Dieser Beitrag ist der erste von drei Teilen unserer Replik auf den Artikel «Poliomyelitis und Polioimpfung: eine Kritik an zwei impfkritischen Büchern» von Michael Palmer, den die MWGFD am 18. März veröffentlichte. Teil 2 und Teil 3 werden wir in den kommenden Tagen veröffentlichen.
Unsere Replik wird in ein paar Wochen – als ein Stück – auch in der nächsten gedruckten Ausgabe des impf-report erscheinen, dessen Herausgeber Hans Tolzin ist.
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Polio ist eines der «heißtesten Eisen», wenn es um das Thema Viren und Impfungen geht. Dies musste Robert F. Kennedy Jr. (RFK Jr.) Ende 2024 erleben, als er noch darum kämpfen musste, Leiter des US-Gesundheitsministeriums HHS zu werden, und dafür US-Senatoren Rede und Antwort stand.
Zu denjenigen, die über das politische Schicksal von RFK Jr. entscheiden sollten, gehörte der republikanische Senator Mitch McConnell, bei dem, als er zwei Jahre jung war, Kinderlähmung diagnostiziert worden war. Ohne Kennedy namentlich zu erwähnen, sagte er Mitte Dezember vergangenen Jahres im Alter von 82 Jahren:
«Bemühungen, das öffentliche Vertrauen in bewährte Heilmethoden [wie den Polioimpfstoff] zu untergraben, sind nicht nur uninformiert, sondern auch gefährlich. Jeder, der die Zustimmung des Senats für einen Posten in der neuen Regierung sucht, täte gut daran, auch nur den Anschein einer Verbindung mit solchen Bemühungen zu vermeiden.»
RFK Jr. bekam die Macht des Virus-Dogmas zu Polio zu spüren
Bekanntermaßen erhielt Robert F. Kennedy am 13. Februar schließlich genügend Stimmen aus dem Senat und bekam damit die Leitung des US-Gesundheitsministeriums überantwortet. Dabei stimmte McConnell als einziger Republikaner – und zusammen mit allen Demokraten – gegen den Neffen des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy. Er begründete seine ablehnende Haltung wie folgt:
«Ich bin ein Überlebender der Kinderlähmung. Im Laufe meines Lebens habe ich gesehen, wie Impfstoffe Millionen von Leben vor verheerenden Krankheiten in Amerika und der ganzen Welt gerettet haben. Ich werde es nicht dulden, dass erwiesene Heilmittel wieder in Frage gestellt werden …
Diese Regierung – geführt von demselben Präsidenten, der mit dem ‹Project Warp Speed›[1] ein medizinisches Wunder vollbracht hat – verdient eine Führungspersönlichkeit, die bereit ist, die Wirksamkeit lebensrettender Impfstoffe uneingeschränkt anzuerkennen und die ein Verständnis für die grundlegenden Elemente des US-Gesundheitssystems aufbringen kann. Herr Kennedy hat nicht bewiesen, dass er die bestmögliche Person für die Leitung von Amerikas größter Gesundheitsbehörde ist.»
Aus McConnells Worten ist der unerschütterliche Glaube daran herauszuhören, dass Krankheiten wie Polio durch Viren verursacht werden und Impfstoffe das Mittel der Wahl sind, um gegen diese Krankheiten anzugehen. Bemerkenswerterweise gibt es auch in den Reihen der Corona-Kritiker Akteure, die in Bezug auf bestimmte Krankheiten einem solchen unerschütterlichen Glauben anhängen.
Dazu gehört offenkundig Michael Palmer, Mediziner und Mitglied der Gesellschaft der Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie (MWGFD). Er glaubt in Sachen Polio fest an das Virus-Dogma und die Sinnhaftigkeit der Impfung. So veröffentlichte die MWGFD am 18. März seinen Beitrag «Poliomyelitis und Polioimpfung: eine Kritik an zwei impfkritischen Büchern». Darin legt er dar, warum es aus seiner Sicht «Belege gibt dafür, dass die Poliomyelitis durch eine Virusinfektion verursacht wird», sowie Beweise für «die Wirksamkeit der Polioimpfung».
