Russland investiert in ein Projekt, das Nordsibirien und den russischen Teil des Polarkreises zu einem internationalen Verkehrsknotenpunkt macht, wie die griechische Plattform Pronews meldet. Durch den Einsatz neuer Infrastrukturen wie Eisenbahnen, Autobahnen, Pipelines, Häfen und nuklearbetriebener Eisbrecher würde die Nordostpassage, also der Weg von Asien nach Europa nördlich an Russland vorbei, ab 2024 das ganze Jahr über zugänglich sein - trotz Sanktionen des Westens.
Bisher war die Nordostpassage etwa vier Monate pro Jahr befahrbar – je nach Wetter etwas mehr oder etwas weniger. Das Herzstück des Projekts ist ein riesiger Hafen auf der Halbinsel Taimyr im Wert von 100 Milliarden Dollar.
Diese Route verkürzt die Transportzeit zwischen China und Europa auf nur 19 Tage im Vergleich zu den derzeitigen 48 Tagen durch den Suezkanal. Die Route um das Kap der Guten Hoffnung herum ist noch länger. Die Nordostpassage könnte zu einer Alternative zum Suezkanal werden, insbesondere da die geopolitische Lage im Roten Meer unsicher geworden ist. Angriffe der Huthi-Rebellen in Jemen zwingen Schiffe, den Suezkanal zu meiden.
Die Auswirkungen auf Europa wären eher positiv, da der Transport von und nach Asien vereinfacht und die Kosten drastisch gesenkt werden. Dies würde voraussichtlich zu niedrigeren Preisen für Produkte und Konsumgüter führen. Allerdings hat diese Entwicklung negative Auswirkungen auf den Suezkanal, Ägypten und Griechenland, insbesondere auf den Hafen von Piräus. Im Gegensatz dazu wird der Hafen von Rotterdam in den Niederlanden, wo die Nordostpassage endet, an Bedeutung gewinnen.
Dass Russland diese Ausbauschritte eingeleitet hat, war bekannt. Die Transportmengen auf der Nordostpassage waren aber sanktionsbedingt bis zu den Angriffen der Rebellen am Suezkanal zurückgegangen. Russische Unternehmen, insbesondere im Bereich der Rohstoffe, dominieren den Verkehr, während westliche Unternehmen die Route meiden.
Deutsche Reedereien, die zuvor den Nördlichen Seeweg genutzt hatten, sind im Sommer wieder vermehrt auf den Suezkanal ausgewichen. Die Herausforderungen der arktischen Route, wie die zeitlich begrenzte Befahrbarkeit, höherer Aufwand durch Eis und Eisbrecher sowie geringe Hafenkapazität, tragen dazu bei, dass die Erwartungen an die Nordostpassage bisher nicht erfüllt wurden.
Ob sich die russischen Investitionen, die darauf zielen, diese Probleme zu beseitigen, angesichts der unsicheren Suezroute und der langen Fahrt um das Kap lohnen, wird sich weisen.