Er ist wieder da: Christian Drosten. In seinem ersten Podcast nach längerer Sendepause fordert der Regierungsberater und Chefvirologe der Charité das Tragen von «Alltagsmasken» und rechtfertigt deren Nutzen in einem Vergleich mit Mundgeruch. Den hinkenden Vergleich wiederum haben etliche Medien unkommentiert übernommen, darunter auch die Welt:
«Drosten sagte, zur Veranschaulichung lasse sich die Wirkung der Masken an einer Begegnung mit einem Menschen mit Mundgeruch zeigen. ’Dieser Mundgeruch, das sind Aerosole’ sagte der Chefvirologe der Berliner Charité. Wenn sich etwa zwei Kollegen ohne Masken an einem Büfett begegnen und miteinander reden, bemerke der Kollege den Mundgeruch seines Kollegen».
Der Vergleich freilich ist wissenschaftlicher Nonsense. Denn Mundgeruch, oder Halitosis, ist ein unangenehm riechender Atem, der vorwiegend in der Mundhöhle entsteht. Häufigste Ursache hierfür sind bakterielle Zungenbeläge. Die Stoffwechselprodukte bestimmter Bakterien verströmen tatsächlich den unangenehmen Geruch. Nur: Duftmoleküle, zu denen auch jene des Mundgeruchs zählen, verbreiten sich nicht über Aerosole (Tröpfchen in der Luft).
Wäre es so, wie Drosten verbreitet, würde kein Spürhund mehr eine Fährte aufnehmen oder gar Leichen in Seen aufspüren können. Auch würden wir den Geruch von faulen Eiern, der im wesentlichen durch Sulfitmoleküle bestimmt wird, nicht mehr riechen. Ohnehin wäre die Welt für uns dann ziemlich geruchsfrei.
Moleküle wiederum sind chemische Konstrukte aus Atomen — und kommen meist in Gasform daher, wenn sie einen Geruch übertragen. Die Moleküle docken über sehr komplexe biochemische Prozesse letztendlich direkt oder indirekt an bestimmte Rezeptoren des Gehirns an — sehr vereinfacht ausgedrückt riechen wir auf diese Weise.