Um seine These zu belegen, arbeitet sich Palmer ab an Passagen zum Thema Polio aus den beiden Büchern «Dissolving Illusions», erschienen 2013 und verfasst unter anderen von der Medizinerin Suzanne Humphries, und «Turtles All The Way Down», erschienen 2022 und editiert unter anderem von Mary Holland, CEO der Organisation Children’s Health Defense.
Doch vielleicht hätte Palmer gut daran getan, sich auf die Werke von uns zu beziehen, also auf ganze vier Ausgaben des impf-report zum Thema – «Kinderlähmung: Freispruch für ein Virus?» (erschienen 2006) und «Polio: Wenn nicht das Virus, was dann?» (2006), «Polio-Impfung: wirkungslos & gefährlich» (2013) sowie «Polio – die Jagd nach dem unsichtbaren ‹Virus›» (2013), siehe hier und hier, und auf das Buch «Virus-Wahn» (Erstausgabe von 2006, 10. Auflage von 2021, siehe hier). Sind diese doch nicht nur deutlich früher erschienen als die beiden von Palmer genannten Bücher, auch gehen wir deutlich mehr in die Tiefe, was die Ursachenforschung zu Polio betrifft.
Im Folgenden möchten wir aufzeigen, dass die zentralen Behauptungen von Palmer, bei Polio handele es sich um eine Viruskrankheit und die «Wirksamkeit des späteren Sabin-Lebendimpfstoffs oder der modernen inaktivierten Impfstoffe» sei belegt, nicht verfangen – und die Faktenlage im Grunde nur einen Schluss zulässt: dass es sich bei Polio um eine Krankheit handelt, die durch «Lifestyle-Faktoren» wie die Vergiftung mit Industriechemikalien verursacht wird. Folgende zentrale Behauptungen von Palmer werden wir dabei widerlegen:
- Die Infektiöse Übertragung wurde zuvor auch von Ivar Wickman dokumentiert.
- Die Studie von Landsteiner und Popper aus dem Jahr 1909 belegt die Infektion mit einem Polio-Virus.
- Das Poliovirus wurde isoliert und nachgewiesen.
- Es gibt «zahlreiche spätere Studien, in denen Poliomyelitis bei Affen nach oraler Infektion ausgelöst wurde».
- Die Impfung gegen Polio ist wirksam.
- Die These, dass das hochtoxische Nervengift DDT maßgeblich Ursache für die bei Polio diagnostizierten Lähmungserscheinungen ist, sei nicht solide belegt.
- Polio ist gar keine «Zivilisationskrankheit», sondern hat es bereits vor 1500 Jahren gegeben (womit Palmer letztlich zu suggerieren gedenkt, Industriegifte kämen als Ursache für Polio de facto nicht in Frage).
Dem möchten wir entgegenhalten:
Fakt 1: Infektiöse Übertragung des Poliovirus wurde von Ivar Wickman nicht dokumentiert
Palmer behauptet, «eine Übertragbarkeit der [Poliovirus-]Krankheit» sei «bereits von früheren Autoren vermutet worden», aber «detaillierte Beweise» hätte erstmals der schwedische Kinderarzt Ivar Wickman [in seinem Werk «Beiträge zur Kenntnis der Heine-Medinschen Krankheit: Poliomyelitis acuta und verwandter Erkrankungen»] zusammengetragen. Wickmans «akribische Untersuchung von etwa 1000 Poliomyelitis-Fällen, die während der schwedischen Epidemie von 1905 aufgetreten waren», hätte, so Palmer, «überzeugend gezeigt, dass die paralytische Poliomyelitis nur die schwerste Form der Infektion war».
Das klingt überzeugt, ist aber nicht überzeugend. Denn auch hier liefert Palmer keine Belege dafür, dass ein Poliovirus am «wüten» war – und solche finden sich auch nicht in Wickmans zitiertem Werk. Wickman setzte einfach voraus, dass ein krankmachendes Virus vorhanden ist und dass dieses Polio auslösen kann.
