Karriere ist etwas Herrliches,
aber man kann sich nicht
in einer kalten Nacht an ihr wärmen.
Marilyn Monroe

Liebe Leserinnen und Leser

Achtung, es folgt ein Trigger-Thema! Oder gleich mehrere. Da es in diesem Zusammenhang so viele tatsächliche oder vermeintliche Fettnäpfchen gibt, erspare ich mir jeglichen konkreten Disclaimer und schreibe einfach frisch drauf los. Es darf sich dann gerne jede Fraktion auf die eine oder andere Weise auf die Füße getreten fühlen.

Legen wir also los: «Was hält Frauen davon ab, das Wort zu übernehmen?», fragte vor einigen Tagen Kerstin Chavent auf Manova. Gute Frage. Tatsächlich sieht es in den alternativen Medien nicht viel anders aus als in den etablierten Medien und der Politik: Wort- und Meinungsführer sind in aller Regel Männer. Daran können auch Frauenquoten und andere politische Maßnahmen nicht viel ändern.

Und dort wo Frauen an der Macht sind, macht das die Lage bekanntlich auch nicht besser: siehe Annalena Baerbock, Ursula von der Leyen oder Angela Merkel. Aber um die soll es hier nicht gehen. Vielmehr um einige grundsätzliche Überlegungen:

Ich persönlich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel an Universitäten gerade die Professorinnen besonders kritisch gegenüber ihren Studentinnen sind. Da fallen auch schon mal Bemerkungen wie: «Werden Sie jetzt bloß nicht schwanger. Das schadet Ihrer Karriere.»

Ein Professor oder Dozent, der so eine Bemerkung fallen lassen würde, hätte heutzutage recht bald ernste Probleme. Frauen, insbesondere, wenn sie auch noch irgendeine «Gleichstellungs»-Funktion innehaben, lässt man das aber durchgehen. Und nicht nur das: Es wird auch noch als irgendwie witzig wahrgenommen. Genau genommen ist es aber ein massiver Übergriff in die Privatsphäre. Der feministische Slogan «Das Private ist politisch» hatte durchaus seine Berechtigung – jedoch war dieser eben als Kritik gemeint, nicht als Affirmation.

Kurz: Wer als Frau Karriere machen möchte, muss heute eigentlich ein noch größerer «Macho» sein, als es Männer überhaupt noch sein dürfen. Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser, das ganze Thema ist recht verworren und widersprüchlich, aber durchaus interessant ...

Persönlich kann ich noch sagen: Ich habe auch wesentlich mehr echte Unterstützung und Förderung von Männern erfahren als von Frauen. Und zwar frei von Sexismus oder irgendwelchen Hintergedanken.

Trotzdem landen die meisten Frauen immer noch – und zwar in allen Bereichen – eher in Positionen, in denen sie irgendeine Assistentinnen-Funktion haben. Selbst dann (oder gerade dann?), wenn sie tatsächlich und nachweislich besser qualifiziert und kompetenter sind, als die Männer, für die sie arbeiten. Oder – in Ausnahmefällen – die Frauen, was dann ja auch keinen großen Unterschied mehr macht. Siehe oben.

Woran liegt das? Nun, trotz der oben beschriebenen fragwürdigen «weiblichen» Verhaltensweisen, ist es in aller Regel dennoch so, dass Männer häufig einfach mal loslegen, in der Überzeugung, das schon ganz gut zu können. Soll heißen: Männer denken häufig auch dann, sie hätten es drauf und der Welt was zu sagen, wenn das ganz offensichtlich nicht oder nur bedingt der Fall ist. Bei Frauen verhält es sich hingegen eher umgekehrt. Selbst als Genie in einem bestimmten Bereich meinen sie häufig noch, nicht gut genug zu sein. Aber, wie bereits angedeutet: Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel! Willkommen im Reich der Komplexität und Uneindeutigkeit.

Es kommt meines Erachtens auch noch etwas anderes hinzu: Viele Frauen, insbesondere aus der alternativen Szene, begreifen möglicherweise viel schneller als Männer, dass ein großer Teil des medialen Theaters eben genau das ist: Theater. Und dass beim Theater die entscheidenden Dinge hinter den Kulissen geschehen, ist ein guter Grund, sich nicht allzu sehr in den Vordergrund zu drängen, wenn man tatsächlich etwas erreichen möchte ...

In diesem Sinne: Tun Sie das, was Ihnen selbst am besten liegt, unabhängig davon, ob Sie ein Mann sind oder eine Frau, gerne im Mittelpunkt stehen oder nicht, schüchtern sind oder eher mit großem Selbstbewusstsein gesegnet. Aber seien Sie trotzdem ein wenig sensibel für gesellschaftliche Schablonen und Dynamiken, die sich nun einmal überall einschleichen.

Und vor allem: Schauen Sie hinter die Kulissen. Wir bemühen uns täglich, den Vorhang ein wenig für Sie zu lüften.

Herzliche Grüße
Susanne Schmieden

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