zugleich gebe es «keine Belege dafür, dass ungeimpfte Personen diskriminierende Einstellungen gegenüber geimpften Personen zeigen», mit Ausnahme des Vorhandenseins einer negativen Befindlichkeit in Deutschland und den USA.
Damit ist zumindest auch im fachlichen Mainstream das angekommen, was die Kritiker der Corona-Politik von Beginn an spürten und als extrem negativ empfanden – und was man in sogenannten zivilisierten Gesellschaften eigentlich als überwunden glaubt: Dass grosse Teile einer Bevölkerung wegen eines bestimmten gemeinsamen Merkmals öffentlich mit aller Wucht stigmatisiert und massiv diffamiert werden und man ganz speziell ihnen unter enormem Druck Grundrechte entzieht oder zu entziehen gedenkt. Dass man dabei soweit gegangen ist, «die Abschaffung von Grundrechten» zu fordern, wird auch in besagter Nature-Untersuchung zum Thema gemacht.
Etwas mehr als ein Jahr vor Erscheinen der Nature-Studie hatte bereits Günter Kampf, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin in Hamburg sowie außerplanmässiger Professor an der Universität Greifswald, im Lancet den Beitrag verfasst: Covid-19: «Stigmatisierung der Ungeimpften ist nicht gerechtfertigt.» Darin hatte er auch die Behauptung, die «Corona-Pandemie» sei eine der Ungeimpften, als faktisch nicht haltbar entlarvt.