Auf Seite 264 seines Werkes schreibt er sogar, es gebe «eine relative Unabhängigkeit der Krankheitsverbreitung von der Bevölkerungsdichtigkeit». Sprich, selbst der epidemiologische Blick auf das Geschehen spricht gegen ein Virus als Ursache. Denn ein Virus sollte ja von der Logik her je mehr «wüten», umso dichter die Bevölkerung ist, da nach der Virus-Logik dadurch ja die Ansteckungswahrscheinlichkeit steigt. Auch zitiert Palmer wie folgt:
«Wickmans Sorgfalt zeigte sich auch in seinen Versuchen, einen bakteriellen Krankheitserreger zu isolieren. Im Gegensatz zu einigen Zeitgenossen fand er kein solches Bakterium, und schloss daraus, dass ein noch unbekanntes Virus die Ursache sein müsse.»
Doch der Umstand, dass er kein Bakterium dingfest machen konnte, ist ja alles andere als ein Beleg dafür, dass ein Virus bei vielen Menschen Polio-Symptome ausgelöst hat. Eine solche Schlussfolgerung kann nur derjenige ziehen, der einem Mikrobentunnelblick verhaftet ist und jegliche andere mögliche Ursache einfach ausblendet. Dies zeigt, wie beschränkt der Horizont auch bei Wickman gewesen und wie unwissenschaftlich er somit vorgegangen ist.
Fakt 2: Von Palmer hochgehaltene Studie von Landsteiner und Popper ist wertlos
Einer der zentralen «Belege dafür, dass die Poliomyelitis durch eine Virusinfektion verursacht wird», ist für Palmer die Studie von Karl Landsteiner und Erwin Popper aus dem Jahr 1909. Damit schwimmt er auf einer Welle mit der WHO, die die Untersuchung noch 2003, also fast 100 Jahre nach ihrer Veröffentlichung, als einen der „Meilensteine bei der Ausradierung von Polio“ anpries [2]. Sie zeige, so der Mediziner, die «experimentelle Übertragung der Infektion durch Injektion von einem verstorbenen Kind [, bei dem Polio diagnostiziert worden war,] auf zwei Affen» auf. Doch das stellt Palmer einfach so als Behauptung in den Raum. Harte Belege für diese These bringt er nicht im Ansatz bei. Und nicht nur das, Palmer verschweigt hier auch die wesentlichen Dinge.
So behauptet er lediglich, «beide Affen, denen [Landsteiner und Popper] die Zentralnervensystem-Gewebeproben eines Jungen, der der Krankheit erlegen war, injizierten, erkrankten an Lähmungen, und die Rückenmarks-Läsionen ähnelten denen von menschlichen Opfern der Krankheit». Dass wir dies als wissenschaftlich belegt ansehen können, das erfahren wir von ihm nicht. Dabei lässt er auch unerwähnt, wie grobschlächtig Landsteiner und Popper vorgingen. In der Tat nahmen die beiden ein erkranktes Stück vom Rückenmark eines gelähmten neunjährigen Jungen, hackten dieses klein, lösten es in Wasser auf und injizierten ein oder zwei ganze Tassen davon in die Bauchhöhlen von zwei Versuchsaffen. Daraufhin verstarb ein Affe, während der andere fortan gelähmte Beine hatte.
Doch hier bestehen eine ganze Reihe grundsätzlicher Probleme:
Zunächst war die «Pampe», die den armen Tieren «eingeflößt» worden war, nicht einmal ansteckend. Denn bei den Affen und Tieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen, denen man die vermeintliche «Virus-Suppe» zu trinken gegeben oder denen man sie in ihre Extremitäten gespritzt hatte, traten gar keine Lähmungserscheinungen auf. Andererseits ist es so: Wenn man die Menge des in die Bauchhöhlen der armen Affen injizierten Materials bedenkt, das tassenweise eingeführt wurde, so kann es ohnehin kaum verwundern, dass die Tiere schwer erkrankten.
All dies erfährt man von Palmer nicht. Auch lässt er einen weiteren zentralen Aspekt unerwähnt, nämlich dass nicht einmal Kontrollexperimente durchgeführt wurden. Das heißt, es wurde versäumt, einer Vergleichsgruppe von Affen gesundes Rückenmarksgewebe in ihre Bauchhöhlen zu spritzen. All dies macht die Experimente faktisch wertlos.
