Das in der Schweiz ansässige Rote Kreuz (IKRK) ist eine alteingesessene und international tätige Organisation von beträchtlichem Ruf. Das IKRK ist durch die Genfer Konvention von 1949 beauftragt, formell und generell in allen Regionen der Welt, die von Naturkatastrophen oder von Menschen verursachten Katastrophen betroffen sind, Hilfe für Flüchtlinge, Verletzte, vermisste oder vertriebene Personen zu leisten.
Aber diese Prämissen scheinen sich erheblich geändert zu haben. Wie Reclaim The Net berichtet, gibt es eine Initiative, die jahrzehntelange Erfahrung und den guten Ruf des IKRK in eine «neue Realität» zu überführen. So habe sich die Organisation offenbar entschlossen, sich am Janus-System zu beteiligen – und bei ihren Hilfseinsätzen der auf biometrischen Daten basierenden digitalen ID auf die Sprünge zu helfen.
Dieses System wurde vom deutschen CISPA-Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit und der ebenfalls in der Schweiz ansässigen Ecole Polytechnique Federale de Lausanne (EPFL) entwickelt und hat sich zum Ziel gesetzt, den Einsatz biometrischer Daten in der humanitären Hilfe voranzutreiben. Angeblich, um bei humanitären Kriseneinsätzen Mehrfachregistrierungen zu vermeiden. Deshalb werden neue Instrumente geschaffen, «um die Identität von Empfängern humanitärer Hilfe zu überprüfen».
Bei der Einführung dieses Systems liege der Schwerpunkt wieder einmal auf den Entwicklungsländern, kritisiert Reclaim The Net. Humanitäre Hilfe sei eine gute Gelegenheit, diese Massenüberwachungsmaßnahmen als einzig mögliche Lösung des Problems darzustellen.
Es gebe inzwischen eine beunruhigend hohe Zahl von Fällen, in denen formelle Weltorganisationen wie die UN – oder auch andere informelle mächtige Gruppen – im Ausland Technologien «testen» würden, von denen sie wüssten, dass sie in ihren eigenen Ländern auf ernsthaften und starken Widerstand stoßen würden, konstatiert das Portal. Aus diesem Grund teste man sie in Ländern und Gesellschaften, in denen die Gefahren für den Schutz der Privatsphäre und der Datensicherheit entweder nicht gut bekannt sind – oder einfach durch die alltägliche Notwendigkeit des Überlebens zunichte gemacht werden.
Biometrische Datenerfassung, -speicherung, -verwendung und -missbrauch würden in diese Kategorie fallen. Zwar müsse man die Arbeit von Bürgerrechtsorganisationen in Industrieländern loben, die sie zu Hause leisten oder zu leisten versuchen, aber diese Gruppen müssten diesen «Experimenten durch die Hintertür» in ärmeren Ländern mehr Aufmerksamkeit schenken, resümiert Reclaim The Net.