«Die Ukraine kann nur am Verhandlungstisch gerettet werden, nicht auf dem Schlachtfeld», schreibt der US-Ökonom Jeffrey Sachs in The Hill. Leider verstünden das Politiker wie der Ukrainer Oleg Dunda nicht, der glaubt, die USA würden die Ukraine vor Russland retten. Tatsächlich müsse die Ukraine vor den USA gerettet werden, so Sachs.
Die Ukraine repräsentiere Henry Kissingers Aphorismus, dass es gefährlich sei, ein Feind der USA zu sein, aber tödlich, ihr Freund zu sein. Vor dreißig Jahren sei die Ukraine von den US-Neokonservativen als Instrument gegen Russland genutzt worden. Diese hätten auf Einmischung in die ukrainische Politik, NATO-Erweiterung und militärische Aufrüstung gesetzt, um ihren Einfluss zu sichern. Der Ökonom weiter:
«Die Idee, die NATO auf die Ukraine auszudehnen, war töricht und gefährlich. Aus russischer Perspektive war die NATO-Erweiterung nach Mitteleuropa 1999 tief verwerflich und ein klarer Verstoß gegen das feierliche Versprechen der USA, dass die NATO sich ‹keinen Zoll weiter nach Osten› ausdehnen würde, aber sie war nicht tödlich für Russlands Interessen. Diese Länder grenzen nicht an das russische Festland. Die NATO-Erweiterung auf die Ukraine würde jedoch den Verlust der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol und die Aussicht auf US-Raketen, die nur Minuten vom russischen Festland entfernt sind, bedeuten.»
Sachs erläutert, dass die USA 2014 den Sturz des pro-russischen Präsidenten Janukowitsch unterstützten, was zu einer pro-westlichen und russlandfeindlichen Regierung geführt habe. Der darauf folgende Konflikt im Donbas hätte durch das Minsk-II-Abkommen gelöst werden sollen, doch die Ukraine und die USA hätten den Vertrag trotz öffentlicher Unterstützung untergraben.
Weitere diplomatische Chancen seien 2021 und 2022 von den USA abgelehnt worden. Russland habe angeboten, den Krieg zu beenden, wenn die Ukraine neutral bleiben würde, aber die USA und ihre Verbündeten hätten ein Abkommen blockiert (wir berichteten zum Beispiel hier und hier). Sachs schließt:
«Die Ukraine kann immer noch durch Neutralität gerettet werden, auch wenn Hunderttausende von Leben durch das Scheitern der Verhandlungen geopfert wurden. Die übrigen Fragen, einschließlich der Grenzen, können ebenfalls durch Diplomatie gelöst werden. Das Töten kann jetzt enden, bevor weitere Katastrophen die Ukraine und die Welt ereilen. Was die USA betrifft, so sind dreißig Jahre neokonservative Misswirtschaft mehr als genug.»