In dieser Woche wurde in Schanghai der Lockdown aufgehoben. Nach mehr als 60 Tagen dürfen die meisten Menschen in der 25-Millionen-Stadt nun wieder ihre Häuser verlassen, zur Arbeit gehen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
Doch all das geht nicht ohne die gewohnte Manipulation vonstatten. Laut der britischen Zeitung The Guardian hat die Regierung die Medien am vergangenen Donnerstag angewiesen, über die geänderten Massnahmen zu informieren, ohne dabei den Begriff «Lockdown» zu verwenden. Diese «Zensurrichtlinien» seien China Digital Times zugespielt worden.
Die Regierung begründet diese sprachliche Manipulation so:
«Im Gegensatz zu Wuhan hat Schanghai nie einen Lockdown ausgerufen, daher gibt es kein Ende des Lockdowns.»
In allen Teilen Schanghais habe es Einschränkungen und Verbote «im Stil des Statikmanagements» gegeben, aber die Kernfunktionen der Stadt seien während dieser Zeit in Betrieb geblieben, rechtfertigt sich die Regierung.
«Wir betonen, dass die entsprechenden Massnahmen vorübergehend, bedingt und begrenzt waren.»
China Digital Times habe auch darauf hingewiesen, dass derartige Richtlinien den Verlegern manchmal mündlich übermittelt würden, so dass der Wortlaut der Anweisung möglicherweise nicht exakt sei, erklärt The Guardian.
Zudem berichtet die Zeitung, dass die Covid-Massnahmen nur für etwa 22,5 Millionen Menschen in Gebieten mit geringem Risiko aufgehoben wurden. Die Bewohner müssten in der Öffentlichkeit nach wie vor Masken tragen und Versammlungen meiden; das Essen in Restaurants sei weiterhin verboten. Die Geschäfte könnten zu 75 Prozent ausgelastet werden, Fitnessstudios sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder öffnen.
Die Behörden würden den Ausbruch der Seuche als «effektiv kontrolliert» bezeichnen. Allerdings seien die Medien auch aufgefordert worden, in ihren Artikeln zu betonen, dass die gelockerten Massnahmen «bedingt» seien, teilt The Guardian mit.
«Es ist keineswegs so, dass alle Personen in allen Bezirken der Stadt sofort frei ausgehen können, und es handelt sich auch nicht um eine einheitliche Lockerung», liess die Regierung verlauten.
Kommentare