1984, also vor mehr als 40 Jahren, erschien das Buch «Ernährung und Psyche». Darin werden die «Erkenntnisse der Klinischen Ökologie und der Orthomolekularen Psychiatrie» geschildert, die wesentlich darin bestehen, dass die Art der Ernährung und auch Industrietoxine wie Schwermetalle die Psyche eines Menschen entscheidend beeinflussen können.
So wirklich angekommen ist das in der schulmedizinischen Praxis aber irgendwie noch nicht. Gibt man zum Beispiel bei Google ein «Ursache von Depressionen», so erhält man als ersten Treffer folgende Antwort, in der von Ernährung keine Rede ist (genau so wenig wie von Industriegiften):
«Die Ursachen von Depressionen ... genetische Veranlagung, neurobiologische Faktoren wie Ungleichgewichte im Hirnstoffwechsel, psychosoziale Faktoren wie belastende Lebensereignisse, Stress und persönliche Dispositionen, sowie körperliche Ursachen wie hormonelle Veränderungen oder Begleiterkrankungen.»
Dabei berichtete kürzlich etwa Fox News, dass einer im Fachjournal Microbiome veröffentlichten Arbeit zufolge Zitrusfrüchte «positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können». Demnach kann der Verzehr Orangen zum Beispiel das Risiko für Depressionen um etwa 20 Prozent senken (TN berichtete).
Das gleiche Bild ergibt sich, wenn man bei Google danach fragt, was Albträume verursacht. Da finden Ernährung und Industrietoxine im ersten Treffer auch keinerlei Erwähnung:
«Albträume können vielfältige Ursachen haben, wobei Stress, traumatische Erlebnisse, psychische Erkrankungen und bestimmte Medikamente häufige Auslöser sind. Auch Schlafmangel, ungünstige Schlafumgebung und bestimmte Erkrankungen wie Schlafapnoe können Albträume begünstigen.»
Doch jetzt berichtet sogar das Mainstreammedium Daily Mail, dass der Verzehr von Käse direkt vor dem Schlafengehen Albträume verursachen kann. Der Artikel beginnt wie folgt:
«Wenn man dem Ammenmärchen Glauben schenken darf, sollten diejenigen, die ruhig schlafen möchten, nicht direkt vor dem Schlafengehen Käse und Kekse essen. Aber ist an diesem Mythos etwas Wahres dran? Eine Studie hat die Debatte darüber, ob Käse Albträume verursacht, endgültig beendet. Und die Ergebnisse könnten Sie dazu veranlassen, die Wahl Ihres Snacks am späten Abend noch einmal zu überdenken.»
So seien für die von The Odd Company, Spezialist für luxuriöse Taschenfederkernmatratzen, Diwans und Lattenroste, durchgeführte Studie 30 Teilnehmer rekrutiert worden. Diese hätten an vier Abenden vier der beliebtesten Käsesorten Großbritanniens – Brie, Cheddar, Stilton und Mozzarella – gegessen. Ergebnis: Der Verzehr von 30 g Käse vor dem Schlafengehen erhöhte die Wahrscheinlichkeit von Albträumen um 93 Prozent. Dabei berichteten die Probanden, dass ihre Träume nach dem Verzehr von Käse eine düsterere, stressigere und oft beängstigende Wendung nahmen. The Daily Mail:
«Sie beschrieben lebhafte und oft beunruhigende Träume, in denen sie betrogen wurden, zufällig ihren Ex trafen, an einem Geburtstag vergessen wurden, Freunde von fliegenden Robotern angegriffen wurden und von einem Lehrer beim Salsa-Kurs ausgeschimpft wurden.»
Das Autorenteam um Tore Nielsen vom Dream & Nightmare Lab, Center for Advanced Research in Sleep Medicine, am Centre intégré universitaire de santé et de services sociaux du Nord-de-l’Île-de-Montréal (CIUSSS-NIM) im kanadischen Montréal schlussfolgern:
«Diese Ergebnisse stützen die Hypothesen zu nahrungsmittelspezifischen Effekten, Trübsal durch Essen und Schlafeffekten in unterschiedlichem Maße. Sie reproduzieren Zusammenhänge zwischen Ernährung und Traummerkmalen und verweisen auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, insbesondere Laktoseintoleranz, als Faktoren, die zur Häufigkeit von Albträumen beitragen.
Die Erkenntnisse eröffnen neue Wege in der Forschung zum nahrungsmittelabhängigen Träumen, indem sie milchbedingte gastrointestinale Symptome als eine plausible Grundlage für bizarre oder verstörende Träume nahelegen. Sie haben klare Auswirkungen auf das Verständnis des Einflusses von Ernährungsfaktoren auf die Schlafqualität und das Auftreten von Albträumen und könnten als Grundlage für nicht-pharmakologische Interventionen bei Schlafstörungen dienen.»