Spiez am Thunersee ist ein idyllischer Naherholungsort im Kanton Bern. Er wird dominiert vom Schloss des Schultheissen Adrian von Bubenberg (1434 - 1479), dem bernischen Verteidiger von Murten in den Burgunderkriegen. Was in Spiez hinter den Kulissen läuft, ist allerdings weniger idyllisch.
Die Schweiz hat der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 6. August 2025 einen detaillierten Vorschlag für das neue Pathogen Access and Benefit-Sharing System (PABS) unterbreitet. Dieses System soll regeln, wie künftig im Fall einer Pandemie Erreger, Gensequenzen, Impfstoffe, Medikamente und zugehörige Daten international geteilt und verteilt werden – samt Machtfragen, Definitionen und Zugangsrechten.
Ein besonders heikler Teil des Vorschlags: Zwischen dem 3. und 7. November sowie dem 1. und 5. Dezember soll eine eintägige Pandemie-Simulation im hochsicherheitsklassifizierten WHO-BioHub des Spiez-Labors stattfinden. Dieses Labor untersteht dem VBS, dem Schweizer Verteidigungsministerium. Ziel sei es, in einem realistischen Notfallszenario zu testen, wie schnell Labore, Staaten, die WHO und Pharmafirmen reagieren – und wer tatsächlich von den gemeinsam geteilten «Benefits» profitiert.
Mit dabei sein sollen WHO-Mitgliedstaaten, Vertreter der Industrie, internationale Labors – und laut offiziellen Angaben auch die Zivilgesellschaft, wobei unklar bleibt, wer diese genau repräsentieren soll.
Kritiker sehen in der Übung eine Vorwegnahme globaler Entscheidungsstrukturen, bevor überhaupt klar ist, wer das System künftig steuert. Zwar ist offiziell von «Koordination» die Rede, faktisch könnte aber ein Mechanismus geprobt werden, bei dem Hochrisiko-Erreger von zentraler Stelle – ausgerechnet aus der neutralen Schweiz – global verteilt würden.
Brisant ist auch das Timing: Am 19. September 2025 treten die überarbeiteten Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) in Kraft – inklusive erweiterter Eingriffsrechten der WHO. Dass die Übung kurz danach stattfinden soll, wirft Fragen auf. Handelt es sich um eine vorausschauende Sicherheitsmaßnahme – oder um eine Generalprobe für einen neuen globalen Gesundheitsapparat, dessen Kontrollfragen noch offen sind?