«Soldaten aus NATO-Ländern sind bereits in der Ukraine, und ich möchte den Botschaftern dieser Länder, die ein solches Risiko eingegangen sind, aufrichtig danken.» Das erklärte der polnische Aussenminister Radoslaw Sikorski am Freitag in Warschau auf einer Veranstaltung aus Anlass des Beitritts Polens zur NATO vor 25 Jahren (im Video ab 01:02:59).
Sikorski nannte die Länder nicht, auch nicht auf Nachfrage von Moderator Michał Kobosko, «im Gegensatz zu einigen europäischen Politikern» wie Sikorski betonte.
In der Diskussion in Warschau ging es um den französischen Vorschlag, NATO-Truppen in die Ukraine zu entsenden. Ebenfalls am Freitag hatte der französische Aussenminister Stéphane Sejourne in Vilnius erklärt, NATO-Soldaten könnten zum Beispiel bei der Minenräumung eingesetzt werden.
Polens Aussenminister verwies darauf, dass in der UN-Generalversammlung der Vereinten Nationen kurz nach dem Einmarsch 2022 mehr als 140 von 190 Ländern diesen als «inakzeptabel» verurteilten. Damit sei eine «Rechtsgrundlage» geschaffen worden, so der Minister.
Er erinnerte an den Korea-Krieg in den 1950er Jahren, in dem eine Koalition von UN-Staaten gegen Nordkorea kämpfte. «Das ist nicht etwas Undenkbares», sagte Sikorski mit Blick auf den französischen Vorschlag, den er begrüsse.
Er setzt anscheinend weiter auf Eskalation und erklärte, Russlands Präsident Wladimir Putin «muss sich fragen, was wir als Nächstes tun werden, anstatt sicher zu sein, dass wir nichts Kreatives tun werden». Moskau dürfe keine Szenarien planen können und der Westen müsse die «Fähigkeit zur kreativen und asymmetrischen Eskalation» nutzen.
Sikorskis Äusserung löste Berichten zufolge in Russland eine Welle von Kommentaren aus. «Sie konnten es nicht länger verbergen», sagte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, gegenüber der russischen Zeitung Iswestjia.
Konstantin Kossatschow, stellvertretender Vorsitzender des Föderationsrates (Oberhaus des russischen Parlaments – Anm. d. Red.), erklärte dem Blatt, die NATO werde «mehr und mehr in den Ukraine-Konflikt hineingezogen». Die Aussagen Sikorskis seien keine Offenbarung, sondern «ein offenes Geheimnis».
«Natürlich geht die NATO in einem nächsten Schritt davon aus, dass dieses Kontingent direkt an militärischen Operationen teilnehmen wird. Daran gibt es leider immer weniger Zweifel.»
Der russische Politiker betonte, dass «alle Verantwortung für den Tod von westlichen und ukrainischen Militärangehörigen auf die Schultern der NATO-Politiker fallen wird».
Polens Aussenminister Sikorski hatte kurz nach dem Anschlag auf die Erdgas-Leitungen Nord Stream im September 2022 auf der Plattform Twitter (jetzt X) das Ereignis mit «Thank you, USA» kommentiert. Nach kurzer Zeit löschte er den Eintrag wieder.
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