Gemäss einer peer-reviewed Studie mussten 85 Prozent der 26 untersuchten Pharmakonzerne in den letzten 13 Jahren Bussen bezahlen. Die meisten beteiligten sich während vier oder mehr Jahren an illegalen Aktivitäten. Die Verstösse können also kaum Zufall sein.
Hauptautoren der im Journal of the American Medical Association veröffentlichten Studie «Financial Penalties Imposed on Large Pharmaceutical Firms for Illegal Activities» sind Denis Arnold, Professor für Management, und Jule und Marguerite Surtman, Professoren für Business Ethik am Belk College der University of North Carolina in Charlotte. Die Studie basiert auf Daten des US-Justizdepartements, der Securities and Exchange Commission und der US-Umweltschutzbehörde.
Die häufigsten Strafen waren Verstöße gegen die Preisgestaltung, Off-Label-Marketing und Schmiergelder.
Von 26 Firmen der Stichprobe wurden 22 (85%) wegen illegaler Aktivitäten bestraft. Der Gesamtwert der Geldstrafen belief sich für die Jahre 2003 bis 2016 auf 33 Milliarden Dollar.
88 Prozent der Geldstrafen entfielen auf elf Konzerne. An der Spitze der Rangliste der illegalen Aktivitäten steht GlaxoSmithKlime mit 9,8 Mrd. Bussgeldern in 27 Fällen. Auf Platz 2 folgt Pfizer mit Bussen von 2,9 Mrd. in 18 Fällen. Novartis, Astra-Zeneca, Bayer und Roche folgen auf den Plätzen 10, 11, 14 und 20.
Die Firmen mit den höchsten Strafen in Prozent des Umsatzes waren Schering-Plough, GlaxoSmithKline, Allergan und Wyeth. Vier Firmen hatten Geldstrafen von insgesamt weniger als 80 Millionen US-Dollar und nicht mehr als zwei Strafzahlungen (Actavis, Roche Group, Genzyme und Perrigo). Die Firmen mit der größten Vielfalt von illegalen Aktivitäten, die mit Strafen belegt wurden, waren GlaxoSmithKline, Bristol Myers Squibb und Merck.
Keine illegalen Aktivitäten in der Berichtsperiode hatten die Konzerne Biogen, Celgene, Gilead Sciences und Hospira. Es geht also auch ohne.
Denis Arnold ist Autor oder Ko-Autor von sechs Arbeiten über die pharmazeutische Industrie, darunter zwei Papiere über das Versagen der Industrie, sich an die eigenen Richtlinien bezüglich der Direktwerbung an den Verbraucher zu halten.
Auf die Frage, ob man in Bezug auf die kommenden Impfungen vorsichtig sein sollte, sagt Arnold:
Auf jeden Fall. Firmen mit einer hohen Inzidenz illegaler Aktivitäten sind mit grösserer Wahrscheinlichkeit an der betrügerischen Darstellung von Forschungsdaten, der Unterdrückung negativer Nebenwirkungen und der falschen Vermarktung ihrer Produkte beteiligt.
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