Erschwerend kommt hinzu, dass die «Pampe», die Landsteiner und Popper injizierten, beim besten Willen nicht als isoliertes Virus (im Sinne von hoch aufgereinigt) bezeichnet werden kann. Die Forscher legten die genauen Zutaten dieser «Pampe» nicht einmal offen.
Im Übrigen konnte zu diesem Zeitpunkt auch niemand das Virus gesehen haben, denn das Elektronenmikroskop, mit dem Viren theoretisch hätten sichtbar gemacht werden können, wurde ja erst 1931 erfunden. Hinzu kommt, dass man selbst Jahrzehnte später immer noch nicht wusste, «wie das Poliovirus in den Menschen eindringt», wie John Paul von der Yale University 1948 auf einem internationalen Poliomyelitis-Kongress in New York City anmerkte.
Der Bakteriologe Claus Jungeblut wiederum konstatierte 1952 im Journal of Pediatrics, dass das, was der Forscher Jonas Salk Mitte des 20. Jahrhunderts glaubte, als Poliovirus ausgemacht zu haben, lediglich ein «Kunstprodukt aus dem Labor» war. Da kann es auch nicht mehr verwundern, dass es bis heute ein Riesenproblem darstellt, das, was als Poliovirus behauptet wird, dort zu finden, wo die Nervenzellen der Kranken geschädigt sind, nämlich im Rückenmarksgewebe.
Dies raubt den Studien von Landsteiner und Popper endgültig jegliche Aussagekraft [3].
Fakt 3: Kein Nachweis des Poliovirus
Apropos Nachweis des Poliovirus. Da behauptet Palmer, das Poliovirus könne «in der Mehrzahl der klinisch typischen Fälle isoliert werden (und bei tödlichen Fällen aus dem Zentralnervensystem)». Doch wir haben bei ihm nachgefragt, und da konnte er diese Aussage nicht faktisch untermauern. So fragten wir ihn, wie genau er «Isolierung» definiere. Dazu schreibt er uns am 5. April, bei der Isolierung würde «ein einzelnes infektiösen Agens nachgewiesen», das getrennt sei «von allen anderen Viren oder Mikroben», wobei – und das ist das Entscheidende seiner Antwort – «die Anwesenheit von restlichem nicht-infektiösem Material nicht maßgeblich» sei.
Dazu stellten wir ihm folgende Rückfrage:
«Kennen Sie eine oder mehrere Studien – nicht zuletzt auch bezogen auf das, was als Poliovirus bezeichnet wird –, die unmissverständlich aufzeigen, dass eine Unterscheidung im sogenannten ‹supernatant› zwischen Partikeln, die von extern kommen und folglich Viren sein könnten, und Mikro- und Nanopartikeln wie Exosomen, die vom Körper selbst produziert wurden, möglich ist und zugleich die Schlussfolgerung der im Mai 2020 im Fachmagazin Viruses erschienenen Studie ‹The Role of Extracellular Vesicles as Allies of HIV, HCV and SARS Viruses› zunichtemachen?»
So läuft es in der Regel folgendermaßen ab:
Forscher nehmen Proben aus dem Rachen oder der Lunge von Patienten und ultrazentrifugieren diese, um die größeren/schwereren von den kleineren/leichteren Molekülen zu trennen. Anschließend nehmen sie den Überstand, also den oberen Teil des zentrifugierten Materials (auf Englisch ‹supernatant›) und wenden darauf dann die PCR an. Dieser Überstand enthält alle Arten von Molekülen, Milliarden verschiedener Mikro- und Nanopartikel, inklusive so genannter extrazellulärer Vesikel (EVs) und Exosomen, die vom Körper selbst produziert werden. Dazu heißt es in besagter Viruses-Arbeit:
«Heutzutage ist es ein fast unmögliches Unterfangen, Evs und Viren mittels kanonischer Vesikel Isolationsmethoden wie der differentiellen Ultrazentrifugation zu trennen, da sie aufgrund ihrer ähnlichen Dimension häufig gemeinsam pelletiert werden.»
