Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz haben öffentlich einen Bericht der israelischen Zeitung Haaretz verurteilt. Darin werden israelische Soldaten zitiert, die Gräueltaten beschreiben, welche ihnen im israelischen Militär befohlen worden seien. Die beiden Politiker werfen dem Bericht «Blutverleumdung» vor.
Darauf macht die australische Journalistin Caitlin Johnstone in einem aktuellen Text aufmerksam. Die israelische Zeitung Haaretz hatte am Freitag einen Bericht mit dem Titel «‚It’s a Killing Field‘: IDF Soldiers Ordered to Shoot Deliberately at Unarmed Gazans Waiting for Humanitarian Aid» veröffentlicht (bei Globalbridge auf Deutsch).
Demnach bezeugt ein israelischer Soldat, dass hilfesuchende Zivilisten «wie eine feindliche Macht behandelt werden – keine Maßnahmen zur Kontrolle der Menge, kein Tränengas – nur scharfes Feuer mit allem, was man sich vorstellen kann: schwere Maschinengewehre, Granatwerfer, Mörser». Und weiter:
«Wir eröffnen frühmorgens das Feuer, wenn jemand aus einigen hundert Metern Entfernung versucht, sich in die Reihe zu stellen, und manchmal greifen wir sie einfach aus nächster Nähe an. Aber es besteht keine Gefahr für die Truppen. Mir ist kein einziger Fall von Gegenfeuer bekannt. Es gibt keinen Feind, keine Waffen.»
Aus IDF-Quellen berichtet Haaretz, dass der Gazastreifen zu einem Ort mit eigenen Regeln «geworden ist, an dem die Soldaten mit Zivilisten zu tun haben, mit denen man nur durch das Eröffnen des Feuers interagieren kann». Tödliche Militärwaffen werden zur Kontrolle der Menschenmenge eingesetzt, um die hungernde Bevölkerung dorthin zu lenken, wo sie sich aufhalten soll, wobei verzweifelte Hilfesuchende routinemäßig getötet werden.
Ein anderer Soldat beschreibt gegenüber der Zeitung, dass er angewiesen wurde, Artilleriegranaten auf eine Menschenmenge abzufeuern, um sie auf Distanz zu halten:
«Jedes Mal, wenn wir schießen, gibt es Verletzte und Tote, und wenn jemand fragt, warum eine Granate notwendig ist, gibt es nie eine gute Antwort. Manchmal verärgert allein die Frage die Kommandeure.»
In einem Zitat nach dem anderen beschreiben israelische Soldaten Gräueltaten, die ihnen befohlen wurden und von denen sie wussten, dass sie falsch waren, so Johnstone. Sie vermutet, dass Israels PR-Maschine nie damit gerechnet habe, dass einige der Soldaten, die sie für den «Holocaust» im Gazastreifen eingesetzt haben, ein echtes Gewissen hätten.
In einer gemeinsamen Erklärung verurteilten nun Netanjahu und Katz den Haaretz-Bericht und beschuldigten das Blatt, «Blutverleumdung» zu veröffentlichen. Der Bericht enthalte «böswillige Unwahrheiten, die darauf abzielen, die IDF, das moralischste Militär der Welt, zu diffamieren», heißt es in der Erklärung.
Johnstone macht darauf aufmerksam, dass der Vorwurf der «Blutverleumdung» sich auf die Art und Weise bezieht, wie die Europäer im Mittelalter die Juden fälschlicherweise beschuldigten. Damals wurde behauptet, sie hätten christliche Kinder in Blutopfern ermordet – eine frühe Form der Gräuelpropaganda, mit der die Verfolgung der Juden gerechtfertigt wurde. Die Journalistin schreibt:
«Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Der israelische Regierungschef behauptet, dass eine israelische Zeitung, die israelische Soldaten zitiert, die ihre eigenen Gräueltaten beschreiben, antisemitisch ist. Und dass Berge von Zeugenaussagen aus den Reihen der IDF dazu dienen, ‹die IDF, das moralischste Militär der Welt, zu diffamieren›.»
Sie fügt hinzu:
«Was soll ich dazu noch sagen? Es spricht für sich selbst. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Je mehr die Verbrechen Israels aufgedeckt werden, desto absurder werden die Argumente, die zu seiner Verteidigung vorgebracht werden.»