Es haben nur wenige Medien berichtet, darunter die Bauernzeitung und die kleine, aber agile Plattform J: Die Gemeinde Kirchlindach plant die Errichtung von fünf Windkraftanlagen im Waldgebiet Lindechwald-Kohlholz, in unmittelbarer Nähe des Frienisbergs. Mit einer Höhe von 200 Metern und Rotoren mit einem Durchmesser von 140 Metern sollen die Windräder dort die Energieversorgung der Region unterstützen.
Doch nicht alle sind begeistert von diesem Vorhaben. Eine immer größer werdende Bürgerbewegung aus den umliegenden Gemeinden Kirchlindach, Meikirch, Münchenbuchsee, Seedorf, Schüpfen und Zollikofen, die sich unter dem Namen Gegenwind Frienisberg organisiert hat, kämpft gegen das Projekt. Ihr Ziel: den Bau der Windindustrieanlagen verhindern und die Region vor den möglichen Folgen eines solchen Projekts bewahren.
Die Argumente der Gruppe sind vielfältig und richten sich gegen die Zerstörung von Natur und Landschaft, die durch den Bau der Windräder befürchtet wird.
«Ein Bau dieser Industrieanlagen würde eine massive Zerstörung des Waldes, eine Verunstaltung unserer Landschaft und eine Beeinträchtigung der Wildtiere bedeuten», heißt es in einer Mitteilung der Aktionsgruppe.
Im Lindechwald und Kohlholz, den geplanten Standorten, müssten große Waldflächen gerodet werden. Diese Wälder sind für viele Tierarten wie Rehe, Füchse und zahlreiche Vogelarten wichtige Lebensräume.
Die Kritiker befürchten, dass die Windräder nicht nur den Lebensraum dieser Tiere zerstören, sondern auch die lokale Biodiversität gefährden könnten. Besonders betroffen wären laut der Aktionsgruppe Fledermäuse und Vögel, darunter Störche und Raubvögel, die durch die Rotoren der Windkraftanlagen gefährdet sind. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat die Region um den Frienisberg sogar als «Landschaft des Jahres 2024» ausgezeichnet, was die Bedeutung der Landschaft für den Natur- und Umweltschutz unterstreicht.
Doch nicht nur die Natur, auch die menschlichen Bewohner der Region sehen sich durch das Projekt beeinträchtigt. Die Bürgerbewegung warnt vor einem massiven Wertverlust von Immobilien in der Umgebung. Studien belegen, dass die akustischen und visuellen Belastungen durch Windkraftanlagen zu einem Rückgang der Immobilienpreise führen können, insbesondere in Siedlungsnähe. Der geplante Standort in Kirchlindach ist nur knapp 500 Meter vom Dorfkern entfernt, was für viele Anwohner eine unzumutbare Belastung darstellt.
Ein drängendes Thema für die Gegner des Projekts ist die gesundheitliche Belastung durch den Lärm, der von den Windrädern ausgeht. Besonders problematisch sind die aerodynamischen Geräusche, die durch die rotierenden Rotorblätter entstehen und vor allem nachts als störend empfunden werden. Zudem könnten Infraschallwellen, die in einem Bereich von 0,001 bis 20 Hertz auftreten, gesundheitliche Probleme wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel hervorrufen, warnen die Kritiker.
Auch die potenziellen Auswirkungen auf die Wasserversorgung der Region sind ein zentrales Anliegen. Der Frienisberg ist ein wichtiger Wasserspeicher für die umliegenden Gemeinden. Durch die Verankerung der Windräder im Boden, die mit bis zu 10.000 Tonnen Beton erfolgen soll, könnte die Grundwasserzirkulation gestört und die lokale Wasserversorgung gefährdet werden.
Der Kirchlindacher Gemeinderat, vertreten durch Gemeindepräsident Adrian Müller (FDP), zeigt sich derweil optimistisch hinsichtlich des Projekts. «Der Windpark ist eine große Chance für die Gemeinde», sagte Müller im Herbst 2024 gegenüber der Berner Zeitung. Dennoch ist sich der Gemeinderat bewusst, dass das Vorhaben in der Bevölkerung auf Widerstand stoßen könnte. Das Projekt befindet sich noch in der Planungsphase und soll, falls die Umweltverträglichkeitsprüfung und die wirtschaftlichen Abklärungen positiv ausfallen, den Stimmberechtigten vorgelegt werden.
Die Gegner des Windparks bleiben jedoch hartnäckig und setzen auf eine breite Mobilisierung. Sie fordern, dass auf die Windmessungen sowie auf die weitere Planung des Projekts verzichtet wird.
«Wir brauchen erneuerbare Energien, dort, wo sie sinnvoll sind», erklärt die Aktionsgruppe.
Doch aus ihrer Sicht macht der Bau eines Windparks in dieser Region wenig Sinn, da die negativen Auswirkungen auf Natur, Umwelt und Mensch in keinem Verhältnis zu den potenziellen Vorteilen der Windkraft stünden.
In ihren Protesten berufen sich die Gegner auch auf die Ineffizienz der Windenergie, insbesondere in der Schweiz. Windkraftwerke produzieren nur unregelmäßig und sind besonders im Winterhalbjahr, wenn der Strombedarf steigt, nicht in der Lage, eine verlässliche Energiequelle zu sein. Am Gotthard und am Nufenen produzieren die dort installierten Windräder für weniger als 10% der installierten Kapazität Strom. Zudem würden Windkraftanlagen nur dann effizient arbeiten, wenn sie durch andere, oft CO2-intensive Kraftwerke, wie Gaskraftwerke oder Pumpspeicherwerke, unterstützt werden, was den ökologischen Nutzen in Frage stelle, argumentieren die Projektgegner.
Die Aktionsgruppe fordert daher nicht nur den Stopp des Windparkprojekts, sondern auch den Schutz von Wäldern und Landschaften vor der Errichtung von Windkraftanlagen. Als erste Schritte unterstützen sie die Unterschriftensammlung für die eidgenössische Volksinitiative Gegen die Zerstörung unserer Wälder durch Windturbinen und Zum Schutz unserer direkten Demokratie ins Leben gerufen.
Die nächsten Monate dürften spannend werden: Während die Gemeinde Kirchlindach das Projekt weiter prüft, setzen die Gegner alles daran, eine breite öffentliche Diskussion anzustoßen und den Widerstand gegen den Windpark anzufachen. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Gemeinderat und die Bevölkerung letztlich entscheiden werden.
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