Hier sei noch darauf hingewiesen, dass bereits in einer Arbeit aus dem Jahr 1949 festgestellt wurde, dass Partikel, von denen behauptet wurde, sie stammten aus poliomyelitischem Gewebe, unterm Elektronenmikroskop nicht von denen gesunder Kontrollpersonen unterschieden werden konnte. Zwei Jahre später schrieb Joseph L. Melnick, es gebe trotz zahlreicher Versuche noch immer keine eindeutigen Beweise dafür, dass das Poliovirus jemals in gereinigter Form gewonnen oder unter geeigneten Kontrollen direkt unter dem Elektronenmikroskop beobachtet worden sei.
In diesem Zusammenhang machten wir Palmer auch darauf aufmerksam, dass bei einem «Gemisch», in dem definitiv nicht-virales Material enthalten ist, die auf dieses «Gemisch» angewendeten PCR-Tests auf die falschen oder auf uneindeutige Sequenzen positiv reagieren könnten. Laut Kary Mullis, dem Erfinder der PCR, kann man mit der PCR alles nachweisen, wenn man die Verdoppelungsschritte nur häufig genug wiederholt (hoher Ct-Wert). Und es wäre regelrecht fatal, wenn der gewählte Suchprimer eine Verunreinigung präsentiert statt einem spezifischen Erreger (Virus).
Palmer behauptet zudem, es gebe «zweifellos Beispiele von sehr hoher [Partikel-]Aufreinigung – nämlich die kristallographischen Studien». Das gelte auch für das Poliovirus. In diesem Zusammenhang nennt er sogar zwei Studien (siehe hier und hier). Doch nicht nur fehlen in diesen Studien die unabdingbar wichtigen Kontrollexperimente (mit morphologisch nicht unterscheidbaren Partikeln, die aus einer Probe eines gesunden (!) Menschen gewonnen wurden). Auch fehlt bei den Publikationen der nicht minder wichtige Nachweis, dass die als Polioviren behaupteten Partikel tatsächlich spezifische pathogene Erreger darstellen («infektiös» sind) und nicht Exosomen oder andere nicht-virale Partikel ähnlicher oder gleicher Morphologie (Beschaffenheit).
Tatsächlich ist in den Studien auch nicht explizit dokumentiert, wie isoliert und gereinigt wurde. Es wird nur gesagt: «Das Virus wurde in HeLa-Zellen vermehrt, mit Standardmethoden gereinigt und durch Mikrodialyse bei neutralem pH kristallisiert.»
Auch hierzu baten wir Palmer um Stellungnahme, ohne dass von ihm etwas Substanzielles zurückkam.
Wir schrieben ihm zudem, dass keiner der Autoren der von ihm angeführten Studien, in denen Ansteckungsexperimente geschildert werden, für sich in Anspruch nimmt, den Beweis für die Existenz oder den Nachweis eines pathogenen Erregers geführt zu haben. Vielmehr wird in allen Arbeiten bereits der Nachweis eines Virus vorausgesetzt, ohne dass zu erkennen wäre, auf welcher wissenschaftlichen Grundlage diese Annahme gründete.
Und damit nicht genug. Wir verwiesen zudem darauf, dass der Zweck dieser Affenexperimente laut den Autoren allein darin bestanden habe herauszufinden, welche Affenrasse am empfindlichsten auf Ansteckungsexperimente reagiert. Insofern ist Palmers Interpretation, diese Versuche könnten als Beweis für die Existenz spezifischer ansteckender Viren angesehen werden, wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Und so fragen wir ihn: „Ziehen Sie diese Interpretation zurück? Falls ja, was wäre dann Ihre neue Argumentationsschiene?“
Doch weder dazu noch zu irgendeiner anderen Frage von uns bekamen wir von Palmer eine konkrete Antwort. Stattdessen beklagte er sich gewissermaßen am 13. April in seiner Antwort-E-Mail darüber, wir würden von ihm ja nur «erwarten», dass er uns ein entsprechendes Paper «auf dem silbernen Tablett serviert. So ein Paper gibt es aber nicht.» Anschließend empfahl er uns:
«Suchen Sie sich ein gutes Buch, das die historische Entwicklung der Virology nachzeichnet, und suchen Sie sich daraus die wichtigsten (zumeist älteren) Quellen zusammen. Bedenken Sie, dass niemand Ihnen irgendeinen Beweis schuldig ist.»
Doch auch hier liegt Palmer falsch. Denn der «burden of proof» – die Beweislast – liegt eindeutig bei denjenigen, die die Hypothese aufstellen, Viren wie SARS-CoV-2, HIV, H5N1 oder eben auch das Poliovirus seien fundiert nachgewiesen worden. Zitiert sei in diesem Zusammenhang die Virologin Beverly E. Griffin, die 1989 in Nature in Bezug auf HIV/AIDS schrieb, was ohne Frage als generell gültig bezeichnet werden kann [4]:
«Es wird sicherlich zu einer wissenschaftlich gesünderen Gesellschaft führen, wenn die Beweislast für HIV als tödlicher Krankheitserreger dorthin zurückkehrt, wo sie hingehört – zu denjenigen, die behaupten, dass HIV AIDS verursacht.»
Referenzen:
[1] Die ÄrzteZeitung schrieb dazu am 26. Juni 2020 in dem Artikel «Mit ‹Warp-Speed› zum Impfstoffdebakel?»: «Bereits Ende 2020 soll es einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben, spätestens aber Mitte 2021. Geschwindigkeit ist inzwischen zum wichtigsten Kriterium bei der Weiterentwicklung von Impfstoffkandidaten gegen das SARS-CoV-2 geworden. Die US-Regierung nennt ihr Förderprogramm sogar ‚Operation Warp-Speed‘, nach dem legendären fiktiven Antrieb bei Raumschiff Enterprise, der Reisen schneller als mit Lichtgeschwindigkeit ermöglichen soll.»
[2] Torsten Engelbrecht et al. Virus-Wahn, 10. Erweiterte Auflage, 2021, S. 78
[3] Ebd., S. 79 ff.
[4] T. Engelbrecht, M. Haberland, K. Demeter. «Virusnachweis, wo bist du? Teil II – eine Replik auf Michael Palmer», Transition News, 2. Oktober 2024
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Hans U. P. Tolzin, Jahrgang 1958, ist Medizinjournalist und setzte sich 1999 erstmals mit der Frage, ob Impfen Sinn macht oder nicht, auseinander. Das bekannte Portal impfkritik.de startete er im Jahr 2001. Seit 2005 ist er Chefredakteur und Herausgeber des impf-report, die im deutschsprachigen Raum führende impfkritische Zeitschrift für Mediziner und Laien. Er ist Autor folgender Bücher: «Die Seuchen-Erfinder», «Die Tetanus-Lüge», «Die Masern-Lüge», «Ebola unzensiert», «Machen Impfungen Sinn?», «Machen Tierimpfungen Sinn?», «Das Corona-Rätsel und die Virusfrage». Tolzin ist der Veranstalter des Stuttgarter Impfsymposiums, das bisher 13 Mal stattfand, und lebt in Herrenberg am Rande des Schwarzwalds.
Torsten Engelbrecht arbeitet als Journalist in Hamburg und ist Redakteur bei Transition News. Er ist Mitautor des 2006 erstmals erschienenen Buches «Virus-Wahn», das 2021 in einer stark erweiterten 10. Auflage erschien. Im Jahr 2009 kam sein Buch «Die Zukunft der Krebsmedizin» auf den Markt (mit vier Ärzten als Co-Autoren). Im selben Jahr erhielt er den Alternativen Medienpreis für seinen Artikel «Die Amalgam-Kontroverse». Ausgebildet wurde er beim Medienmagazin Message, das von dem Journalistik-Professor Michael Haller gegründet worden war. Er war u.a. fester Redakteur bei der Financial Times Deutschland. Als freier Journalist schrieb er unter anderem für OffGuardian, SZ, NZZ und The Ecologist.